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Stadtmutanten (German Edition)

Stadtmutanten (German Edition)

Titel: Stadtmutanten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Strahl
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keine Killer. Meinst du nicht…«
    »Beleidige nicht meine Intelligenz, Marek. Du hast getötet, das sehe ich in deinen Augen. Ich lese es in deinem Gesicht. Das mag ich an dir, mein Freund: Du hast kein Pokerface. Ich kann dich lesen wie ein Buch. Und in deinem Gesicht steht, dass du getötet hast und es wieder tun kannst. Und Ben hat es auch getan. Also bitte, erzähl mir keine Märchen.«
    Ich schaute zu Ben. Ben verdrehte die Augen, zuckte mit den Achseln, lächelte gezwungen und nickte. Also würden wir gehen.
    »Alles klar. Wir tun es. Wir haben auf dem Weg hierher getötet und wir werden es wieder tun. Für heute Abend sind wir deine Krieger.«
     

 
     
     
     
    12 KOPFÜBER IN DIE HÖLLE
     
     
    Und so begann der Teil des Abends, an dem Ben beinahe alles vermasselt hätte. Andrej führte uns durch die Straßen Gröpelingens. Der Weg war steinig. Immer wieder mussten wir die Straße wechseln, wenn die zuvor gewählte Route durch einen Kampf oder eine Bande streunender Beißer versperrt war. In einigen Fällen kam uns die für Bremen typische Bauweise der Wohnhäuser mit den zusätzlichen Eingängen im Kellergeschoss zugute. Als einmal potenzielle Angreifer auftauchten, sprangen wir Hals über Kopf eine dieser steilen Treppen hinunter und gingen wie in einem Schützengraben in Deckung. Erinnerungen an den Tumult an der Waller Heerstraße wurden wach. Aber Egor hatte Recht: Auf dieser Höhe ging es deutlich heftiger zu. Waren die Nebenstraßen in Walle relativ ruhig gewesen, hatte sich durch die ausgebliebene Evakuierung Gröpelingens die Brutalität auf den Straßen ungefiltert entfalten können. Auf der Straße und in den umliegenden Häusern herrschte Krieg. Hier setzten sich nicht nur Gesunde gegen Totenmänner zur Wehr. Hier gab es Plünderungen, Einbrüche, Mord und Totschlag. Ich erinnerte mich daran, dass auch wir gezwungen waren, einen Kiosk zu plündern, um unser Überleben zu sichern. Hier mussten Hunderte, wenn nicht Tausende von Menschen sehen, wo sie blieben. Das Ergebnis war Chaos. Schließlich erreichten wir die Werftstraße. Hier war es endlich ruhiger, da es hier nur auf einer Straßenseite Wohnhäuser gab. Wir schlichen weiter. Endlich erreichten wir unser Ziel: Ein heruntergekommen wirkendes Haus direkt an der Straße. Die beiden umliegenden Häuser schienen verlassen. Das eine wurde offensichtlich gerade saniert, das auf der anderen Seite hatte es bitter nötig. Unser Ziel sah nicht viel besser aus: Die Fenster des Erdgeschosses waren vernagelt, jedoch standen auf den Klingelschildern Namen und es parkten einige Autos auf dem anliegenden Parkplatz. Andrej geleitete uns zum Hauseingang und kramte einen Schlüssel aus seiner Tasche.
    »Ich nehme an, Egor hat von Fatima erzählt. Sie hat mir diesen Schlüssel gegeben. Sie hat ihn ihrem Bruder aus der Tasche geklaut. Wenn er das rauskriegt, bringt der Bastard sie um. Also behalte ich ihn hier, damit ihr Typen ihn nicht drinnen verlieren könnt. Ich warte hier, bis der Job erledigt ist. Ihr klopft dreimal, ich mache auf. Kapiert?«
    Wir nickten. Mir gefiel der arrogante Tonfall des Jungen nicht, schluckte aber einen entsprechenden Kommentar herunter. Egor schien ihm zu vertrauen und wir konnten es uns nicht leisten, Egor zu verärgern.
    Andrej ließ uns hinein und verschloss hinter uns die Tür. Kein »viel Glück« oder gar ein Dank, dass wir für seine Familie die Kastanien aus dem Feuer holten. Hinter uns wurde der Schlüssel im Schloss herumgedreht und wir fanden uns im Dunkeln wieder. Es dauerte einen Moment, bis sich unsere Augen an die Dunkelheit gewöhnten. Ich bin nicht sicher, was Ben fühlte, aber was ich in diesem Moment erlebte, war purer Stress, nervlich wie körperlich: In jedem Sekundenbruchteil einen hinterhältigen Angriff erwartend, hatten sich meine Muskeln und Sehnen instinktiv zu einem harten, verkrampften Panzer zusammengezogen; ich schwitzte, war nervös. Derart geladen konnte ich nicht weiter gehen, ich brauchte meinen Verstand, doch der verabschiedete sich gerade. Ich zwang mich zur Ruhe. Auf die Atmung konzentrieren. Als ich mich endlich beruhigt hatte, stellte ich fest, dass ich nun meine Umgebung erkennen konnte. Wir befanden uns in einer Art Vorraum, einem Eingangsbereich, in dem die Bewohner ihre Schuhe und Jacken ablegten. Ben und ich standen direkt vor der Tür, die schließlich in den Wohnbereich führte. Dahinter schien alles ruhig. Ich schaute zu Ben hinüber. Er hatte die ganze Zeit über nichts gesagt

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