Stählerne Schatten
um… und spürte sofort, daß er ganz heiße Ohren und eine trockene Kehle bekam. Gott, sie war so schön! Dies war der reinste Traum!
»Ich wollte Sie besuchen«, antwortete Riza Behrouzi, als er sie aufstehen ließ. Sie nickte zu Dr. Sabin hinüber, der immer noch gefesselt auf dem Bett lag. »Ich habe ihn dabei überrascht, daß er Ihr Zimmer durchwühlte. Ich wollte gerade den Sicherheitsdienst anrufen, als Sie hereingeplatzt sind.«
»Ach, wirklich?« Briggs konnte es kaum noch erwarten, Sabins Erklärung zu hören. Er zog ihm vorsichtig das Klebeband vom Mund – nur gut, daß er keinen Schnurrbart trug.
»Sie hat mich überfallen!« rief Sabin empört, als er wieder sprechen konnte. »Sie hat mir fast das Genick gebrochen!«
»Ich glaube, das hätte sie leicht gekonnt, wenn sie wirklich gewollt hätte, Doc«, sagte Briggs grinsend. Aber Sabin wußte seinen Humor offenbar nicht zu würdigen. »Sind Sie hier in meinem Zimmer überfallen worden?«
Sabin nickte verlegen. »Ich wollte nach Ihnen sehen«, erklärte er Briggs. »Ich habe gehört, daß Ihr Team zu einem weiteren Einsatz unterwegs ist, und konnte Sie nirgends im Kommandozentrum finden. Weil ich nicht in den Hangar darf, wollte ich hier nachsehen… «
»Ich mag es nicht, wenn jemand in meiner Abwesenheit hier reinkommt, Doc«, sagte Briggs, dessen Stimme nicht so streng tadelnd klang, wie er ursprünglich beabsichtigt hatte. Dafür ließ er sich viel Zeit, die Klebebänder zu lösen, mit denen der Fliegerarzt an Händen und Füßen gefesselt war.
»Gut, dann müssen Sie eben im Lazarett bleiben«, antwortete Sabin gereizt. »Ich habe Sie nur entlassen, weil sie meinem Personal und mir das Leben zur Hölle gemacht haben – und unter der Voraussetzung, daß Sie sich schonen und regelmäßig zur Untersuchung kommen. Aber wenn mir meine Gutmütigkeit so gelohnt wird, bin ich jetzt ein Arschloch und behalte Sie im Lazarett, bis ich es für richtig halte, Sie zu entlassen. Na, wie gefällt Ihnen das?«
Briggs wickelte das Klebeband jetzt viel rascher ab, denn der Arzt war ernstlich wütend. Sekunden später war Sabin befreit und konnte wieder aufstehen. »Entschuldigen Sie, Doc«, sagte Briggs. »Ich bin immer ein bißchen nervös, wenn das Team zum Einsatz startet.«
Sabin musterte Briggs’ Aufmachung und schüttelte angewidert den Kopf. »Sie wollten entgegen meinen Anweisungen mitfliegen, stimmt’s?« fragte er. Briggs’ Schweigen bestätigte seinen Verdacht. »Ich stecke Sie nicht nur wieder ins Lazarett, sondern lasse Sie auch noch Tag und Nacht bewachen!«
»Das ist nicht nötig. Mir geht’s gut, echt«, sagte Briggs.
»Sollte es Probleme geben, melde ich mich bei Ihnen. Sie müssen Wohl einen Riesenfloh ins Ohr gesetzt haben, weil er mich wieder heimgeschickt hat. Aber Sie brauchen mich nicht einzusperren. Ich tue alles, was Sie sagen.«
»Das will ich Ihnen auch geraten haben!« Sabin nickte zu Behrouzi hinüber. »Wollen Sie mir bitte erklären, wer sie ist und was sie hier zu suchen hat? Sie kennen sie offenbar.«
Briggs zögerte, weil er nicht wußte, wie er Behrouzi vorstellen sollte. Aber sie streckte ihre Hand aus, bedachte Sabin mit einem betörenden Lächeln, das die Herzen beider Männer schmelzen ließ, und wies ihren Dienstausweis vor. «Ich bin Riza Behrouzi, die Assistentin des stellvertretenden Direktors des Militärischen Nachrichtendienstes der Vereinigten Arabischen Emirate.« Sie überließ Sabin ihren Dienstausweis, und der studierte ihn sorgfältig, bevor er ihn zurückgab. »Ich habe den Auftrag, Major Briggs zu befragen, weil er und sein Team bei ihrem letzten Einsatz von Tumb as Sughrd aus von einem bisher nicht georteten Waffensystem ZSU 23/4 beschossen worden sind.«
»Hier? Jetzt? Das kommt mir etwas seltsam vor.«
»Tatsächlich haben wir gehört, Major Briggs sei tot, Doktor«, sagte Behrouzi halb amüsiert, halb verlegen lächelnd. »Was ihr Amerikaner hier auf dem Marinestützpunkt Mina Sultan macht, bleibt in den VAE weitgehend unbekannt. Wir wollen auch Gunnery Sergeant Wohl befragen, der ebenfalls heil und gesund zurückgekommen zu sein scheint. Wissen Sie, wo er zu finden ist? Ich müßte ihn dringend befragen.«
Sabin musterte sie zweifelnd. Nach jahrelangem Dienst bei Einheiten der Special Forces wußte er, daß es am besten war, stets mißtrauisch zu sein und möglichst wenig preiszugeben.
»Sie sollten mit dem Standortkommandanten oder unserem Kommandeur reden, Major Behrouzi«, sagte der
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