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Stahlfront 1: Die Macht aus dem Eis

Titel: Stahlfront 1: Die Macht aus dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torn Chaines
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Söldnerseele, und er würde niemals in fremden Kriegen mitkämpfen, nur weil er gut dafür bezahlt wurde.
    Er wußte das, und Mulisch wußte es auch.
    Aber manchmal tat es einfach gut, Dampf abzulassen.
    *
    Zurück in seinem Büro, schaltete Wittmann den Computer ein und machte sich an die Arbeit. Als Agent des Verfassungsschutzes hatte er einige Freiheiten, und die nutzte er weidlich aus. So mußte er sich nicht nur dem üblichen Tagesgeschäft widmen, sondern hatte auch Zeit und Muße genug, an Fällen zu arbeiten, die er selbst für bearbeitenswert hielt.
    Und der Fall der blonden Frauen war ein solcher.
    Auf die Sache gebracht hatte ihn Anfang des Jahres ein kleiner Artikel in einer überregionalen Zeitung: Unter der Überschrift »Nur blonde Frauen vermißt« war vom unerklärlichen Versch winden junger deutscher Frauen die Rede. Wittmann hatte den Artikel eher beiläufig gelesen und sich schon auf eine neue Schlagzeilenkampagne in den Boulevardblättern eingestellt, für die ein solches Thema eigentlich ein gefundenes Fressen gewesen wäre. Aber nichts dergleichen geschah.
    Neugierig geworden, hatte Wittmann den Bericht im System nachgeprüft und festgestellt, daß zum fraglichen Zeitraum tatsächlich fünf Vermißtenanzeigen aus dem Frankfurter Raum vorlagen, die ausschließlich blonde Frauen zwischen neunzehn und fünfundzwanzig Jahren betrafen.
    Also hatte er in der Redaktion angerufen, sich als neugieriger Leser ausgegeben und nachgefragt, was denn aus dem Fall der vermißten Blondinen geworden wäre. Ein reichlich unsicher wirkender Redakteur hatte ihm mitgeteilt, ein Volontär wäre einer Falschmeldung aufgesessen und hätte den reißerischen Artikel verfaßt, der allerdings jeglichen Wahrheitsgehalts entbehre.
    Das hatte Wittmanns Interesse erst recht erweckt, da er ja genau wußte, daß es sich nicht um eine Falschmeldung handelte. Also hatte er die vielfältigen Möglichkeiten des Verfassungsschutzes umfassend genutzt und weiterrecherchiert. Zuerst war ihm aufgefallen, daß die zuständigen Polizeidienststellen bei ihren Nachforschungen nach dem Verbleib der Vermißten nicht weiterkamen. Er konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, daß die Ermittlungen nur sehr halbherzig betrieben wurden.
    Also ging Wittmann in die Archive. Da die Unterlagen mittlerweile alle digitalisiert waren, kam er ziemlich schnell voran. Und so hatte er rasch herausgefunden, daß seit Gründung der Bundesrepublik immer wieder gesunde junge blonde Frauen spurlos verschwunden waren.
    Das war an sich noch nichts Besonderes, auch kranke alte braunhaarige Frauen verschwanden oder dicke glatzköpfige Männer mittleren Alters.
    Das Besondere am Fall der blonden Frauen war etwas anderes: Die Untersuchungen verliefen immer und ausschließlich im Sande, und sollte überhaupt mal eine Zeitung über einen solchen Fall berichten, geschah das vermutlich aus Versehen, weil der betreffende Autor offenbar nichts davon wußte, daß so etwas kein Thema für eine ordentliche deutsche Zeitung war. War so ein Bericht einmal - aus welchen Gründen auch immer, er konnte hier nur mutmaßen - ins Blatt geschlüpft, wurde er niemals fortgesetzt oder gar bestätigt.
    Tatsächlich hatte Wittmann im gesamten Zeitungsarchiv überhaupt nur vier solcher Berichte gefunden - kurze Artikel wie denjenigen, der ihn auf den Fall gebracht hatte, versteckt irgendwo tief im Blatt. Vier Berichte in einem Zeitraum von mehr als sechzig Jahren! Und die Zahl der vermißt gemeldeten Blondinen ging in die Tausende!
    Es war beinahe so, als habe eine unbekannte Macht im Hintergrund die Fäden gezogen und nicht nur die Berichterstattung unterbunden, sondern auch immer und immer wieder dafür gesorgt, daß die Ermittlungen ergebnislos im Sande verliefen.
    Wurde er langsam paranoid? War das der Preis für die Arbeit in einer Behörde wie dem Bundesamt für Verfassungsschutz? Wittmann verneinte die erste Frage - und die zweite in jedem Fall in Bezug auf seine Person.
    Natürlich hatte er seinen Freund Manfred Behrens auf die Sache angesprochen. Doch der hatte noch nie etwas davon gehört - behauptete er zumindest -, obwohl er ein ganz klein wenig verunsichert gewirkt hatte. Magnus schalt sich einen Narren, weil er wirklich langsam überall »Beweise« für seine Verschwörungstheorie sah.
    Es war nur logisch, daß Manfred keine weitergehenden Informationen hatte als er selbst. Schließlich war er nur freier Journalist, mehr oder weniger ein Außenseiter. Falls es einen »inneren

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