Stählerne Jäger.
diesem Abend mit höheren Dienstgraden ins Gespräch zu kommen, weil sie hofften, einen einflussreichen Sergeanten oder Verwaltungsbeamten kennen zu lernen und einen guten Eindruck bei ihm zu hinterlassen.
Zielscheibe der meisten Scherze und anzüglichen Bemerkungen an diesem Abend war der Lehrgangs beste Paul Leo McLanahan. Jeder erfahrene Cop wollte mit ihm reden, um zu sehen, aus welchem Holz die Nummer eins der neu zum Department kommenden »Quietscher« (wegen des Geräuschs ihrer brandneuen Schulterriemen aus Leder) geschnitzt war. Aber Paul tat etwas, das den Blutdruck seiner meisten Quälgeister ansteigen ließ: Er war höflich. Er sprach sie mit »Sir« oder »Ma'am« oder ihrem Dienstgrad an, falls er ihn kannte. Er vermied es, sich in Diskussionen – »Na, was halten Sie von unserem Chief, diesem Scheißkerl? –, ein Wetttrinken – »Lassen Sie das Biertrinken, Rookie, und trinken Sie einen Bourbon mit uns wie ein richtiger Mann!« – oder Armdrückwettbewerbe – »Hey, ich will Ihnen mal zeigen, dass ein guter kleiner Kerl jeden großen Kerl schlagen kann!« – hineinziehen zu lassen. Mischte Paul sich in eine Diskussion ein, tat er es nur, um einen Freund vor einer Konfrontation zu bewahren oder einen Streit zu schlichten; ging er danach weiter, hatten alle Beteiligten das Gefühl, er stehe auf ihrer Seite.
Als Paul hinter die Theke kam, um Patrick und Wendy beim Gläserspülen zu helfen, sah er, wie sein Bruder ihn grinsend musterte. »Was gibt's?«
»Ich staune nur über dich«, antwortete Patrick. »Ich kann kaum glauben, dass du der Junge bist, dem es früher solchen Spaß gemacht hat, seine Geschwister zu überfallen und zu erschrecken. Du bist so locker, so verdammt… was eigentlich?
Diplomatisch.«
»Das gehört zu den wichtigsten Dingen, die sie uns beigebracht haben, Patrick – was man in den ersten Sekunden einer Auseinandersetzung oder manchmal sogar vor der Ankunft am Tatort tut, kann für den Ausgang entscheidend sein«, sagte Paul.
»Tritt man kompromisslos aggressiv auf, als wollte man jeden in den Hintern treten, reagieren alle gereizt auf diese Herausforderung, und bevor man sich's versieht, bricht eine Schlägerei oder Schießerei aus. Höflichkeit nimmt den meisten Kerlen den Wind aus den Segeln – spricht man jemanden oft genug mit ›Sir‹ an, was allerdings ernsthaft klingen muss, haut er irgendwann vor lauter Langeweile ab.«
»Nöh. Ich würd' einfach meine Kanone ziehen und ihn umlegen«, widersprach Patrick grinsend.
»Das ist die absolut letzte Option«, erklärte Paul ihm ernsthaft. »Dad hat mir erzählt, dass er in zweiunddreißig Dienstjahren nur in ein halbes Dutzend Schießereien verwickelt gewesen ist und jeden abgegebenen Schuss bereut hat – obwohl er immer nur geschossen hat, um sein Leben oder das eines anderen Cops zu schützen. Bei der Polizei gibt's Männer, die außer auf dem Schießplatz noch nie im Dienst geschossen haben. Ich möchte einer dieser Männer werden.«
»In dieser Stadt? Schwer vorstellbar«, sagte Wendy trocken.
Wendy McLanahan war im neunten Monat ihrer Schwangerschaft, die man ihr aber kaum ansah – sie war so wenig rundlich, dass die meisten Leute kaum glauben konnten, dass ihr Entbindungstermin in weniger als vier Wochen sein sollte. Sie trug eine Umstandshose und eine weite Seidenbluse von Victorias Secret, aber auch ohne weitgeschnittene Kleidung trug sie ihr Baby unter straffen Bauchmuskeln und bewegte sich nicht schwerfällig oder gar watschelnd. Sie hatte ihr rotbraunes Haar lang wachsen lassen, sodass es sich jetzt verführerisch über ihre Schultern schlängelte und mit seinen Spitzen ihren vollen Busen streifte.
»Deine Einstellung gefällt mir viel besser als die deines Bruders – aber du musst berücksichtigen, dass er jahrelang dafür ausgebildet worden ist, Zivilisten zu bombardieren.«
»Ja, ich weiß – der vom SAC ausgebildete Babykiller«, bestätigte Paul lächelnd, »Wie hast du die Abkürzung SAC immer gedeutet? Als Zielliste: ›Schools and children‹ stimmt's? Hey, Cargo.« Paul hielt einen vorbeigehenden uniformierten Cop am Arm fest. »Cargo, das sind mein Bruder Patrick und seine Frau Wendy. Patrick, Wendy, das ist Craig LaFortier. Wir nennen ihn Cargo.« Dieser Spitzname war verständlich – der Zweimetermann LaFortier wog mindestens hundertzwanzig Kilo. »Spielt jedes Jahr als Footballverteidiger um die Big Bowl mit. Er ist mein FTO.«
»Richtig«, sagte LaFortier mit einer Stimme wie ein
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