Stahlfront 4: Verrat um Thule
Schienenkanonen unerläßlich waren, installieren wollen. Außerdem hatte selbst das Reich Thule nicht genug Finanzmittel, um jede Stellung um ein Kernkraftwerk und die dazugehörige bombensichere Verbunkerung zu erweitern.
Aber auch die konventionelle Bewaffnung des Eiswalls war alles andere als unbeachtlich. Die Geschütze waren laufend modernisiert worden, die »kleinsten« Waffen hatten 20 Zentimeter Kaliber, die größten sogar 60 wie die beiden von »Fräulein Susi«. Bei ihnen handelte es sich um Teile der ausgemusterten Erstbewaffnung des Flugzeugträgers »Hindenburg«: Als der mit den neuentwickelten Schienenkanonen ausgerüstet worden war, hatte man seine bisher eingebauten 156 überschweren Geschütze auf die Bunkerstellungen an der Eismeerküste verteilt.
Darüberhinaus gab es zwischen den Bunkern mit den schweren Geschützen zahlreiche ebenfalls - wenn auch nicht so massiv - verbunkerte Abwehrstellungen mit Rotationskanonen Gustloff HF 21 und 21 M.
Am Meeresboden vor Küstenabschnitten, an denen eine Invasion theoretisch möglich war, hatte man unzählige schwere Seeminen verankert, die mittels Magnetfunk aufgelassen und gleichzeitig scharfgemacht werden konnten. Allein schon diese Minen würden dafür sorgen, daß eine Invasionsflotte mindestens 50 Prozent ihrer Schiffe verlor, bevor sie die Küste erreicht hatte.
Den Rest würden die Geschütze erledigen, die dank ihrer modernsten FuMO 35 -Feuerleiteinrichtung über eine extrem hohe Treffsicherheit verfügten. Und sollte es dem Feind wider alle Erwartungen gelingen, die Funkmeßverfahren zu stören, konnten die Geschützführer immer noch auf die optischen Entfernungsmesser zurückgreifen. Auf diesem Gebiet waren die Deutschen schon immer führend gewesen, und zu den Männern, denen 1944/45 die Flucht an den Südpol gelungen war, hatten auch führende Techniker der Zeiss-Werke in Jena gehört. Natürlich waren sie nicht ohne ihre Unterlagen gekommen.
Auch die optischen Feuerleitgeräte waren laufend weiterentwickelt worden und verfügten heute über uneingeschränkte Nachtsichtfähigkeit. Im Prinzip stellte der Eiswall eine undurchdringliche Schutzeinrichtung dar. Im Prinzip.
Denn momentan war er so gut wie wertlos, und darüber regte sich Lohberger auf. Ausgerechnet Oberleutnant Farres wurde das Opfer der Schimpfkanonaden des Stabsfeldwebels, obwohl er keinerlei Schuld hatte an der gegenwärtigen Situation.
»Verteidigungsstellungen ohne Feuerleitanlagen sind wertlos, vielleicht gerade noch für ein paar Salut- oder Böllerschüsse zu gebrauchen !« schimpfte Lohberger.
Farres versuchte ihn zu beruhigen. »Sie wissen doch genau, daß die Anlagen einmal im Jahr gewartet werden müssen. Thule schickt ein Flugzeug oder einen Stahlzeppelin, läßt die Geräte nach Neu-Berlin bringen, und wenn sie dann wieder eingebaut werden, sind sie nicht nur so gut wie neu, sondern durch kleine Verbesserungen oft noch wirkungsvoller als vorher.«
»Ist ja alles richtig«, knurrte Lohberger, »aber bisher wurden FuMO- und optische Anlagen nacheinander gewartet. So waren wir im Notfall immer noch in der Lage, einen anrückenden Feind unter Feuer zu nehmen. Aber ausgerechnet jetzt holen sie beides auf einmal ab !«
»Nun ja, auch das Reich Thule muß Kosten sparen. Wir haben in den letzten zwölf Monaten so viele Einsätze gehabt wie noch nie. Hinzu kommt unsere Unterstützung für die CSA. Das alles kostet enorme Summen, die wir nicht einmal mit unseren geheimen Erdölexporten hereinholen können .«
»Papperlapapp! Fällt Ihnen eigentlich gar nichts auf, wenn sie aus der Geschützluke nach draußen blicken ?«
»Doch. Es ist stockfinster, weil wir Polarnacht haben. Denkbar schlechte Zeiten für einen Großangriff. Deswegen wird die Wartungsaktion ja auch immer mitten im Winter durchgeführt .«
»Winter ist das Stichwort, Oberleutnant«, knurrte Lohberger und klang fast so gefährlich wie ein Wolf. »Da draußen herrscht kein Winter! Der findet in diesem Jahr nur auf dem Kalender statt! Wir haben gerade mal drei Grad unter Null, und das Meer ist eisfrei. Das kann man wegen der ungewöhnlich zahlreichen Polarlichter klar sehen. Mit solchen Bedingungen kommen selbst die verweichlichten Amis klar, und Sie wissen so gut wie ich, daß die Feiglinge heute am liebsten bei Nacht kämpfen, seit es ihnen gelungen ist, die von ihnen gestohlenen deutschen Unterlagen über die im letzten Krieg entwickelte Nachtsichttechnik zu entschlüsseln. Und wenn die Russen kämen,
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