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Stählerne Schatten

Stählerne Schatten

Titel: Stählerne Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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ein Militärtribunal gestellt werden, gegen dessen Urteil keine Berufung möglich ist. Auf Spionage steht in der Islamischen Republik die Todesstrafe, die durch Erhängen vollstreckt wird. Aber Sie können natürlich Ihre Verbrechen gestehen und Ihre wahre Identität preisgeben, um zu lebenslänglicher Haft begnadigt oder vielleicht sogar gegen andere Gefangene ausgetauscht zu werden.«
    »Zum Teufel mit Ihnen, Tufajli«, sagte White. »Sie werden sterben, und ich hoffe, daß ich Ihnen persönlich den Rest geben kann.«
    »Da ihr offenbar nicht bereit seid, Männer, in Gegenwart eures Kommandeurs freimütig zu sprechen, werden wir warten, bis ihr im Militärgefängnis auf meinem Stützpunkt Chah Bahar seid«, fuhr Tufajli fort. Er lächelte, als White wieder der schwarze Sack über den Kopf gezogen wurde. »Die Möglichkeit, ausgetauscht zu werden und heimkehren zu dürfen, steht euch natürlich nur offen, solange ihr lebt, deshalb rate ich euch dringend, mein Angebot anzunehmen. Ihr habt etwas Zeit, darüber nachzudenken, aber in Chah Bahar will ich eure Antwort hören. Gesteht eure Verbrechen oder sterbt am Galgen.«
MARINESTÜTZPUNKT MINA SULTAN, SHARJA, VAE
ZUR GLEICHEN ZEIT
    Die »Offiziersunterkünfte« auf Mina Sultan, dem einzigen Militärstützpunkt des Emirats Sharja, bestanden lediglich aus einem Zimmer mit nur einem Fenster und waren primitive Behausungen aus Hohlblocksteinen mit flachen Blechdächern, die absichtlich schlechter als arabische Unterkünfte gebaut waren, um den Anschein zu vermeiden, die VAE bevorzugten ihre ausländischen Gäste. Ausgestattet waren die Unterkünfte jeweils mit einem Kohleofen, einer Spül-Dusch-Kombination aus Glasfaser mit einem elektrischen Dreißigliterboiler, einer an der Hintertür festgeschraubten chemischen Toilette, einem Bett, einem Schreibtisch unter einer einzelnen Deckenleuchte, einer Kommode und einem Telefon, über das nur der Offizier vom Dienst in der Kommandozentrale zu erreichen war.
    Hal Briggs wünschte sich manchmal, er hätte eines der Zimmer für Mannschaften und Unteroffiziere, die sich in freundlichen, modernen, klimatisierten Klinkerbauten befanden. Als er jetzt seine Tür aufschloß, nahm er sich wieder vor, unauffällige kleine Sicherungen anzubringen, um kontrollieren zu können, ob Dr. Nick Sabin, der verdammte Fliegerarzt, wieder einmal in seinem Zimmer herumgeschnüffelt hatte. Oder er würde einfach einen Riegel anschrauben und mit einem Vorhängeschloß sichern, damit…
    Briggs knipste das Licht an und sah zu seiner Verblüffung niemand anderen als Nick Sabin auf seinem Bett liegen – mit gefesselten Händen und Füßen, den Mund mit Gewebebandstreifen zugeklebt. Er schien zum Glück gesund und unverletzt zu sein, war aber fuchsteufelswild.
    Im nächsten Augenblick hielt Briggs seine große Colt-Pistole Kaliber 45 in der Hand und zielte damit auf den schwarzen Vorhang vor dem einzig möglichen Versteck: der Nische mit der chemischen Toilette. Sabin warf sich auf dem Bett hin und her und gab unverständliche Laute von sich, aber Briggs achtete nicht mehr auf ihn. Er knipste das Licht aus, kauerte sich hinters Bett und rief auf Englisch und in seinem besten Arabisch: Hände hoch und rauskommen! Los, sofort rauskommen!«
    »Ich bin hier, Leopard«, antwortete eine sanfte, melodische Stimme. Briggs warf sich herum. Die Kommode stand etwas von der Wand abgerückt – verdammt, er hatte sich so auf die Toilette konzentriert, daß er das übersehen hatte –, und sie hatte sich dahinter versteckt. Er sah, daß ihre Hände leer waren, sah… daß sie Riza Behrouzi aus der GKR-Elitetruppe war! Was zum Teufel ging hier vor?
    »Los, rauskommen!» herrschte Briggs sie an. «Hände auf den Kopf! Flach auf den Boden legen!« Behrouzi tat, was er verlangte. »Keine Bewegung, sonst knallt’s!« Mit einigen großen Schritten erreichte Briggs die Toilette, riß den Vorhang herunter und stellte fest, daß die Nische leer war. Er sah unters Bett, hinter den Schreibtisch und sogar hinter den Ofen – nichts, niemand. Briggs sperrte die Tür ab, überzeugte sich davon, daß die Fensterläden aus Sperrholz geschlossen waren, steckte seine Pistole weg und tastete die Liegende wie eine Gefangene oder Verdächtige nach Waffen ab. Sie war jedoch unbewaffnet.
    »Was zum Teufel machen Sie hier?« fragte Briggs. Er dachte gerade noch rechtzeitig daran, daß er in Sabins Anwesenheit weder ihren Decknamen noch ihren wahren Namen benützen durfte. Dann drehte er sich

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