Stadtmutanten (German Edition)
genehmigen?«
»Ja.«
»Abgefahren.«
Ich schüttelte den Kopf. Florian war schon ein besonderes Exemplar. Gabi und die anderen hatten ihn gut behandelt, klar. Aber ich selbst wusste, wie schwer es war, dem Drang zu widerstehen. Ich schüttelte den Gedanken ab und bestellte eine Runde Haake Beck bei Gabi. Als Lila und die Jungs sich bei Gabi festquatschten, setzten Enrico und ich uns zu Tobias und stießen mit ihm an. Ich hatte ihn irgendwo schon einmal gesehen, wusste aber nicht recht, wohin ich ihn stecken sollte.
»Ich hab dich schon mal gesehen. Wohnst du in der Nähe?«
»Nein, aber ich arbeite um die Ecke. Ich war auch bei der Arbeit, als es passierte. Und als ich versuchte zu fliehen, hat Vater Staat mich nicht mehr hinausgelassen.«
»Ist vielen passiert«, pflichtete ich ihm bei.
»Vielleicht, aber nicht viele sind von der Polizei niedergeknüppelt worden, als sie sich vor diesen Biestern retten wollten. Das ist nicht fair.«
Langsam ging mir ein Licht auf.
»Wo arbeitest du?«
»Ich arbeite im Jugendzentrum an der Waller Straße.«
Nun war alles klar.
»Du warst der Typ mit dem Bulli, der in die Polizeisperre gefahren ist, als die Metalfuzzis unterwegs waren.«
»Ihr habt das gesehen?«
Ich nickte.
»Na, dann wisst ihr ja, wovon ich rede. Diese Schweine, von wegen Freund und Helfer. Ich war in Todesangst und suchte Schutz. Und dann werde ich von denen krankenhausreif geschlagen.«
Enrico pfiff durch die Zähne.
»Wenn du im JUBZ arbeitest, dann weißt du sicher, was im AREA 51 passiert ist.«
Tobias stellte sich zunächst dumm.
»Wieso, was soll passiert sein?«
»Na komm. Einen Tag vor der Evakuierung gibt’s da drin ein Konzert. Und am nächsten Abend latscht eine Horde Totenmänner mit Metalklamotten aus Richtung Area 51 stadteinwärts. Mit einem Tag Verspätung. Das klingt doch irgendwie komisch, oder?«
Tobias seufzte. Dann nickte er.
»OK, es ist meine Schuld. Holt mir noch ein Bier, dann erzähle ich euch alles.«
Wir taten wie uns geheißen und holten noch eine ganze Runde. Tobias nahm einen großen Schluck und starrte auf die Flasche, als stünde darin irgendwo, was er uns zu erzählen hatte. Dann legte er los.
»Das AREA 51 gehört zum JUBZ und wird von uns vermietet. Nur an Privatveranstalter, versteht sich. Wenn man den Laden mieten will, muss man immer einen von uns mitmieten, als Aufpasser. Als die Jungs da ihr Konzert gemacht haben, saß ich im Nachbargebäude und habe gelesen. Ich bin gegen Mitternacht mal kurz rüber gegangen und hab mich versichert, dass alles in Ordnung ist. Und das war es. Alle waren gut drauf. Ich ging beruhigt zurück und dann muss ich eingenickt sein. Eigentlich war abgemacht, dass die um zwei Uhr nachts Feierabend machen, aber als ich um drei aufwachte und nach unten ging, war da immer noch Lärm. Ich schaute rein und sah, dass der Laden voll mit total besoffenen Jungs war. Einige tanzten, andere waren so besoffen, dass sie in der Ecke lagen. Und gestunken hat das! Ich war stinksauer. Also hab ich meinen Schlüssel genommen und sie eingeschlossen. Versteht ihr? Die wollten um zwei den Laden so übergeben, wie sie ihn betreten haben und eine Stunde nach Ablauf der Zeit sieht es aus wie in einem Schweinestall! Ich dache: ‚Sollen die erstmal saubermachen, vorher mache ich nicht auf.’ Dann bin ich wieder zu meinem Buch gegangen. Ich bin dann wohl wieder eingeschlafen. Als ich später aufwachte, schaute ich noch einmal rein. Da lagen alle auf dem Boden. Ich dachte, sie schliefen. Also hab ich sie wieder eingeschlossen und den Schlüssel auf den Tisch in unserem Büro gelegt, damit der Hauswart sie morgens rauslassen kann, wenn sie wieder nüchtern sind. Dann bin ich kurz nach Hause nach Findorff gefahren, um zu duschen. Als ich vormittags wieder kam, war hier die Evakuierung schon im Gange. Verdammt, ich hab noch gesehen, wie die Straßensperren errichtet wurden. Wieso haben die Penner mich überhaupt noch reingelassen? Nun gut, ich kam wieder zur Arbeit und der Hauswart war nicht da. Niemand war da. Dann erzählte mir ein Passant, dass alle evakuiert werden. Ich rannte runter zum Area 51, aber die schliefen noch alle. Oder waren tot, aber wie konnte ich das wissen? Also fuhr ich zum Hauswart nach Hause. Der war gerade am packen. Also hab ich ihm geholfen und dann wurden wir auch schon abgeholt. Ich wollte die ganze Zeit mit den Soldaten reden und ihnen erklären, dass da eine große Anzahl Jugendlicher eingeschlossen in einem Partyraum
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