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Stadtmutanten (German Edition)

Stadtmutanten (German Edition)

Titel: Stadtmutanten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Strahl
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man Rhesus Negativ als normal bezeichnen kann. Ich habe allerdings - ähem - der Natur etwas auf die Sprünge geholfen.«
    Bayer schaute mich auffordernd an, wedelte dabei ungeduldig mit den Händen.
    »Was ist es? Nun sagen Sie schon, Mann.«
    »Kokain.«
    »Was?«
    »Ben und ich haben Kokain konsumiert.«
    »Das ist alles? Kokain?«
    »Ja. Aber der Effekt ist nur temporär. Man muss nachlegen. Aber nicht allzu oft.«
    Bayer war baff. »Auf Kokain sind wir nicht gekommen. Aber das macht natürlich Sinn.«
    »Was macht einen Sinn?«
    »Tut mir leid, darf ich nicht sagen. Entschuldigen Sie mich einen Augenblick.«
    Bayer stürmte grimmig aus dem Raum und raunzte die Wache an, er solle seinen Vorgesetzten rufen. Als dieser eintraf, begann eine rege Diskussion. Ich konnte nicht alles verstehen, aber aus den Gesprächsfetzen hörte ich heraus, dass Bayer dem Offizier vorhielt, Informationen zurückgehalten zu haben. Der Offizier antwortete in einem scharfen Zischen, so dass ich kein Wort verstehen konnte. Was immer er sagte, es war nicht freundlich. Und es verfehlte nicht seine Wirkung. Schließlich gab Doktor Bayer auf.
    »Nun gut, wenn es das ist, was Sie wollen!«
    Es folgte eine gezischte Frage des Offiziers, die ich nicht entziffern konnte.
    »Geben Sie mir 15 Minuten.«
    Dann hörte ich sich entfernende Schritte. Der Offizier ging, aber es war klar, dass er zurückkommen würde. Dann kam Bayer zurück in den Raum. Nun war er an der Reihe, um Fassung zu kämpfen. Es gelang ihm nur bedingt. Er wanderte zu seinem Schrank und holte eine Injektionslösung und ein Klarsichttäschchen mit Einwegspritzen heraus.
    »So, Herr Winter. Wie es aussieht, sind noch einige Tests nötig, um ganz sicher zu gehen«, sagte Doktor Bayer ein wenig zu laut. »Ich möchte sehen, wie Ihr Körper auf diese Injektion reagiert. Keine Angst, es besteht keine Gefahr für Sie.«
    Er zog eine Spritze auf und kam nah an mich heran. Ich spannte instinktiv meinen Körper in Erwartung der Injektion. Doch sie kam nicht. Stattdessen drückte Bayer mir die Spritze und einen Schlüssel in die Hand und legte seinen Mund an mein Ohr.
    »Das Militär wusste um die Wirkung des Kokains. Sie haben mich hier nach einem Gegenmittel suchen lassen, bis ich resignierte, obwohl sie den Schlüssel dazu hatten. Die wollen uns verarschen.«
    »Sie sagten vorhin, das mit dem Kokain mache Sinn. Was meinten Sie damit?«
    Bayer lachte bitter. »Der kommandierende Offizier hat an alle seine Jungs Kokain austeilen lassen. Wegen der Anstrengung, meinte er. Er sagte, es müsse unter uns bleiben. Was war ich für ein Idiot. Die wussten das die ganze Zeit.«
    »Haben die den Erreger produziert?«, raunte ich zurück.
    Bayer lachte. »Nein, das glaube ich nicht. Ich tippe eher auf irgendeinen Verbündeten oder einen potenziellen Feind, dem sie es gestohlen haben. Sie haben ja keine Ahnung, wie viele Spionagespielchen mit Medikamenten betrieben werden. Ich schätze, die Bundeswehr sollte nur einen Botendienst ausführen, den sie dann vergeigt hat. Wie dem auch sei: Die wollen Sie zum Schweigen bringen, weil Sie die Wahrheit kennen. Und ich soll denen helfen. Ich habe denen gesagt, dass ich Sie unter Narkose setze. Dann sollen Sie abtransportiert, verhört und mundtot gemacht werden. Das kann ich nicht zulassen. Sie sind gekommen, um uns alle zu retten.«
    »Und was jetzt?«
    »Ich werde Ihnen helfen. Sie gehen durch diese Verbindungstür in den Nebenraum und stellen sich vor die Tür zum Flur. Wenn ich sehe, dass Sie in Position sind, werde ich laut um Hilfe schreien. Der Soldat vor der Tür wird hineinstürmen und Ihnen dadurch ein Zeitfenster für die Flucht öffnen.«
    »Was ist mit Ihnen? Sie sind ebenfalls ein belastender Zeuge.«
    »Machen Sie sich um mich keine Sorgen. Die werden mich einschüchtern, vielleicht bestechen. Aber die werden es nicht wagen, mir ein Haar zu krümmen.«
    »Ich will Sie nicht auf dem Gewissen haben.«
    »Vergessen Sie es, es gibt zu viele Zeugen. Die können mir nichts, es sei denn, sie liquidieren die ganze Belegschaft gleich mit. Außerdem brauchen die mich. Also: Wenn der Soldat den Raum betritt, öffnen Sie die Tür und rennen nach rechts. Bloß nicht nach links! Dann gehen Sie durch die Tür auf der rechten Seite. Gleich darauf finden Sie ein Treppenhaus, das nur das Personal benutzt, falls der Aufzug nicht funktioniert. Die Tür müsste offen sein, ich bin gerade dadurch gekommen. Rennen Sie die Treppe herunter. Dann nehmen Sie diesen

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