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Stadtmutanten (German Edition)

Stadtmutanten (German Edition)

Titel: Stadtmutanten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Strahl
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Der Junge hatte eine beeindruckende und haarsträubend widerliche Technik: Er legte den Mund auf eine der Wunden, verbiss sich ins Fleisch und zerrte saugend daran, bis sich ein Stückchen löste, welches er dann freudig verschlang. Hätte er einen Schwanz gehabt, so hätte er mit ziemlicher Sicherheit damit gewedelt. Nach dem zweiten oder dritten Bissen, den ich auf diese Art miterleben durfte, war jedes Gefühl von Faszination aus mir gewichen. Ich fühlte mich schuldig und voller Ekel. Mein erster Impuls war, diesem kleinen Widerling einfach den Schädel einzuschlagen. Aber dann besann ich mich und schlich ins Büro, wo ich das Kokain hortete. Das Paket lag offen auf dem Schreibtisch. Wie Eric es geschafft hatte, seine Einnahme zu verpassen, obwohl das Kokain nur drei Meter Luftlinie entfernt von ihm lag, war mir ein Rätsel. Ich entnahm eine Handvoll und bewegte mich leise durch die Wohnung, bis ich hinter Eric stand. Ich atmete tief durch, dann packte ich Eric von hinten, riss ihn hoch und stopfte sein zum Biss bereites Maul und beide Nasenlöcher mit einer mehr als großzügigen Ladung weißen Pulvers. Nach einem kurzen Aufflackern wilden Zorns in Erics Augen versteifte sich sein Körper in den obligatorischen Krämpfen der Rückverwandlung, die ich selbst so oft ertragen hatte. Ich ließ ihn einfach fallen, zündete mir eine Kippe an, setzte mich aufs Bett und beobachtete den sich in Krämpfen windenden Körper. Als die Krämpfe vorüber waren, wirkte Eric zunächst orientierungslos. Dann erblickte er mich. Seine Augen weiteten sich.
    »Marek, was? Dein Gesicht.«
    Ich musste mein Gesicht nicht berühren um zu wissen, dass ich mich verwandelte. Meine Wut ging mit einem tieferen Bedürfnis einher. Dem Bedürfnis, dem kleinen Wichser für seine Dummheit den Kopf abzureißen und seine Überreste neben seinem ersten und letzten Opfer liegen zu lassen, nachdem ich mich an ihm gelabt hatte. Die Tatsache, dass ihn meine Verwandlung mehr interessierte als seine eigene Tat, machte die Sache nicht gerade besser. Am Ende rettete es Eric den Hals, dass schließlich doch die Erkenntnis in ihm eintrat. Er führte die Hand zum Mund und starrte auf die Reste des Kokains an seiner Hand. Er starrte an sich herunter, noch nicht wagend, sich zu Lila umzudrehen.
    »Was? Ich… Marek, ich… Lila? Was?«
    Das ständige »Was« machte mich wuschig, also stand ich auf und packte Eric an beiden Schultern. Ich zog ihn ruppig hoch, drehte ihn um und hielt sein Gesicht direkt über Lilas Körper, ihn über das ganze Unheil führend.
    »Da! Schau dir an, was du getan hast, du Idiot! Schau es dir genau an!«
    Schließlich warf ich ihn neben Lilas Leiche zu Boden. Eric rappelte sich auf und schaute ein zweites Mal zu Lilas Körper, dann zu mir. In seinen Augen lag Entsetzen.
    »Marek, es tut mir so leid.«
    »Sollte es auch, du Pisser! Sie ist tot.«
    »Tut mir leid, ich weiß, dass sie dir viel bedeutet hat; sie war ja so was wie deine Freundin.«
    »Was dich nicht daran gehindert hat, sie zu ficken, nicht wahr du kleiner Wichser?«
    Eric senkte den Blick und starrte auf seine Fußnägel. »Sorry, ich dachte, du kommst nicht wieder.«
    Ich konnte es nicht fassen.
    »Eric, verdammt noch mal, du hast sie getötet und versucht sie zu essen, und du machst dir ernsthaft Sorgen, ich könnte sauer sein, weil du vorher deinen Schwanz in sie gesteckt hast?«
    Er antwortete nichts. Langsam füllten sich seine Augen mit Tränen.
    »Wie konnte es überhaupt passieren, dass du dich verwandelt hast?«
    »Ich wollte eigentlich ins Büro gehen und mir die Nase pudern. Wirklich. Aber sie wollte unbedingt vorher noch ficken, es ausreizen und so. Einen Kick daraus holen. Ich fand‘s nicht so geil, aber sie ging total darauf ab. Tja, und dann sind wir eingeschlafen.«
    Ich nickte. Für Außenstehende hörte sich Erics Geschichte wie eine müde Ausrede an, aber ich hatte Lila erlebt und wusste, welche Macht sie mit ihrer fordernden Art ausüben konnte. Eric hatte nicht als Schlappschwanz gelten wollen und sich auf das gefährliche Spiel eingelassen. Lila hatte natürlich nicht gewollt, dass etwas in dieser Art passierte. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass Eric tatsächlich so dämlich war, das Spiel wirklich bis zum Äußersten zu spielen und sich im entscheidenden Moment nicht durchzusetzen. Meine Wut war damit ein wenig gedämpft. Missverständnisse zwischen Mann und Frau hatten unzählige Beziehungen zerstört und wahrscheinlich nicht zum ersten Mal mit

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