Stählerne Schatten
Flugzeugträger.
»Ist dieser Flugzeugträger einsatzbereit?« fragte Khamenei schließlich.
»Das ist er, Euer Eminenz«, antwortete Buschasi. »Zwanzig Jagdflugzeuge, sechs Hubschrauber, zwölf Lenkwaffen zur Bekämpfung von Schiffszielen – damit gehört er zu den schlagkräftigsten Kriegsschiffen der Welt. Mit ihren Begleitschiffen aus russischen, chinesischen und westlichen Überschußbeständen kann die Khomeini dafür garantieren, daß wir unsere Rechte auf den Persischen Golf nicht verlieren.«
»Das wird alle verschrecken, die den Golf befahren«, wandte der Ayatollah ein.
»Inschallah«, antwortete Buschasi. Normalerweise gehörten fundamentalistische Redewendungen dieser Art nicht zu seinem Wortschatz, aber im Gespräch mit Mullahs waren sie notwendig und angebracht. »Wir fürchten nur Allah, Euer Eminenz. Sollen die anderen zur Abwechslung einmal die Islamische Republik fürchten. Euer Heiligkeit, wir haben das Recht, unser Eigentum zu verteidigen, und die Khomeini ist dafür die wirkungsvollste Waffe. Ihre Erprobung ist längst abgeschlossen; der Träger ist einsatzbereit. Sie brauchen nur zu befehlen, dann haben alle unsere Sorgen, wie wir den Golf gegen Angriffe schützen sollen, ein Ende.«
Der General schwieg einen Moment, dann fügte er hinzu: »Es wird sich natürlich auf den Ölpreis auswirken, Euer Eminenz.« Das ließ Khamenei aufhorchen, denn sein politisches Schicksal hing direkt vom Ölpreis ab, der seit mehreren Jahren stetig sank. »Selbst wenn es uns nicht gleich gelingt, den Golf für alle ausländischen Kriegsschiffe zu sperren, profitieren wir trotzdem vom Anstieg der Ölpreise. Das eigene Erdöl können wir natürlich weiter über unseren Hafen Chah Bahar am Golf von Oman verschiffen, aber die Öllieferungen aller GKR-Staaten werden stark zurückgehen.«
Khamenei schien erneut nachzudenken, aber seine Entscheidung war gefallen. Die Versicherungen würden die Prämien für Supertanker im Persischen Golf verdoppeln oder verdreifachen, und der Versorgungsengpaß würde den Ölpreis steil ansteigen lassen. Der Gewinn konnte hoch sein, aber das Risiko… Der Faqih nickte. »Der Befehl wird erteilt«, sagte er, »aber wir müssen immer im Recht sein, General. Die Weltöffentlichkeit steht vermutlich auf unserer Seite, weil der ölhungrige Westen und seine Lakaien am Golf uns überfallen haben, aber wir dürfen nicht wieder als Kriegstreiber in Verruf geraten. Wir sind für Frieden, Buschasi, immer für Frieden.«
»Motaschakeram«, sagte der General, indem er sich dankend verbeugte. »Euer Heiligkeit, ich bin so sehr von der Richtigkeit dieser Entscheidung überzeugt, daß ich bereit bin, die volle Verantwortung für alle Folgen zu übernehmen. Sie können mich einen tollwütigen Hund nennen, der dies alles ohne Ihr Wissen befohlen hat. Ich weiß in tiefster Seele, daß dies der richtige Weg ist, und vertraue darauf, daß Allah mir beistehen wird… «
»Werden Sie unseren vielen tausend Brüdern beistehen, die von den Mächten Satans hingeschlachtet werden, wenn die Welt uns wegen dieser Entscheidung den Krieg erklärt?«
»Euer Eminenz, wir befinden uns praktisch schon im Krieg«, stellte Buschasi fest. »Ich glaube, daß wir nur durch die Ausführung meines Plans weitere Konflikte vermeiden können.
Die Welt wird den Iran wieder fürchten. Sie wird davor zurückschrecken, einen Konflikt zu beginnen, der dazu führen könnte, daß unsere Streitkräfte Tod und Vernichtung in die Reihen des Feindes tragen. Erteilen Sie mir diesen Befehl, Euer Heiligkeit! Ich stehe bereit, den Islam zu verteidigen und die Republik zu schützen. Ich weiß, daß ich dazu stark genug bin.«
Khamenei zögerte und wandte sich ab, damit Buschasi seinen besorgten Gesichtsausdruck nicht sah. Aber er sagte:
»Inschallah, General. Nach dem Willen Allahs soll es so geschehen.«
»ABC WORLD NEWS TONIGHT MIT PETER JENNINGS«
»Ayatollah Ali Hoseini Khamenei, der iranische Revolutionsführer, hat heute den Golfkooperationsrat, ein Bündnis sechs prowestlicher Golfstaaten, wegen eines angeblich in den frühen Morgenstunden erfolgten Angriffs auf eine ›defensive Abwehr- und Sicherheitseinrichtung‹ auf einer kleinen Insel im Persischen Golf verurteilt und zu einem ›heiligen Krieg‹ gegen den GKR aufgerufen.
Nach Khameneis Darstellung hat dieser Angriff der von ihm als ›Saboteure und Terroristen‹ bezeichneten Schnellen Eingreiftruppe des Golfkooperationsrats das Leben mehrerer Dutzend im Schlaf
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