Stählerne Schatten
ausgezeichnetes Englisch sprach und keine Übersetzung abwarten mußte. »Er versucht, von seinem eigenen Versagen abzulenken, indem er mich als Verschwörer hinstellt.
Sie sind vielleicht wirklich ein Spion – das halte ich sogar für wahrscheinlich –, aber mit einem Mann wie Ihnen würde ich nie zusammenarbeiten.«
Buschasi wandte sich nochmals an den Ayatollah Kalantari.
»Euer Heiligkeit, ich schlage vor, den Gefangenen weiterhin unter strenger Bewachung zu lassen, bis noch mehr Beweise für seine Spionagetätigkeit zusammengetragen sind. Das dürfte voraussichtlich mindestens vier bis sechs Wochen dauern. Bisher hat sich in den Vereinigten Staaten keiner über Oberst Whites Verschwinden beklagt, was seine Rolle als Spion noch wahrscheinlicher macht.«
»So soll es geschehen«, entschied der Ayatollah Kalantari.
»Das vorgelegte Beweismaterial ist mehr als ausreichend, um diesen Mann in Haft zu behalten und wegen Spionage und der Zerstörung iranischen Staatseigentums auf hoher See vor Gericht zu stellen. Abführen!«
Die Wachen packten White und zogen ihn zur Tür. »Hey, General, Euer Ehren, darf ich wenigstens mit meinen Angehörigen telefonieren? Warum werden meine Wunden nicht versorgt? Warum behandeln Sie mich wie ein Stück Vieh? Ich weiß nichts von Raketen oder Radargeräten oder Spionen oder sonstwas! Ich bin unschuldig, das schwöre ich bei Gott und den Augen meiner Mutter, ich bin unschuldig!«
»Mißbrauchen Sie den Namen Gottes nicht, um Ihre Lügen zu tarnen!« rief der Ayatollah Kalantari empört aus. »Gotteslästerer! Werkzeug des Teufels! Führt den Kerl ab!«
White ignorierte Buschasi und Kalantari, sah Präsident Nateq-Nouri an und sagte in passablem Farsi, als seien sie im Kabinettsraum allein: »Exzellenz, denken Sie an die Zukunft.
Ihr Oberbefehlshaber sägt an Ihrem Stuhl. Sie brauchen Hilfe.
Helfen Sie mir, dann helfe ich Ihnen.«
»Habt ihr das gehört!« zeterte Buschasi los, »Der Gefangene spricht unsere Sprache und versucht, auf seinen Mitverschwörer einzuwirken! Das beweist Nateq-Nouris Schuld!«
»Ich verlange, daß die amerikanischen Behörden von meiner Gefangennahme benachrichtigt werden!« rief White laut. »Ich fordere Gerechtigkeit! Was für eine Regierung soll das sein, die… « Aber keiner achtete auf ihn, als er aus dem Kabinettsraum gezerrt wurde.
Als wieder Stille herrschte, wandte der Ayatollah Kalantari sich an Buschasi. »Das ist eine aufschlußreiche Aussage gewesen, General, die in bezug auf die verräterischen Aktivitäten der Vereinigten Staaten volle Berücksichtigung finden soll.« Er räusperte sich. »Aber wir haben bisher nichts gehört, was Präsident Nateq-Nouris Beteiligung an einer Verschwörung zur Schwächung unserer Streitkräfte beweist. Wenn Sie Beweise dafür haben, müssen Sie sie jetzt vorlegen – oder die Konsequenzen tragen. Besitzen Sie solche Beweise?«
»Ja, Euer Heiligkeit«, antwortete Buschasi. Sein Adjutant legte ihm eine Klarsichthülle hin. »Dies ist die Mitschrift eines Telefongesprächs zwischen Verteidigungsminister Forunzandeh und dem türkischen Staatsbürger Dr. Tahir Sahin. Unmittelbar nach einem Treffen mit dem amerikanischen Außenminister und dem Sicherheitsberater des amerikanischen Präsidenten hat Sahin vor einem bevorstehenden Angriff der Amerikaner auf die Trägerkampfgruppe Khomeini gewarnt.
Der Überfall hat wenige Minuten nach diesem Telefongespräch stattgefunden; Minister Forunzandeh, Präsident Nateq-Nouri und Außenminister Dr. Welajati sind etwa eine halbe Stunde später zusammengetroffen. Aber weder Außenminister, Verteidigungsminister noch Präsident haben es für nötig gehalten, mich vor dem bevorstehenden Angriff zu warnen, obwohl Minister Welajatis Büro mehrere Gespräche mit den Vereinigten Staaten und diesem Ungläubigen, Muhammad bin Raschid aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, geführt hat.«
»Auch diesmal dramatisiert General Buschasi diplomatische Routinekontakte«, warf der Präsident ein. »Ja, ich habe Dr.
Welajati angewiesen, sich mit dem Außenminister der VAE in Verbindung zu setzen und mitzuteilen, daß iranische Flugzeuge von Bandar Abbas aus nach Alarmstarts in unserem Luftraum patrouillieren würden. Das war nichts als ein routinemäßiger Höflichkeitsanruf – eine Ankündigung, die gar nicht erst den Eindruck entstehen lassen sollte, daß wir einen Angriff planten.«
»Ein routinemäßiger Höflichkeitsanruf« bei diesem Werkzeug des Teufels, dem Emir von
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