Stahlfront 4: Verrat um Thule
großes Schiff, vermutlich um eines der zweiten »Seawolf«-Serie. Diese Boote waren 138 Meter lang und verdrängten mehr als 12 000 Tonnen Wasser. Der Hubschrauberpilot wollte kein Risiko eingehen.
Sekunden später zeigte ihm eine schmutzige, mit Metalltrümmern vermischte Wasserfontäne die Stelle an, an der das Feindschiff explodiert war.
Wurde ein U-Boot auf diese Weise vernichtet, gab es keine Überlebenden. Also lenkte der Pilot seinen Hubschrauber zur »Derfflinger« zurück, wo er neu betankt und munitioniert wurde. Er stand nun in Bereitschaft, falls die Maschine, die seine Suchposition übernommen hatte, ein weiteres U-Boot entdecken sollte. Doch von dieser Seite sollte dem Schiff keine Gefahr mehr drohen.
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5. Kampfphase
Obwohl die hoch über dem Atlantik kreisende AufklärungsArado die »Derfflinger« mit allen Daten versorgte, verfügte das Schlachtschiff natürlich auch über eine hochmoderne bordeigene Funkmeßanlage. Die Antennen des FuG 25 »Villach« saßen an der Spitze des mehr als 30 Meter hohen Hauptmastes und erlaubten so einen Blick hinter den Horizont. Oberst Marquardt wußte schon, daß zwei Kreuzer und sechs Zerstörer der »New Jersey« voranfuhren, um sein Schiff abzufangen.
Er hatte der Feuerleitzentrale Befehl gegeben, die Mittelartillerie genau dann einzusetzen, wenn die Feindschiffe ihre Raketen abfeuerten, denn ihre eigene Aufklärung wäre in diesem Augenblick sozusagen geblendet vom eigenen Feuer.
Die Feuerleitzentrale der »Derfflinger« war kaum mehr als ein nicht besonders großer Raum voller Rechner und Bildschirme im am besten geschützten Bereich des Schiffes. Da alle Waffensysteme an Bord vollautomatisch arbeiteten, konnten sie von hier aus zentral gesteuert werden, was ihre Effektivität noch einmal deutlich steigerte.
Anders als in früheren Zeiten waren für den Einsatz hier keine schneidigen Krieger, sondern Rechnerspezialisten gefragt. Oberleutnant Dirk von Buchwald, dem die Feuerleitzentrale unterstand, war der Prototyp dieser neuen Art von Spezialisten: 25 Jahre alt, mittelgroß, untersetzt, Brillenträger. Für einen Einsatz etwa in der Spezialeinheit von Magnus Wittmann wäre er niemals in Frage gekommen. Hier aber kämpfte man nicht mit dem Körper, sondern mit dem Verstand - und man mußte ein fast intimes Verhältnis zu den Elektronenrechnern haben, die der »Derfflinger« erst die Kampfkraft verliehen, über die sie verfügte.
Von Buchwald hatte gleich im ersten Monat nach Indienststellung des Schiffes mehrere Fehler in den Steuerprogrammen der Rechner gefunden und behoben. Die Verbesserungen waren auch für die Schwesterschiffe der »Derfflinger« übernommen worden und hatten ihrem Urheber die Beförderung zum Oberleutnant eingetragen.
Nur fünf weitere Männer - vier Unteroffiziere und ein Fähnrich - arbeiteten hier unter seinem Befehl und setzten die Waffen des Schiffes stets genau so ein, wie der Kommandant oder die Situation es verlangten. Marquardt ließ von Buchwald und seinen Männern größtmögliche Freiheiten, denn er wußte, daß er sich auf sie verlassen konnte.
So wie jetzt: Als das »Villach«-Gerät den Abschuß von Raketen auf den noch unter dem Horizont befindlichen Feindschiffen meldete, gab von Buchwald mit einem Tastendruck die Mittelartillerie auf der Backbordseite frei. Mit einem leisen Wummern schickten die »kleinen« Schienenkanonen ihre Zwanzigzentimetergranaten los. Sie waren auf Dauerfeuer geschaltet und schossen so alle fünf Sekunden, sobald ihre Speicher wieder aufgeladen waren.
Der Fähnrich hatte die Aufgabe, den Geschützen ein neues Ziel zuzuweisen, sobald das bisherige Trefferwirkung zeigte. Das geschah durch simples Antippen von Symbolen auf einem berührungsempfindlichen Bildschirm. Die beiden Kreuzer wurden zuerst getroffen und drehten ab. Einer von ihnen stand in Flammen, wie eine über den Horizont steigende Rauchfahne zeigte.
Sofort wurde das Feuer auf die Zerstörer umgeleitet, die wegen ihrer höheren Geschwindigkeit und größeren Beweglichkeit nicht ganz so leicht zu treffen waren.
Von Buchwald wußte, daß er sich auf seine Männer verlassen konnte, und konzentrierte sich auf die heranjagenden Raketen. Mit dem linken Zeigefinger rückte er seine Brille auf der Nase zurecht, was bei ihm ein Zeichen für allergrößte Konzentration war. Denn nachdem er die Gustloff-Schnellfeuerkanonen der Nahbereichsabwehr aktiviert hatte, mußte er nicht mehr viel tun - seine Aufgabe bestand im Prinzip nur noch
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