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Stählerne Schatten

Stählerne Schatten

Titel: Stählerne Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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internationale Grenzen überflogen. Kamen sie irgendwo in Landnähe, schaltete McLanahan ihr Radar jeweils einige Sekunden lang ein; ansonsten blieb es lediglich betriebsbereit, damit sie ihren Standort nicht durch abgestrahlte elektronische Emissionen verrieten. Sie hatten weder Zusammenstoß-Warnleuchten eingeschaltet noch Transpondercodes gerastet – sie vertrauten darauf, daß der Himmel Platz genug bot, um Zusammenstöße mit anderen Flugzeugen zu vermeiden.
    Vier Stunden nach dem Start hatten sie die Hawaii-Inseln überflogen und waren ungefähr hundertzwanzig Meilen westlich von Honolulu erstmals in der Luft betankt worden. Sie flogen in Radarreichweite an Guam vorbei, überflogen die Philippinen und machten jeweils zwei Sekunden lang ein Radarbild von Vietnam, Malaysia und Thailand – ohne von der Luftabwehr eines überflogenen Staats geortet zu werden. Sie glichen einem Gespenst.
    Bevor sie die Malediven im nördlichen Indischen Ozean erreichten, wurden sie südwestlich von Sri Lanka und außerhalb der Reichweite der leistungsfähigen indischen Radarstellungen sowjetischer Bauart von einem Tankflugzeug KC-10A Extender der U.S. Air Force betankt. Mit vollen Tanks und im Langstreckenmodus zeigte sich die wahre Leistungsfähigkeit dieses Wunderflugzeugs. Der Bordcomputer listete sämtliche Ausweichflugplätze auf, die sie jetzt erreichen konnten: Im Norden lag Anchorage in Alaska, im Süden Auckland in Neuseeland oder Kapstadt in Südafrika, im Westen sogar London in Reichweite! Zählten sie alle Zivilflugplätze dazu, auf denen eine normale Boeing 727 landen konnte, hatten sie mit vollen Tanks die Wahl zwischen rund dreihundert Flugplätzen.
    Diese Leistungsfähigkeit imponierte Tony Jamieson und war der Grund dafür, daß er sich strategischen Bombern – vor allem dem Stealthbomber B-2A Spirit – verschrieben hatte. Mit nur zwei Luftbetankungen konnte er um die halbe Welt fliegen –
    über ihre Flotten, ihre Hauptstädte, ihre Großstädte und ihre Militärstützpunkte hinwegfliegen, um sie mit vernichtenden Waffen zu bekämpfen, und die Menschen dort unten würden nichts von seiner Anwesenheit ahnen, selbst nachdem die Lenkwaffen ihre Ziele getroffen hatten! Er wußte, daß die Kampfgruppe mit dem Flugzeugträger Abraham Lincoln nur wenige Minuten westlich von ihnen im Arabischen Meer stand. Sie waren bis auf sechzig Meilen an den Verband herangeflogen, aber die kampfstärkste Trägerkampfgruppe der Welt hatte keine Ahnung, daß sie in der Nähe waren.
    Nach elf Stunden Flug kamen sie endlich in Radarreichweite der Arabischen Halbinsel. McLanahan wußte, daß über Saudi-Arabien immer eine amerikanische AWACS-Maschine E-3C zur Beobachtung der Luft- und Seeaktivitäten der iranischen Trägerkampfgruppe kreiste; darüber hinaus betrieb Saudi-Arabien unter dem Namen Skywatch ein modernes Luftabwehrsystem, dessen siebzehn über die gesamte Halbinsel verteilte Radarstationen einer Kommandozentrale in Riad unterstanden. Aber der Bomber hatte Saudi-Arabien und den südlichen Irak überflogen und war über den Persischen Golf in den südlichen Iran eingeflogen, ohne von einem Radar erfaßt zu worden, obwohl in dieser Nacht massenhaft amerikanische, iranische und saudi-arabische Jäger unterwegs waren. Nur sechzig Meilen westlich lagen die Straße von Ormus und die sehr stark verteidigte iranische Militärstadt Bandar Abbas. Und nur hundert Meilen weiter südlich stand die riesige Trägerkampfgruppe Khomeini, um die Zufahrt zum Persischen Golf zu sperren.
    »Ich kann’s nicht glauben!« rief Jamieson aus. »Wir fliegen hier wie über Niemandsland. Aber wenn ein Jagdflieger Glück hat, kann er uns sehen und einen Stealthbomber abschießen.«
    McLanahan äußerte sich nicht dazu – vermutlich das erste Anzeichen dafür, daß er nervös war. Auf dem großen Bildschirm seines Supercockpits war dargestellt, welche Gefahren ihnen von allen Seiten drohten: zahlreiche Fla-Stellungen mit Fla-Raketen SA-10 in der Umgebung der westiranischen Großstädte; im Irak mobile Fla-Raketenkomplexe mit Fla-Raketen SA-10, und Fla-Panzer ZSU-23/4, die alle den Himmel absuchten; mehrere iranische Jäger MiG-29, die nicht allzu weit von ihnen entfernt patrouillierten. Der Stealthbomber befand sich im Erfassungsbereich mehrerer Radarstationen zur Luftraumüberwachung, von denen jedoch keine versuchte, mit ihrem Höhenfinder die Flughöhe der B-2A festzustellen.
    Die Golfregion war schon immer ein Spannungsgebiet gewesen, aber seit dem

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