Stählerne Schatten
neuen Taktik. »Unser Land wird angegriffen, Exzellenz«, sagte er ernst. »Der Flughafen Beghin in der Provinz Kerman ist vor wenigen Minuten überfallen worden. Zwei Bomber Backfire sind zerstört, zwei weitere sind schwer beschädigt, acht Besatzungsmitglieder sind tot, die Schäden an den Flugplatzanlagen belaufen sich auf mehrere Milliarden Rial. Das war das Werk der Vereinigten Staaten und ihrer Stealthbomberflotte gewesen!«
»Durchaus möglich, General«, bestätigte Nateq-Nouri, »Sie können nicht hoffen, die Amerikaner zu besiegen. Ich vermute, daß sie eine Maschine, einen Stealthbomber eingesetzt haben, der alle diese Angriffe geflogen hat – auf Bandar Abbas, Ihren Flugzeugträger, Chah Bahar und jetzt den Flughafen Beghin.
Ich habe die Berichte gesehen, General: Die amerikanischen Fernsehgesellschaften lassen den Stützpunkt für Bomber B-2A in Missouri von Kamerateams beobachten, und die einsatzbereiten Stealthbomber stehen noch alle dort. Das bedeutet, daß
die Amerikaner mindestens eine weitere dieser Höllenmaschinen im Einsatz haben – vermutlich von irgendeiner Geheimdienstorganisation betrieben.«
»Sie stimmen mir also zu?« fragte Buschasi erstaunt. »Sie geben zu, daß wir von den Amerikanern angegriffen werden?«
»Natürlich werden wir das, Idiot!« antwortete der Präsident.
»Das sind alles Vergeltungsschläge dafür, daß Sie Ihre Jagdbomber von der Khomeini haben starten lassen, daß Sie das Spionageschiff versenkt und die Amerikaner gefangengenommen haben.«
»Sie geben also auch zu, daß die Amerikaner uns ausspioniert haben?«
»Habe ich je etwas anderes behauptet?« fragte Nateq-Nouri mit einem freudlosen Lächeln. »Die Amerikaner haben den Überfall der GKR-Staaten auf Abu Musa unterstützt. Daraufhin haben Sie Ihren verdammten Träger in Marsch gesetzt. Die Amerikaner haben sich revanchiert, indem sie unsere Kampfgruppe mit ihrem kleinen Stealthflugzeug beobachtet haben – eigentlich unsinnig, weil es viel einfacher gewesen wäre, mit einem Ruderboot auf den Golf von Oman hinauszufahren und über Funk zu melden, was die Khomeini tut! Und Sie haben daraufhin das Schiff versenkt und einen Teil der Spione gefangengenommen…
Die Versenkung der Valley Mistress war ein schwerer Fehler, aber die Amerikaner hätten darüber hinweggesehen, wenn ihre Leute nicht in Gefangenschaft geraten wären. Schließlich hat das Spionageschiff sich als ziviles Bergungsschiff ausgegeben – und wenn Amerikas Verbündete am Golf erfahren hätten, daß die Valley Mistress in Wirklichkeit ein Spionageschiff war, wären sie sehr aufgebracht gewesen. Die Vereinigten Staaten hätten dieses Schiff gern geopfert, wenn nur ja niemand erfahren hätte, daß es in Wirklichkeit spioniert hat.
Hätten Sie die Amerikaner sofort freigelassen, säßen wir jetzt nicht in der Patsche«, fuhr der Präsident fort. »Dann hätten wir inzwischen ein Abkommen geschlossen, das eine amerikanische Invasion an unseren Küsten unmöglich gemacht hätte.
Und für ausländische Investoren wäre der Iran nach Beseitigung dieser Gefahr wieder attraktiv gewesen. Statt dessen haben Sie sich auf einen offenen Schlagabtausch mit den Amerikanern eingelassen. Sie ärgern sich wegen des Flughafens Beghin und einiger nutzloser Bomber? Warten Sie nur, bis Teheran mit Marschflugkörpern und lasergesteuerten Bomben angegriffen wird!«
»Gegen Gewalt hilft nur Gegengewalt, Exzellenz», behauptete Buschasi aufgebracht. »Wenn wir einen ihrer Flugzeugträger versenken, wird das amerikanische Volk nicht zulassen, daß Martindale seinen geheimen Bomberkrieg gegen uns fortsetzt. «
»Sie sind so naiv, General«, sagte Nateq-Nouri und schüttelte traurig den Kopf. »Das alles hätte vor dreißig Jahren passieren können, als Amerikaner im vietnamesischen Dschungel gekämpft und ihr Leben gelassen haben. Damals wollte Amerika Frieden um jeden Preis. Jetzt nicht mehr – nicht mit diesem Präsidenten. Er wird den Kampf aufnehmen. Er wird zum heiligen Krieg gegen den Iran aufrufen und damit sein Volk und das Militär hinter sich bringen.«
»Und was ist mit unserem Volk, Exzellenz?« fragte Buschasi.
»Was soll unsere Bevölkerung denken, wenn wir zulassen, daß die Amerikaner über unser Land fliegen, unsere Soldaten erschießen und unsere Stützpunkte zerstören, wie’s ihnen gefällt?«
»Im Gegensatz zu Ihnen und den geistlichen Führern unseres Landes, Buschasi, will das iranische Volk Frieden, nicht Krieg«, sagte Nateq-Nouri.
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