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Stadtmutanten (German Edition)

Stadtmutanten (German Edition)

Titel: Stadtmutanten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Strahl
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drei nicht mehr da. So einfach ist das. Und unserem Freund Mehmet wird es egal gewesen sein, dann wären die Nüchternen halt das Frühstück für die Anderen. Aber das ist nicht passiert.«
    »Was ist eigentlich passiert, nachdem die Bullen dich verprügelt haben?«, fragte ich, um Tobias nicht noch mehr vorzuführen.
    »Sie haben mich ins Krankenhaus nach Gröpelingen gefahren. Dort wurde ich behandelt und dann wieder verhört. Als sie dann sicher waren, dass ich mit dem Ausbruch der Epidemie nichts zu tun hatte, haben sie mich in Ruhe gelassen. Verdammt, wenn ich gewusst hätte, dass ich den Wichser sogar getroffen habe, der hierfür verantwortlich ist.«
    »Er kann nicht ganz allein verantwortlich gewesen sein. Aber er hat es schlimmer gemacht. Viel schlimmer. Wie lange warst du im Krankenhaus?«
    »Drei Tage, dann haben sie mich wieder zum JUBZ gefahren, weil es meine einzige Adresse im Sperrgebiet ist. Da habe ich mich aber nicht wohl gefühlt. Fast alle Außenwände sind Fenster, wisst ihr? Man kommt sich vor wie Frischfleisch im Schaufenster, wenn diese Dinger draußen herumlungern.«
    »Ist das Krankenhaus noch für normale Besucher geöffnet?«, fragte ich hoffnungsvoll.
    »Keine Chance. Da ist alles abgesperrt und hinter den Zäunen stehen Hunderte von diesen Stinkern. Man kommt sich vor wie im Film. Wenn du da rein willst, musst du die Polizei fragen. Die entscheiden dann, ob du ins Krankenhaus darfst.«
    Enrico schnaufte verächtlich. »Früher hat die Welt neidisch auf Deutschlands Gesundheitssystem geschielt. Nun seht ihr, was davon übrig bleibt, sobald eine Krisensituation eintritt. Jetzt entscheidet der Staat selbst, wen er retten will.«
    »Nun hör mal«, entgegnete Tobias, »die tun schon, was sie können.«
    »Ach ja? Und nach welchen Kriterien wählen die aus, wer medizinische Versorgung erhält? Wo bleibt die Hilfe von außerhalb? Wo bleiben die Hubschrauber, die Pakete mit Medikamenten, Lebensmitteln und - was weiß ich - Windeln und so abwerfen? Antibiotika, mein Gott, verdammtes Insulin! Ja, sag mir, was ein Diabetiker in der Situation hier macht! Nichts! Und warum? Weil es der Regierung, den Ärzteverbänden und dem Rest der beschissenen Gesellschaft scheißegal ist, was mit den Menschen hier passiert.«
    Enricos Wutausbruch hatte alle zum Schweigen gebracht. Die Musik war aus, keiner sagte irgendetwas. Nicht einer von uns hatte bisher so tief darüber nachgedacht. Wir fühlten uns schuldig. Schuldig, weil wir nicht an diese armen Menschen gedacht hatten. Und schuldig, weil wir alle wussten, dass wir, wären wir nicht direkt betroffen, auch nichts getan hätten, um den Notleidenden zu helfen. Vielleicht einen kleinen Betrag auf ein Spendenkonto eingezahlt, von dem vielleicht nur ein noch kleiner Rest im Krisengebiet ankam, weil die Manager der Hilfsorganisationen ihre dicken Gehälter einstreichen müssen. Aber nach dieser kleinen Spende hätten wir uns wieder beruhigt in unsere Sessel fallen lassen und festgestellt, dass wir dringend unser Facebook-Profil aktualisieren müssen.
    Enrico hatte Recht und der Abend war gelaufen. Und ich hatte einen Plan.
     

 
     
     
     
    20 AUTOGRAMMSTUNDE
     
     
    Am nächsten Tag frühstückte ich ausgiebig und warf mich in meine Kampfmontur. Da ich zur Polizei ging, achtete ich darauf, keine offensichtlich gestohlenen Gegenstände aus Polizei- oder Militärbeständen anzuziehen. Ich trug also Armeehosen und Armeestiefel, die theoretisch aus einem Secondhand-Laden stammen könnten. Dazu trug ich meine Lederjacke und fingerlose Handschuhe. Meinen Stahlknüppel nahm ich ebenfalls mit. In meine Innentasche packte ich zudem eines der Röhrchen, die ich Mehmet abgenommen hatte und die Visitenkarte von Doktor Bayer. Und natürlich ein kleines Tütchen mit einer mehr als ausreichenden Menge weißen Pulvers. Damit begab ich mich freilich auf verdammt dünnes Eis, jedoch konnte ich Bayer wohl kaum von der Wirkung des Kokains ohne Präsentation überzeugen. Bevor ich ging, gab es einen gehörigen Streit mit Lila. Ich hatte ihr erzählt, dass ich versuchen wolle, in Kontakt mit Doktor Bayer zu kommen. Wenn wir uns dann gegenüberstünden, würde ich ihm meine Geschichte erzählen: Von der Wirkung des Kokains bis hin zu Mehmet. Dann würde ich Mehmets Ampulle und eine Probe Kokain präsentieren. Zusammen mit einer Blutprobe von mir wäre es doch vielleicht möglich, ein Heilmittel zu entwickeln, das all dies beenden könnte! In meiner Euphorie hatte ich erwartet,

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