Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stadtmutanten (German Edition)

Stadtmutanten (German Edition)

Titel: Stadtmutanten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Strahl
Vom Netzwerk:
gerade mit meiner Morgenzigarette auf den Balkon gehen wollte hörte ich, wie Lila die Wohnung betrat. Ich ging zu ihr in den Flur, um sie zu begrüßen. Sie erschrak und wurde kreidebleich.
    »Hey, ich bin’s nur. Keine Panik.«
    Sie stand da mit offenem Mund. Sie sah übernächtig aus, ihre Augen füllten sich mit Tränen.
    »Wo bist du so lange gewesen, ich habe mir Sorgen gemacht!«
    »Komm mit, ich erzähle dir alles.«
    Ich nahm sie mit in das heilige Wohnzimmer. Das Zimmer, das Katie und ich auch als Schlafzimmer benutzten. Mir wurde bewusst, dass ich dies zum ersten Mal tat. Wir setzten uns auf den Bettrand und ich erzählte ihr alles, was seit gestern Morgen geschehen war. Als ich fertig war, musterte ich sie und erwartete ihre Reaktionen. Ich hatte erwartet, dass meine Fressattacke auf Mehmet Ekel hervorrufen würde. Dass ich sie damit abstoßen könnte. Aber sie sagte nichts, verzog nicht den Mund in Abscheu. Stattdessen umfasste sie meinen Kopf und küsste mich. Ich beobachtete mich, wie ich es zuließ und nach wenigen Sekunden den Kuss erwiderte. Unser Kuss wurde fester, leidenschaftlicher, beinahe wild. Dann geschah es: Ich umfasste ihren Körper und bevor ich mich versah, waren wir beide völlig entkleidet und vereinigten uns auf meinem Ehebett in wilder Ekstase. Lila umklammerte mich dabei, als befürchte sie, ich würde ansonsten wegfliegen. Ich selbst verlor mich vollkommen in dem Akt. Alles was ich spürte und tat verschmolz miteinander. Der Verstand war für diese Minuten vollkommen abwesend. Ich spürte ihren Körper, wie sich ihre Muskeln anspannten, ihre Wärme, wie sie sich immer stärker gegen mich presste, wie sie schließlich das Gesicht zu einer Fratze der Lust verzog. Ich war kein denkendes Wesen mehr. Ich war ein Tier.
    Danach lagen wir einige Zeit wortlos nebeneinander, jeder seinen eigenen Gedanken nachhängend. Ich lag auf dem Rücken und starrte die Zimmerdecke an, sie kuschelte sich seitlich an mich und kraulte meinen Brustkorb. Für einen Moment verspürte ich so etwas wie Frieden. Der Stress der letzten Woche fiel für diesen kurzen Moment von mir ab. Ich fühlte mich gut. Aber eben nur für einen kurzen Moment. Dann meldete sich das Gewissen. Verdammt, ich war gerade fremdgegangen! Und dabei konnte ich meinem Gewissen nicht einmal mit fadenscheinigen Ausreden wie Trunkenheit kommen. Und dann kam ein anderer Gedanke, der mir akut nicht weniger zu schaffen machte: Wenn der Biss eines Totenmannes ansteckend war, verhielt es sich mit anderen Körperflüssigkeiten nicht vielleicht genauso? Wir hatten überhaupt nicht auf die Verhütung geachtet. Ich war wie selbstverständlich mit dieser jungen Frau in die Kiste gestiegen, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden. Lila merkte offenbar, dass etwas nicht in Ordnung war.
    »Was denkst du gerade?«
    Ich schluckte.
    »Ich habe ein schlechtes Gewissen.«
    »Wegen ihr?«
    »Auch. Und wegen etwas anderem.«
    »Was ist es?«
    »Es ist… Vielleicht habe ich dich gerade infiziert.«
    Lila blieb cool.
    »Ach das.«
    »Was?«
    Sie lächelte.
    »Das hast du nicht. Das ist schon vorher passiert.«
    »Bist du gebissen worden? Wann?«
    »Erinnerst du dich an unseren Kuss im Karo?«
    Natürlich tat ich das. Wie konnte ich nur so dumm gewesen sein.
    »Tut mir leid, ich hatte das nicht auf dem Schirm, dass ich dich…«
    Sie legte mir sanft den Finger auf den Mund.
    »Mach dir keinen Kopf. Ich wollte es so.«
    »Du wolltest… infiziert sein? Warum in drei Teufels Namen wolltest du das?«
    »Ich wollte dir näher sein.«
    »Mir näher sein?«
    »Mehr mit dir gemeinsam haben. Etwas, dass sie nicht hat.«
    Ich löste meinen Blick von der Zimmerdecke und schaute sie an. Sie meinte es wirklich ernst. Nicht zu fassen.
    »Du hast mit mir geknutscht, um dich zu infizieren, damit du gegen meine Frau anstinken kannst?«
    »Ja. Und es hat sogar funktioniert.«
    »Bist du total bescheuert? Das ist kein Spaß. Das hier ist tödlicher Ernst. Wenn wir kein Koks mehr haben, werden wir beide zu Kannibalen. Das ist dir klar oder? Du hast dich damit selbst in die Verdammnis geschickt.«
    »Das ist mir bewusst. Aber in der Verdammnis kann ich mit dir zusammen sein. Sie kann es nicht. Denk mal drüber nach.«
    Damit stand sie auf, selbstbewusst, triumphierend, sexy und ging ins Bad. Ich lag noch eine Weile da und dachte über das gerade Gesagte nach. Ich fand die ganze Sache noch immer verantwortungslos und auch hoffnungslos naiv. Aber in einem Punkt hatte sie

Weitere Kostenlose Bücher