Stählerne Schatten
Überfall auf die Insel Abu Musa und dem Auslaufen der Trägergruppe Khomeini schienen alle Anrainerstaaten jeden Soldaten und die gesamte militärische Hardware in Alarmbereitschaft versetzt zu haben. »Was zum Teufel tun wir hier, McLanahan? Das ist doch verrückt,..«
»Drüben in Bandar Abbas läuft gerade ein ISA-Befreiungsunternehmen« , sagte McLanahan. Er wußte, daß Jamieson über die Hintergründe ihres Auftrags informiert war, aber ihm kam es darauf an, den AG von den in ihrer Umgebung drohenden Gefahren abzulenken, damit er sich wieder auf den Einsatz konzentrierte. »Sie erinnern sich an das Bergungsschiff, das die Iraner vor acht Wochen versenkt haben? Es ist ein ISASchiff gewesen. Die Iraner haben mehrere Gefangene gemacht, und die ISA ist dabei, sie zu befreien.«
»Ich dachte, das sei ein ziviles Schiff gewesen«, wandte Jamieson ein.
»Richtig, aber die Intelligence Support Agency hat es zur Überwachung der Trägerkampfgruppe Khomeini benützt.«
»Aha, darum sind die Iraner sauer«, meinte Jamieson. »Können wir ihnen das verübeln?«
»Das können wir, und wir tun’s auch«, antwortete McLanahan. »Die ISA-Leute haben die Kampfgruppe nur überwacht, sind nie näher als bis auf dreißig Seemeilen an sie herangekommen und haben in internationalen Gewässern operiert.«
»Und als die Iraner behauptet haben, die Schiffsbesatzung habe zwei ihrer Jagdbomber abgeschossen… das hat also gestimmt!«.
»In Notwehr – nachdem Flugzeuge der Khomeini das Schiff angegriffen hatten«, antwortete McLanahan. Er warf Jamieson einen Blick zu. »Noch Fragen, Oberst?«
»Warum so empfindlich?« fragte Jamieson. »Ich wollte nur hören, wie Sie unseren Einsatz rechtfertigen – um zu sehen, wie sehr Sie sich schon in einen hirnlosen kleinen Staatsroboter verwandelt haben.«
»Freut mich, daß Sie sich auf diese Weise amüsieren«, erwiderte McLanahan. »Die Nachrichtendienste melden, daß die überlebenden Besatzungsmitglieder im Gefängnis Suru bei Bandar Abbas sitzen. Der Stoßtrupp, der sie befreien soll, wird das Gefängnis stürmen. Wir haben den Auftrag, ihn aus der Luft zu unterstützen.«
»Wenn wir schon so lange unterwegs sind, will ich auch irgendwas in die Luft jagen«, sagte Jamieson gespielt griesgrämig. »Beispielsweise wäre dieser Flugzeugträger ein sehr lohnendes Ziel… «
»Achtung, Zielgebiet voraus!« unterbrach McLanahan ihn.
Da Jamieson im Augenblick wenig zu tun hatte, beugte er sich nach rechts, um zu beobachten, wie McLanahan mit seiner futuristischen Ausrüstung arbeitete. Seine Geräte hatten keine Ähnlichkeit mit den Block-10- und Block-20-Flugzeugen in Whiteman, nicht einmal mit den Block-30-Maschinen, die erst noch gebaut werden mußten.
Die rechte Cockpithälfte der B-2A wurde von einem großen Monitor beherrscht, der größer als drei gewöhnliche MDUs zusammen war. McLanahan nannte ihn sein »Supercockpit« –
eine zutreffende Bezeichnung. Es mußte schon früher in Air Vehicle 011 eingebaut gewesen sein, denn die Techniker hatten weniger als einen Tag gebraucht, um den Großbildschirm zu installieren. Die sonst üblichen Bedienungsknöpfe fehlten; die einzelnen Funktionen konnten mit dem Mauszeiger, durch Berühren des Monitors oder gesprochene Befehle aufgerufen werden. McLanahan hatte offenbar viel Übung damit: Er benützte alle drei Methoden gleichzeitig und arbeitete auf diese Weise unglaublich schnell.
Im Reiseflug sah das Supercockpit nicht viel anders aus als die rechte Cockpithälfte einer gewöhnlichen B-2A: Dargestellt waren die drei MDUs mit Status-Homepages von Flugzeug und Computer, der Horizontalflugindikator mit Kompaß, künstlichem Horizont und dem eingeblendeten Kurs, den der Autopilot hielt, und ein Navigationsdisplay mit Position, Kurs, Geschwindigkeit über Grund und Zeit und Strecke zum nächsten Wegpunkt. Zwischendurch rief McLanahan manchmal eine Schreibmaschinentastatur auf und benützte sie dazu, Satellitenmeldungen an die National Security Agency zu tippen, die er anschließend absetzte.
Im Zielgebiet, nur wenige Minuten vor dem Einsatz, hatte McLanahan die drei MDUs verkleinert und in die rechte obere Ecke gerückt, wo Jamieson und er sie trotzdem noch überwachen konnten. Der restliche Bildschirm zeigte eine digitale Karte der südiranischen Provinz Ormosgan mit der Straße von Ormus und der Stadt Bandar Abbas. Die ziemlich hügelige Provinz war nur spärlich besiedelt: Auf 46.000 Quadratkilometern gab es lediglich eine mittlere
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