Staerker noch als Leidenschaft
sollte.
Sie nickte unmerklich. „Ich möchte dich nicht länger von deinen Freunden fernhalten.“
„Und ich dich nicht von deinen.“
Zu ihrer unendlichen Erleichterung wünschte Quin Jade und Jules eine gute Nacht und verschwand ohne ein weiteres Wort. Was Nicole in die Verlegenheit brachte, den restlichen Abend den neugierigen Fragen ihrer Freunde auszuweichen. Zum Glück konnten sie nicht lange bleiben, weil die beiden früh am nächsten Morgen ein Geschäftstreffen hatten. So saß Nicole um ein Uhr nachts an ihrem Computer, um die E-Mail an Quin zu verfassen, die ihre Mutter vor dem Bankrott retten würde.
Ihre Finger verharrten auf der Tastatur, mit leerem Blick starrte sie auf die Visitenkarte, die Quin ihr gegeben hatte.
Wenn sie diesen Schritt machte, gab es kein Zurück.
Bankrott oder sechsundzwanzig Nächte mit Quin.
Denk nicht darüber nach, tu es einfach.
3. KAPITEL
Nicole versuchte sich zu entspannen, während der Zug sie in die Stadt zu ihrem Rendezvous mit Quin brachte. Der Tag war anstrengend gewesen, sie hatte zahllose Telefonate führen müssen – ob das Geld eingegangen war, ob alle Beträge rechtzeitig überwiesen worden waren, ob damit jetzt endlich alle Schulden beglichen waren. Unmöglich, ihrer Mutter zu verheimlichen, wie das kleine Wunder geschehen war. Schließlich musste sie auch die zwei Nächte Abwesenheit pro Woche erklären. Und Nicole brauchte ihre Mutter, um auf Zoe aufzupassen.
Heute war die erste Nacht.
Lindas anfängliche Erleichterung über den abgewendeten Ruin wich schnell Entsetzen, als sie erfuhr, welche Vereinbarung ihre Tochter mit Quin Sola getroffen hatte. „Du hättest niemals meinetwegen zu ihm zurückkehren dürfen.“ Verzweifelt rang sie die Hände.
„Es sind doch nur drei Monate, Mum, das wird mich schon nicht umbringen. Wenn du den Verlust von unserem Zuhause und der Tanzschule damit vergleichst, ist es ein sehr viel kleineres Opfer.“
Dieser Verlust hätte ihre Mutter zur Verzweiflung getrieben.
Mit ihrer Qualifikation hätte Nicole sicherlich in der Finanzwelt einen Job finden können, der die kleine Familie ernährte. Aber mehr eben nicht. Und das Haus und die Tanzschule zu verlieren, so rasch nach dem Tod ihres geliebten zweiten Ehemannes, hätte ihre Mutter in eine noch tiefere Depression gestürzt und ihr höchstwahrscheinlich allen Lebenswillen geraubt. Vielleicht, da sie sich verantwortlich fühlte, würde Linda jetzt sogar wieder neue Energie schöpfen und sich auf die Leitung der Schule konzentrieren können.
Der Zug fuhr am Circular Bay in die Station ein, Nicole stieg aus. Per E-Mail hatte Quin sie wissen lassen, sie würden sich in einem Restaurant mit dem Namen Pier 21 treffen, in der Nähe der Oper. Nicole sah auf ihre Armbanduhr. Kurz vor acht. Um acht sollte sie dort sein. Genug Zeit, um den kurzen Weg zu Fuß zurückzulegen.
Sie ging schnell und energisch, sie wollte nicht zu spät kommen. Quin hatte Wort gehalten. Jetzt musste sie auch ihres halten. Stolz und Ehre geboten es ihr. Sie würde Quin keinen Anlass zur Beschwerde geben. Auch Nicole würde ihren Part des Deals einhalten. Schließlich hatte er eine horrende Summe für sechsundzwanzig Nächte gezahlt.
Trotzdem hatte sie sich nur widerwillig für das Dinner umgezogen. Hier ging es nicht um Romantik, und Quin sollte gar nicht erst auf den Gedanken kommen, sie hätte etwas in der Art im Sinn. Wenn er die Zeit mit ihr bei einem Dinner in einem Restaurant verbringen wollte – bitte sehr!, dann aß sie eben mit ihm. So oder so würden sie zusammen im Bett landen, das war die Abmachung, auch heute.
Nicole trug Jeans und ein modisches Top sowie flache Sandaletten. Morgen bei ihrer Rückkehr würde sie die gleichen Sachen tragen. Ihre kleine Tasche enthielt nur eine Garnitur frischer Unterwäsche und Toilettenartikel. Solange sie sich darauf konzentrierte, diese zeitlich begrenzte Affäre so unromantisch wie möglich zu handhaben, würde sie sich auch nicht in Gefühlen verstricken.
An seinem Tisch saß Quin praktisch in der ersten Reihe, um die vorbeiziehenden Menschen zu beobachten – Pendler, die nach Feierabend die Fähre benutzten, Touristen, die den aufsehenerregendsten Hafen der Welt besuchten, festlich gekleidete Personen auf dem Weg zu einem Opernabend. Der Außenbereich des Restaurants erstreckte sich bis zu den eleganten Kolonnaden, in denen Geschäfte, Boutiquen, Bars und Restaurants angesiedelt waren. Es war ein warmer Sommerabend, die Aussicht fantastisch,
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