Stählerne Jäger.
vielleicht nicht mehr pressen, wenn sie müsste. Wir geben ihr Oxytozin, um die Wehen zu beschleunigen, und sie bekommt ein leichtes Schmerzmittel in den Tropf. Sobald sie bei fünf Zentimetern ist – in spätestens ein bis zwei Stunden –, können wir…«
»In ein bis zwei Stunden!«, rief Patrick aus. »Das Ganze dauert jetzt schon fast zwanzig Stunden!«
»Ich glaube nicht, dass die richtigen Wehen schon eingesetzt hatten, als Sie Ihre Frau zu uns gebracht haben, Mr. McLanahan«, sagte der Geburtshelfer. »Jedenfalls müssen wir den Dingen ihren Lauf lassen. Wir wollen ein Übermaß an Intervention vermeiden. Eine Beschleunigung der Wehen reicht vorläufig aus. Wir wollen einen Kaiserschnitt wenn irgend möglich vermeiden.«
»Ein Kaiserschnitt kommt nicht in Frage, Doc«, erklärte Patrick ihm. »Wendy wollte, dass die Geburt so natürlich wie möglich abläuft – mit einem Minimum an Schmerzmitteln und maximaler Beweglichkeit…«
»Das weiß ich, Mr. McLanahan«, sagte der Arzt, »aber die Geburt läuft offenbar nicht wie geplant ab. Unter Umständen bleibt uns keine andere Wahl, als…«
»Lesen Sie ihre Krankenakte, Doc«, forderte Patrick ihn auf.
»Bei ihr darf kein Kaiserschnitt vorgenommen werden.«
»Ich habe mir die Unterlagen angesehen, die Dr. Linus mir gefaxt hat, Mr. McLanahan, und seine Anmerkung über Unterleibsverletzungen und Herz- und Lungenschäden gelesen. Und ich habe auch gelesen, dass Dr. Linus wegen des hohen Risikos für Wendy, falls bei der Geburt Komplikationen auftreten, einen Schwangerschaftsabbruch empfohlen hat.« Der Arzt sah Patricks schuldbewussten Gesichtsausdruck und hatte Mitleid mit ihm. Die beiden wünschten sich offenbar so sehr ein Kind, dass sie bereit gewesen waren, das Leben der Mutter zu riskieren. Er blätterte in der Krankenakte, runzelte die Stirn und warf Patrick einen prüfenden Blick zu. »Ein paar Dinge sind mir nicht recht klar, Mr. McLanahan«, fuhr er fort. »Ich sehe Narben, vielleicht Verbrennungsnarben, am Unterleib und Schäden an Herz und Lunge, aber die Ursache ist nicht angegeben. Wie hat Ihre Frau sich diese Verletzungen zugezogen ? Bei einem Verkehrsunfall ?«
Patrick schluckte trocken und wirkte erkennbar verwirrt und besorgt. »Ich… das darf ich Ihnen nicht sagen«, antwortete er.
»Wie bitte?«
»Ich darf Ihnen keine Einzelheiten erzählen, Doc«, sagte Patrick. »Ich dachte, Dr. Linus würde Ihnen in einem kurzen Begleitschreiben mitteilen, warum sie…«
»Er schreibt hier etwas über Vorgänge, die streng geheim bleiben müssen«, unterbrach ihn der Geburtshelfer, »aber ich muss wissen, was Ihrer Frau zugestoßen ist, bevor ich sie und das Baby behandeln kann. Sie verlangen von mir, im Dunkeln zu tappen, Mr. McLanahan, und das ist gefährlich. Wollen Sie Ihrer Frau und Ihrem ungeborenen Kind das zumuten ? Was ist wichtiger –
die nationale Sicherheit oder das Leben Ihrer Frau und Ihres Kindes?«
»Selbstverständlich meine Familie«, antwortete Patrick resolut. »Ich sage Ihnen alles, was Sie wissen müssen. Was ist mit diesem Oxytozin, mit diesem Wehenbeschleuniger?«
»Dieses Mittel beeinflusst und bestimmt zuletzt Häufigkeit und Intensität ihrer Wehen, sodass wir sie besser unter Kontrolle haben«, sagte der Arzt. »Danach müsste alles ziemlich schnell gehen. Bleibt die Wirkung aus, müssen wir über andere Möglichkeiten nachdenken…«
»Nicht über einen Kaiserschnitt«, stellte Patrick nachdrücklich fest.
»Schließen Sie einen Kaiserschnitt aus, gefährden Sie die Gesundheit, sogar das Leben des Babys…«
»Keinen Kaiserschnitt, habe ich gesagt«, wiederholte Patrick laut und starrte den Arzt dabei durchdringend an. »Ich will Wendys Leben auf keinen Fall riskieren. Punktum.«
Der Arzt nickte. Er sah den Schmerz in Patricks Blick. »Also gut, ich habe verstanden. Das können wir später entscheiden –
die Sache hat wahrscheinlich noch ein paar Stunden Zeit. Aber erst müssen wir offen miteinander reden. Setzen Sie sich bitte…«
Seventh und K Street, Sacramento
(zur selben Zeit)
Der Komplex hieß Sacramento Live! und war der weitaus größte Freizeitkomplex in der Innenstadt: zehn Nachtclubs und zehn Filmtheater, alle in der K Street unter einem Dach. Hier gab es für jeden Geschmack etwas – von eleganten Restaurants, die erlesene Weine und Zigarren servierten, bis zu Pizzerias mit Spielen und Cartoons für die Kinder, Sportbars, Jazz, Rock 'n'
Roll, Funk, Country & Western und Generation X. Die
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