Stählerne Schatten
Großstadt, eine kleine Großstadt und rund zwei Dutzend Kleinstädte und größere Dörfer.
Geschützt wurde die Großstadt Bandar Abbas mit ihren vielen Militärstützpunkten und Rüstungsbetrieben durch moderne Fla-Raketen S-10 Grumble mit großer Reichweite, Mittelstreckenraketen Hawk, Fla-Raketen mit kurzer Reichweite und zahlreiche Flak-Stellungen. Zudem war auf dem dortigen Flugplatz die stärkste taktische Luftflotte außerhalb Teherans stationiert, die moderne MiG-29, F-4 Phantom von der U.S. Air Force und F-14 Tomcat von der U.S. Navy flog. Jamieson und McLanahan, die sich längst in Reichweite der tödlichen SA-10 Grumble befanden, konnten nur hoffen, daß die Tarneigenschaften des Bombers seine Entdeckung vorhindern würden. Die mehrfach gestaffelte Luftabwehr hätte jedes Bandar Abbas anfliegende gewöhnliche Flugzeug vom Himmel geholt; einzig der Stealthbomber B-2A Spirit konnte ungesehen anfliegen und Breschen in diese Raketenstellungen schlagen.
MARINESTÜTZPUNKT MINA DSCHEBEL ALI, DUBAI
ZUR GLEICHEN ZEIT
Kurz vor dem Abflug inspizierte Gunnery Sergeant Chris Wohl ein letztes Mal die persönliche Ausrüstung seiner Männer und überzeugte sich davon, daß ihre Kleidung zweckmäßig war.
Obwohl das Kipprotorflugzeug Bell-Boeing CV-22 Osprey auch im Einsatz sicher und zuverlässig war, sorgte Wohl immer dafür, daß seine Insassen so ausgerüstet waren, als sollten sie den Rückmarsch zu Fuß oder schwimmend bewältigen.
Wie bei allen ISA-Unternehmen trugen die Männer eine Mischung aus Militär- und Zivilkleidung, aus der alle ausländischen Etiketten herausgetrennt und durch die einheimischer Firmen ersetzt worden waren. Alle trugen ihr Haar sehr kurz oder waren ganz kahlgeschoren; die meisten waren stoppelbärtig oder trugen den im Nahen Osten üblichen kurzen Bart.
Beliebte Kopfbedeckungen waren tief ins Gesicht gezogene Helmmützen, handgestrickte Wollmützen oder Sturmhauben.
Dazu gehörten dicke Wollfäustlinge mit einem in den Handteller geschnittenem Loch für den Zeigefinger, der den Abzug betätigte. Die Männer waren leicht bewaffnet – einige mit Sturmgewehren AK-74, aber die meisten mit Maschinenpistolen wie die Uzi Kaliber 45 oder die 9-mm-MP5. Vervollständigt wurde die Ausrüstung durch eine Faustfeuerwaffe ihrer Wahl und Marschverpflegung für zwei Tage; sollte der Rückmarsch länger dauern, würden sie aus dem Lande leben.
Die Männer dieser Einheit waren erfahrene Profis, deshalb nahm Wohl nur eine rasche Sicherheitsinspektion vor, bei der er über ihren bevorstehenden Einsatz sprach: »Alles mal herhören! Unser Ziel ist heute nacht das Krankenrevier des Marinegefängnisses Suru ein paar Klicks südlich von Bandar Abbas. Wir fliegen nördlich an Abu Musa vorbei, erreichen bei Kap Bostaneh zwanzig Klicks westlich von Bandai-e Lengeh die Küste, fliegen tief durchs Laristangebirge, folgen dem Fluß Kol und landen dicht außerhalb von Bandar Abbas.
Das ist unser zweiter Vorstoß in dieses Gebiet, und wie ihr alle wißt, sind wir neulich über den Tumb Islands zurückgeschlagen worden. Heute nacht suchen wir außerhalb von Bandar Abbas drei verschiedene Punkte ab. Sind unsere Jungs irgendwo dort draußen, will ich, daß sie unverletzt an Bord zurückgebracht werden. Jeder von euch kennt unsere Codewörter und -zeichen. Wer ein Erkennungssignal nicht erwidert, ist ein Feind. Wir haben nicht vor, die Zivilbevölkerung zu massakrieren, aber ihr sollt eure erbärmlichen Arsche und die eurer Kameraden so gut wie möglich verteidigen.
Ich hoffe, ihr habt euch den üblichen Flucht- und Ausweichplan eingeprägt, aber die Grundidee ist, sich nach Westen durchzuschlagen und einen weiten Bogen um alles und jeden zu machen. Jeder weiß hoffentlich, wo die Sammel- und Abholpunkte liegen; ich werde sie mir im Flugzeug auf eurer Karte zeigen lassen, und wer auch nur einen einzigen davon nicht kennt, kriegt eine Woche Küchendienst aufgebrummt.
Denkt daran, daß das iranische Militär sich in diesem Gebiet im Alarmzustand befindet, was bedeutet, daß wir getroffen und sogar abgeschossen werden könnten«, fuhr Wohl fort. Sein Blick wanderte von einem zum anderen, als wolle er ihre Einsatzbereitschaft testen. »Sollten wir abgeschossen werden, verlaßt ihr das Flugzeug über die Heckrampe, nicht durch die Seitentüren. Nehmt einen Kameraden, jemanden von der Besatzung oder Ausrüstungsteile mit, aber verlaßt die Maschine so schnell wie möglich – und seht zu, daß ihr abhaut! Die meisten
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