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Stahlfront 3: Der zweite Buergerkrieg

Titel: Stahlfront 3: Der zweite Buergerkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torn Chaines
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Dame im eleganten Kostüm, die am Denkmal für Johann Sebastian Bach, das den optischen Mittelpunkt des Marktplatzes bildete, mit drei muskulösen jüngeren Männern in blauen Uniformen stritt. »Warum unternimmt die Polizei nichts gegen die Schmuggler ?«
    »Das ist nicht die Polizei, das ist der städtische Ordnungsdienst«, erklärte Manfred. Nun sah auch Heinrich den großen Schriftzug »Ordnungsamt« auf dem Rücken einer der Jacken.
    »Ja und? Verstößt der Verkauf von Schmuggelware nicht gegen die Ordnung? Und was wollen die überhaupt von der älteren Dame ?«
    Lautes Gezeter drang von der Szene am Denkmal herüber. Die Dame führte einen kleinen Hund mit sich, einen Yorkshire-Terrier, der sich angesichts der drei großen, bedrohlich wirkenden Ordnungshüter ängstlich zwischen die Beine seines Frauchens drängte. Die Dame wirkte empört - und ebenfalls eingeschüchtert, denn selbst der kleinste der Ordnungshüter überragte sie um Haupteslänge.
    »Sie hat ihren Hund nicht angeleint, das habe ich zufällig gesehen«, erklärte Manfred.
    »Und?« Heinrich war ehrlich verblüfft.
    »Das ist eine Ordnungswidrigkeit, für die man ihr jetzt ein Bußgeld abknöpft«, erklärte Magnus.
    »Muß ich das verstehen? Ausländer betreiben ganz offen illegale Geschäfte, aber der Ordnungsdienst hat nichts anderes zu tun, als sich um eine harmlose alte Dame und ihren zahnlosen kleinen Fiffi zu kümmern ?«
    »Das mußt du verstehen, Heinrich«, sagte Magnus mit einem müden, resignierenden Lächeln. »Die Zigarettenverkäufer könnten sich ja wehren. Und außerdem leben die offiziell alle von der Sozialhilfe. Bei denen ist kein Geld zu holen - bei der alten Dame schon. Willkommen in der real existierenden Bundesrepublik Deutschland, Kamerad!«
    Heinrich schüttelte nur stumm den Kopf, und nicht einmal Manfred war zu einem Kommentar aufgelegt. In Gedanken fragte er sich allerdings, ob jetzt auch schon in ihm das Thule-Gift zu wirken begann.
    *
    Einige Häuser neben der Apotheke befand sich eine typische deutsche Gaststätte, die laut dem Schild im Fenster »gutbürgerliche Küche« bot. Der frisch beförderte Stabsfeldwebel bestellte sich einen Zwiebelrollbraten mit Speckbratkartoffeln und haute rein, als habe er seit Monaten nichts gegessen. Magnus hatte sich das gleiche Gericht kommen lassen, während Manfred mit einem Salat vorliebnahm - er müsse auf seine Figur achten, wie er verriet.
    Heinrich wollte nicht auf den Schokoladenkuchen zur Nachspeise verzichten, und als ihm der Wirt den Kaffee brachte, sagte er: »Das war meine beste Mahlzeit seit Jahrzehnten! Aber hast du nicht etwas vergessen, mein Freund ?«
    Der Wirt, kaum älter als 30, wirkte irritiert. »Nicht daß ich wüßte. was denn?«
    Heinrich zog die Zigarettenschachtel aus der Jackentasche und lächelte: »Den Aschenbecher !«
    Im Gesicht des Wirts ging ein Reißverschluß zu. »Und ich wäre fast darauf hereingefallen. Nun tun Sie bitte nicht so, als hätten Sie noch nie etwas vom Rauchverbot gehört !« Sprach's und rauschte zurück zur Theke.
    Heinrich starrte Magnus mit offenem Mund an: »Rauchverbot? In einer Gaststätte? Spinnt der Mann? Kein Wunder, daß er so wenig zu tun hat!«
    »Der hat das Verbot nicht gemacht, Heinrich! Das ist mittlerweile praktisch in ganz Europa Gesetz !«
    »Etwa auch in Thule? Dann können mir nämlich Villa und Ehrenpension erspart bleiben! Da gehe ich doch lieber nach Afrika oder in die Walachei !«
    »In letzterer gilt das Rauchverbot ebenfalls«, grinste Magnus. »Aber in Thule sind wir vernünftiger, das kann ich dir versichern! Da findest du noch Kneipen, in denen ein Mann sich wohlfühlen kann !«
    Mit finsterer Miene und unverständliche Flüche murmelnd stecke Heinrich seine Zigaretten wieder ein. »Trinken wir unseren Kaffee aus und verschwinden wir«, brummte er.
    In diesem Moment betrat ein dunkelhäutiger Mann mit einem dicken Strauß Rosen im Arm die Gaststätte. Kurz ließ er den Blick durch den nur mäßig besetzten Raum schweifen und kam dann zielstrebig auf den Tisch mit den drei Männern zu. »Wolle kaufe Rosen? Nur fünf Euro!«
    Heinrich atmete tief ein - und Magnus trat ihm unter dem Tisch spürbar auf die Zehen. Der alte Mann verstand und entspannte sich wieder.
    Manfred allerdings hatte den kurzen Augenblick, in dem Magnus abgelenkt gewesen war, für seine nächste Dummheit genutzt. Er drückte dem Kraushaarigen einen Fünferschein in die Hand, winkte ihn zu sich herunter und flüsterte ihm etwas

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