Staerker noch als Leidenschaft
eines Krankenwagens auf dem Weg zu einem Notfall.
Er schaute in den Rückspiegel, um nötigenfalls an den Rand zu fahren. Kein Blaulicht, aber das Martinshorn wurde definitiv lauter. Möglicherweise fuhr der Wagen in einer Querstraße. Unwillkürlich musste er an Zoe denken. War sie auch mit einem Notarztwagen ins Krankenhaus gebracht worden, damals, als sie Hirnhautentzündung hatte? Er hätte an ihrer Seite sitzen sollen. An Nicoles Seite.
Da die Ampel vor ihm auf Grün stand, kam es ihm gar nicht in den Sinn, das Tempo zu drosseln. Er dachte an seine Tochter und an die Jahre, die er verloren hatte. Dachte an die vor ihm liegenden Jahre und wie er sie mit seiner Familie verbringen wollte.
Er sah den Wagen nicht, der mit rasendem Tempo die rote Ampel an der Kreuzung überfuhr. Aus den Augenwinkeln nahm er plötzlich das Blaulicht eines Streifenwagens an seiner Seite wahr, der direkt hinter dem ersten Auto auftauchte. Und für den Bruchteil einer Sekunde blitzte die Gewissheit in ihm auf, dass dieser erste Wagen gleich mit voller Wucht in die Seite seines Autos fahren würde.
Dann verlor Quin auch schon das Bewusstsein.
10. KAPITEL
Unglaubliche Schmerzen.
Nicole kämpfte gegen die dadurch verursachten Wellen der Übelkeit an, wollte sich davon nicht betäuben lassen. Da war etwas, das sie tun musste, etwas, an das sie sich erinnern musste … Aber alles verschwamm in ihrem Kopf, drehte sich wie in einem Strudel. Das Wichtige ließ sich nicht greifen, nicht bestimmen. Sie spürte Nässe auf ihrem Gesicht, und Panik ergriff sie. War sie etwa dabei zu ertrinken?
Sie riss die Augen auf. Dunkle Punkte tanzten davor.
Aber kein Wasser.
„Ah, Sie sind wach“, hörte sie eine Stimme.
Die Stimme gehörte zu dem Gesicht einer Frau, zu dem sich die schwarzen Punkte langsam zusammenfügten. Eine Frau, die mit einem feuchten Tuch über Nicoles Gesicht strich.
„Ich reinige nur Ihre Platzwunde. Am Kopf blutet es immer so stark.“ Sanft tupfte sie mit dem Tuch über Nicoles Stirn. „Da werden wohl ein paar Stiche notwendig sein. Wir müssen die Stelle rasieren. Aber Sie haben so schönes dichtes Haar, da lässt sich das leicht kaschieren. Und es wächst ja auch wieder nach.“
Platzwunde … am Kopf …
Nicole wollte fragen, was passiert war, doch mehr als einen erstickten Laut bekam sie nicht heraus. Ihre Kehle war so schrecklich trocken.
„Lutschen Sie an einem Eiswürfel“, riet die Frau und schob ihr ein kleines Stückchen Eis in den Mund. „Trinken dürfen Sie im Moment nicht. Man holt Sie gleich zum Röntgen.“
Sie musste sich in einem Krankenhaus befinden. Offensichtlich war man sich nicht sicher, welche Verletzungen sie davongetragen hatte, deshalb musste sie geröntgt werden. Bei den schrecklichen Kopfschmerzen fragte sie sich, ob sie vielleicht einen Schädelbasisbruch hatte.
Das Eisstückchen machte ihren Gaumen feucht genug, dass sie fragen konnte: „Wie … warum …?“
„Sie hatten einen Autounfall, Liebes“, wurde ihr mitgeteilt.
Was bedeutete, dass sie in einem Wagen gewesen war. Unterwegs wohin? Aus welchem Grund?
Nicole versuchte sich zu konzentrieren und sich durch den dichten Nebel zu arbeiten. Stück für Stück kamen die Erinnerungen zurück – der Streit im Hotel. Quin, der darauf bestand, sie nach Hause zu fahren. Sie, die so sehr an eine glückliche gemeinsame Zukunft hatte glauben wollen, aber das Misstrauen nicht bekämpfen konnte. Sie erinnerte sich daran, im Wagen gesessen und mit den Tränen gekämpft zu haben, weil ihr das Herz zerriss. Aber sie fand keine Erinnerung an einen Unfall – wo er passiert sein sollte, wie er passiert sein sollte.
Und was war mit Quin?
Der Schreck jagte einen schmerzhaften Stich durch ihren Kopf, gab ihr das Gefühl, ihr Schädel müsse explodieren. Quin wäre hier, an ihrer Seite, wenn es ihm möglich wäre! Er würde sich verantwortlich fühlen. Er würde sie nicht allein lassen, bis er sicher sein konnte, dass alles mit ihr in Ordnung war.
Sie hob die Hand und hielt den Arm der Krankenschwester fest. Diese widmete ihr nun ihre volle Aufmerksamkeit.
„Quin … ist er verletzt?“
„Wer, meine Liebe?“
„Quin Sola. Er war mit mir zusammen in dem Wagen. Er ist gefahren.“
Die Schwester schüttelte den Kopf. „Das weiß ich nicht. Er liegt nicht hier auf der Station.“
„Auf welcher Station? Wo bin ich?“
„In der Notaufnahme des St. Vincent Hospital, nahe dem Zentrum.“
„Wie spät ist es?“
Die Schwester schaute auf
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