Stählerne Schatten
verringerter Tankfüllung kam er mit nur hundert Meter Startstrecke aus, während ein schwerer bewaffneter zweiter Jäger gleichzeitig die Zweihundertmeterbahn an Backbord benützten konnte.
Admiral Tufajli war ungeduldig, aber er wußte, daß Nachtstarts am gefährlichsten waren und daß seine Männer ihr Bestes gaben. »Entfernung bis zu den Jagdbombern?« fragte er.
«Entfernung zum nächsten Ziel siebenundvierzig Kilometer.
Sie scheinen die Luftabwehrstellungen in Bandar Abbas anzugreifen.«
Diese GKR-Jagdbomber haben gezögert, sagte Tufajli sich, als hätten sie plötzlich doch Bedenken, einen Flugzeugträger anzugreifen. Zwei hatten bereits für ihr Zögern bezahlt und waren von Fla-Raketen aus Bandar Abbas abgeschossen worden. Die übrigen würden sehr bald von den Jägern der Khomeini heruntergeholt werden. Bald würde die Welt über die Kampfkraft des iranischen Trägers staunen…
Plötzlich gellte ein Hupsignal durchs Schiff – die Zusammenstoßwarnung! Gleichzeitig wurden mehrere Fla-Raketen abgeschossen, und die Schiffsflak begann zu hämmern. »Was ist los?« brüllte Tufajli. »Was ist passiert? Meldung!«
»Nicht identifizierte Flugzeuge, Entfernung… Entfernung unbekannt!« meldete einer seiner Stabsoffiziere. »Sie scheinen fast über uns zu sein! Mehrfache Kontakte auf allen Seiten! Sie sind überall! Sehr starke Störsender… die Sensoren sind überlastet!«
Tufajli und Badi suchten den Nachthimmel ab, während die Feuerschweife von Fla-Raketen aufstiegen und die Schiffsflak ohrenbetäubend hämmerte. Nirgends war ein feindliches Flugzeug zu sehen – halt, dort drüben! »Ich sehe einen Treffer!« rief Tufajli. »Querab an Backbord… wir haben einen abgeschossen!«
»Nein!« Badi hatte Mühe, den Gefechtslärm zu überschreien. »Das war unser Hubschrauber! Wir haben versehentlich unseren eigenen Rettungshubschrauber abgeschossen!
Feuer einstellen, verdammt noch mal! Feuer einstellen!«
Es dauerte noch einige Sekunden, bis alle Waffen der Khomeini schwiegen. »Der nächste Hubschrauber soll sofort starten«, befahl Tufajli laut, »und danach will ich die Jäger in der Luft sehen! Und findet die feindlichen Flugzeuge!« Sekunden später begann der Rotor einer weiteren Mi-8 sich zu drehen, und sobald der Hubschrauber in der Luft war, starteten die beiden Jäger Su-33 vom Sprungschanzendeck der Khomeini.
Aber dann passierte es wieder: Schlagartig fielen sämtliche Funk- und Radargeräte durch starke Störsignale aus, und die Radarwarner meldeten zahlreiche Angreifer in unmittelbarer Nähe der Kampfgruppe. Dem Luftabwehrkommandeur blieb keine andere Wahl – er ließ seine einsatzbereiten Waffensysteme das Feuer auf die erkannten Ziele eröffnen. In kürzester Zeit hatten die Khomeini, die Shanjiang und die übrigen größeren Einheiten der Trägerkampfgruppe über die Hälfte ihrer Fla-Raketen und ihrer Munition verschossen.
»Die Verbindung zu unseren Jägern ist abgerissen«, meldete General Badi. »Ihre Funkgeräte sind gestört. Und der Trägerkommandant hält weitere Nachtstarts für zu gefährlich.«
»Und Bandar Abbas wird ebenfalls angegriffen«, stellte Tufajli fest. »Beide Jäger sollen möglichst lange patrouillieren und danach in Chah Bahar landen.«
»Zu Befehl, Admiral«, sagte Badi. Er trat näher an seinen Vorgesetzten heran und fügte halblaut hinzu: »Admiral, diese merkwürdigen Störsignale und die von ihnen erzeugten Scheinziele haben unsere Fähigkeit, Luftangriffe abzuwehren, schwer beeinträchtigt. Wenn wir jetzt mit Bombern oder Lenkwaffen angegriffen würden, wären wir höchst verwundbar: Wir haben über die Hälfte unserer Waffenlast verschossen und brauchen fast eine Stunde, um sämtliche Abschußvorrichtungen zu warten und nachzuladen!«
»Und? Worauf wollen Sie hinaus, General?«
»Ich gebe zu bedenken, Admiral«, fuhr Badi fort, »daß es vielleicht ratsam wäre, die Khomeini zu verlassen. Die Kampfgruppe ist vorerst praktisch wehrlos – kein Überwachungsradar, beschränkte Zielerfassung, schwindende Munitionsvorräte und wenig oder gar keine Luftunterstützung. Auch vom Festland aus haben wir keine Unterstützung zu erwarten. Sollten dies Angriffsvorbereitungen gewesen sein, haben Sie noch Zeit, von Bord zu gehen – vielleicht mit den Gefangenen.«
»Kommt nicht in Frage!« wehrte Tufajli ab. »Das sähe aus, als wollte ich vor einem Angriff flüchten!«
»Admiral, wir könnten Chah Bahar benachrichtigen, daß Sie die Gefangenen ins dortige
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