Stadtmutanten (German Edition)
unbestreitbar Recht: Eine Rückkehr zu Katie als hochgradig ansteckender Infizierter und noch dazu Drogensüchtiger war extrem schwierig. Lila dagegen könnte beides vollkommen egal sein und hatte so gesehen auf dem Papier die besseren Karten für eine zukünftige Beziehung. Ich bewunderte ihre Gerissenheit und hasste Sie im gleichen Moment dafür. Ich war manipuliert worden. Aber ich konnte nicht leugnen, dass ich mich ansonsten großartig fühlte. Mein Gott, meine Frau würde das vielleicht sogar verstehen, oder? OK, sie wäre ganz bestimmt nicht begeistert. Aber am Ende würde sie einsehen, dass es sich um eine Extremsituation gehandelt hatte, die nichts mit unserer Beziehung zu tun hatte. So war es doch schließlich, nicht wahr? Ich war in dem Moment zumindest davon überzeugt. Und Lila? Tja, sie war irgendwie selbst schuld. Verdammt, wie hatte mir der Sex gefehlt. Ich war voller Energie und Tatendrang. Probleme? Hah! Ich konnte mit allem fertig werden. Ich hatte Mehmets Horrorhaus überlebt, ich hatte Mehmet erledigt. Ich hatte die Kraft besessen, dem Ruf des Biestes in mir zu widerstehen und wieder ein Mensch zu werden. Zugegebenermaßen nicht ganz der, der ich einmal gewesen war. Aber der neue Marek war stärker und besser als der alte Jammerlappen, der sich ständig um alles und jeden Gedanken machte. Der sich ausnutzen ließ. Von nun an regierte der neue Marek. Der Macher, der Krieger, der Jäger, der endlich einmal etwas nur für sich tut. Ich stand auf und folgte Lila ins Bad. Ich öffnete den Duschvorhang und nahm Lila unter dem laufenden Wasser im Stehen.
19 TODESMETALL
Nachmittags stieg ich ins Auto und holte Enrico ab. Der Umzug ging sehr schnell über die Bühne: Er hatte einen Koffer, einen Katzenkorb und einen Reiserucksack gepackt, mehr nicht. Bevor wir abfuhren, ging ich noch einmal in Mehmets Wohnung und fand in der Sockenschublade das Köfferchen mit den Ampullen samt Spritzen. Ich wusste nicht genau, was ich damit vorhatte, nahm es aber mit. Wir machten auf dem Heimweg einen Abstecher in den Bunker, wo Enrico einen weiteren Rucksack mit einer CD für Marty, seinem Laptop und einigen elektronischen Krachmachern packte. Zuhause durfte Enrico wählen, ob er bei mir oder bei Marty einziehen wollte. Nachdem Lila ihn einmal scharf angesehen hatte, entschied er sich für Martys Wohnung. Das Mädchen ließ wirklich nichts anbrennen. Ich spürte eine kleine Woge des Zorns in mir aufsteigen. Wem gehörte die Wohnung, mir oder ihr? Gut, mir war es auch recht, dass Enrico zu Marty zog, aber mich störte es, dass sie sich eingemischt hatte.
Da unsere Vorräte langsam knapp wurden und wir nun zwei weitere Münder zu stopfen hatten, beschlossen wir, Murats Kiosk einen letzten Besuch abzustatten. Den Job erledigten Marty, Enrico und ich. Auf dieser Höhe des Steffensweges war zum Glück nichts los, aber wir konnten in einiger Entfernung einige schlurfende Gestalten ausmachen. Wir würden schnell arbeiten müssen. Vor Murats Kiosk stank es zum Himmel. Wir hatten die Leichen der Angreifer von unserem ersten Besuch nicht entsorgt, was sich nun rächte. Gegen die Übelkeit ankämpfend betraten wir mit Müllsäcken bewaffnet den Laden. Wir packten alles ein, was irgendwie nützlich erschien: Im Klartext räumten wir alles aus, was irgendwie essbar und rauchbar war. Auch Kisten mit Getränken aller Art wanderten in meinen Kofferraum. Enrico fand zudem einige Kartons mit Katzenfutter. Murat lag noch immer im Kühlhaus, wie wir ihn hinterlassen hatten. Sein Anblick rief Erinnerungen an unseren ersten Besuch wach. Es kam mir vor, als sei es Monate her gewesen. Etwas beschämt war ich mir meiner Angst und Unsicherheit an jenem Tag bewusst. Als wir wieder im Auto saßen, stellten wir fest, dass wir entdeckt worden waren. Eine Gruppe von Beißern beiderlei Geschlechts war bis auf 50 Meter herangekommen und näherte sich zielstrebig. Zeit, abzuhauen.
Den kommenden Tag verbrachten wir abgesehen von unserem Kontrollgang durch die Siedlung hauptsächlich im Haus. Ich nahm Enrico mit auf meinen Kontrollgang, um ihn einzuweisen. Es waren einige Totenmänner unterwegs, ihre Zahl blieb jedoch überschaubar. Enrico bewegte sich instinktiv gut, verbarg sich im Schatten und versteckte sich im entscheidenden Moment hinter Bäumen, Autos und Büschen. Am Ende stellte ich zufrieden fest, dass ich Enrico ohne Gewissensbisse diese Aufgabe allein übertragen konnte. Auf dem Heimweg liefen wir über den
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