Stahlfront 4: Verrat um Thule
durchgeführt, weil man zum einen damit rechnete, daß die Amerikaner alles in ihrer Macht Stehende tun würden, um ihre heimliche Hauptstadt zu verteidigen, und es andererseits nicht auszuschließen war, daß die AIn ihr Machtzentrum auf der Erde mit Flugscheiben verteidigt hätten. Und da es vornehmste Aufgabe eines jeden Kommandanten war, die Verluste der ihm anvertrauten Soldaten so gering wie nur möglich zu halten, ließ von Schirlitz die schweren Bomber unter Deck.
Jäger und Jagdbomber hingegen wurden jetzt ausnahmslos in die Luft gebracht. Die beiden jeweils 150 Meter breiten Startbahnen boten je vier Maschinen nebeneinander Platz, und da die »Hindenburg« mit Höchstgeschwindigkeit lief, verkürzte sich der Anlaufweg der Maschinen erheblich. Das führte dazu, daß die Bahnen geteilt werden konnten: Auf den innenliegenden Rollwegen rückte jede zweite Maschine zwei Kilometer nach vorn und startete dann von der vorderen Hälfte der Bahn, so daß der Flugzeugträger alle zehn Sekunden 16 Maschinen in die Luft brachte.
Während sich die Messerschmitts auf den Feind stürzten und ihn in heftige Luftschlachten verwickelten, wichen die Heinkels den Kämpfen möglichst aus, was ihnen wegen ihrer Tarnkappeneigenschaften auch fast immer gelang. Erst kurz vor ihren Zielen fuhren sie ihre Waffenbehälter aus und wurden durch deren Reflexionen auf den Bildschirmen der feindlichen Luftraumüberwachung sichtbar.
Doch dann war es zu spät.
Die Heinkels waren für diesen Einsatz ausschließlich mit Raketen des Typs »Balmung 4« ausgerüstet. Diese Spezialflugkörper wogen 437 Kilogramm, hatten einen gepanzerten Kopf und enthielten 341 Kilo Hochbrisanzsprengstoff. Die »Balmung 4« war speziell für den Einsatz gegen Startbahnen vorgesehen. Sie erreichte unmittelbar vor dem Einschlag eine Geschwindigkeit von mehr als 500 Meter in der Sekunde und durchschlug auch die dickste Betondecke. Der Raketenmotor trieb sie tief in den Boden unter der Bahn, wo sie schließlich explodierte. Dabei entstand ein Krater von mehr als 20 Metern Durchmesser und sieben bis acht Metern Tiefe.
Die für schnelle Düsenflugzeuge unerläßliche glatte Startbahn wurde so viel effektiver zerstört als mit normalen Bomben. Pro Bahn verschoß eine Heinkel sechs »Balmung«, die in Abständen von 250 Metern einschlugen und so ihre Nutzung auf Wochen hinaus unmöglich machten.
Als die Amerikaner bemerkten, was die Deutschen vorhatten, war es schon zu spät. Sie zogen ihre Jäger vom verlustreichen Kampf über dem Atlantik zurück, um wenigstens die Heimatbasen zu schützen, doch die Heinkels hatten schon ihre Nachbrenner gezündet und jagten mit fast 3000 Kilometern in der Stunde davon, befanden sich schon nach wenigen Minuten wieder im fast undurchdringlichen Schutzschirm, den die Messerschmitts um die Thule-Flotte legten.
Die Amerikaner mußten einsehen, daß ihre Anstrengungen vergeblich waren. Sie hatten fast 35 Prozent ihrer Flugzeuge verloren, während die Verluste der Thule-Truppen nur knapp über acht Prozent lagen.
Und bei den Landungen auf den Ausweichplätzen - Autobahnen und Landstraßen - gab es weiteren Bruch, so daß die Verluste der US Air Force noch einmal anstiegen. Vor allem aber saßen die überlebenden Maschinen jetzt fest, konnten ohne ihre Wartungstrupps weder aufgetankt noch munitioniert werden.
Die Luftschlacht über dem Atlantik war schon vorbei, bevor sie richtig begonnen hatte. Und sie war für die Amerikaner zu einer Katastrophe geworden.
*
Doch noch gaben die USA nicht auf. Der Arado-Aufklärer meldete eine Kampfgruppe, die von Camden in New Jersey aus in See stach. Von Schirlitz stellte eine Messerschmitt ab, um die Gruppe einmal mit Höchstgeschwindigkeit zu überfliegen und die Schiffe dabei zu identifizieren. Die anderen Jagdmaschinen flogen weiterhin Luftraumabsicherung für die »Hindenburg« und ihre Begleitflotte.
Das Ergebnis des Aufklärungsflugs war überraschend - und doch wußte der General, daß einer seiner Kapitäne seit Jahren von der Gelegenheit träumte, die sich ihm jetzt bot. Er ließ sich eine Funkverbindung zur »Derfflinger« schalten. Sie war eines der modernen Schlachtschiffe der K-Klasse und stand unter dem Kommando von Oberst zur See Friedrich Marquardt.
Der spekulierte schon seit den ersten Zeichnungen für die neuen Schlachtschiffe über die Möglichkeiten eines klassischen Kanonenduells in Zeiten der Schienenkanone. Erst diese elektrisch betriebene Waffe hatte die Konstrukteure
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