Stahlfront 5: Yes, we can
hatten, in die sie von ihrem verräterischen Befehlshaber geschickt worden waren, hatten sie sich nicht wie befohlen im Eis eingegraben - was sie zu wehrlosen Opfern der amerikanischen Präzisionswaffen gemacht hätte -sondern waren mit ihren Panzern in Bewegung geblieben, was es den Feindpiloten schwergemacht hatte, die gutgeschützten Waffensysteme zu vernichten. Denn zumindest ein neuer Tiger XVI konnte sogar manchen Volltreffer kleinerer Kaliber unbeschadet wegstecken. Und Volltreffer waren bei beweglichen Zielen nun einmal deutlich schwerer zu landen.
Trotzdem hatte die 4. Pz.-Div. fast 50 Prozent ihrer Kampfstärke eingebüßt, darunter fast alle Panzer zur Luftabwehr.
In den nächsten Wochen würden viele Frauen in Thule weinen.
Seit das Licht in der Höhle wieder eingeschaltet war und seitdem Oberst von Klenks selbstloses Opfer dafür gesorgt halte, daß die Luftwaffe Thules wieder fliegen konnte, trafen praktisch nur noch Erfolgsmeldungen im Lagezentrum des OKT ein. Der Feind wurde an allen Fronten zurückgedrängt.
Die Soldaten, die den Eingang zum Komplex bewachten, standen plötzlich stramm, als ein älterer Zivilist Einlaß begehrte und verlangte, sofort zu Thulemarschall Bittrich gebracht zu werden.
Dem Wunsch wurde umgehend entsprochen, denn der unscheinbare hagere Mann mit den zu einer unmöglichen Frisur in die Stirn gekämmten dünnen grauen Haaren war das vielleicht größte lebende Genie der Welt, aufjeden Fall das größte Genie Thules: Professor Kurt Schulz, der Leiter des nach ihm benannten Instituts.
Es war allgemein bekannt, daß der Wissenschaftler zu jeder Tages- und Nachtzeit Zutritt zum Thulemarschall hatte, und daß er dieses Privileg wirklich nur dann nutzte, wenn die Sache tatsächlich dringend war.
Deshalb fand Bittrich auch sofort Zeit für Schulz, als er sah. wen man da zu ihm brachte.
»Was führt Sie denn ausgerechnet jetzt zu mir, Professor ?« fragte der »Bärwolf« freundlich. Falls er genervt war, ließ er sich das nicht anmerken. »Sie ahnen sicher, daß wir momentan ziemlich beschäftigt sind.“
»Um die Invasionstruppen können sich auch ihre Kameraden kümmern, Marschall. Das bekommen die schon hin. Aber die Sache, die vorhin in Meimersdorf passiert ist, erfordert Ihre volle Aufmerksamkeit !«
»Wenn Sie das menschenverachtende Massaker an wehrlosen Zivilisten meinen... darüber bin ich schon informiert, Professor! Und glauben Sie mir, wir werden die Verantwortlichen nicht ungestraft davonkommen lassen. Aber ich habe momentan andere Prioritäten .«
»Genau wie ich.« Schulz gab sich vollkommen ungerührt. »Das Massaker war nämlich nichts als ein Ablenkungsmanöver. Haben Sie sich gewundert, weshalb sich die Verräter die Mühe gemacht haben, unsere Kunstsonnen auszuschalten? Ich mich auch«, kam er Bittrich zuvor, als er merkte, daß der Marschall etwas sagen wollte.
Und um ihn gar nicht erst zu Wort kommen zu lassen, fuhr er sogleich fort: »Diese Verbrecher wollten jedes einzelne Leben in Thule ausrotten, sogar das eigene Terrorkommando wollten sie opfern .«
Schulz berichtete von den Erkenntnissen, die seine nach Meimersdorf entsandten Spezialisten gefunden hatten. Mit langen Sonden hatten sie Gasproben entnommen und analysiert.
»Wäre das Zeug nur eine halbe Stunde lang in unser Höhlenreich geblasen worden, hätte das schon ausgereicht, um alle hier drinnen mehr oder weniger kampfunfähig zu machen«, erklärte er. »Und wenn das Licht nicht wieder angegangen und das Gebläse weiter gearbeitet hätte, wären wir jetzt alle tot .«
Er führte weiter aus, daß dieses spezielle Kampfgas schon nach wenigen Minuten ungiftig wurde, wenn es mit UV-Licht in Kontakt kam, und daß man mittlerweile wußte, daß die Amerikaner das Licht nach 48 Stunden wieder hatten einschalten wollen. Auch von der kleinen Kapsel mit demselben Gas in dem falschen Relais im Zentralrechner der Klimasteuerung berichtete er.
»Der Einsatz von VX-Gas und sämtlicher Derivate ist seit der Chemiewaffenkonvention, die auch von den USA unterzeichnet wurde - und zwar 1992! - verboten. Wir werden alle diese Beweise der internationalen Kommission vorlegen, die das Massaker von Meimersdorf untersuchen wird .«
»Falls denn überhaupt eine kommt .« Da Schulz ihn nur fragend ansah, aber nichts sagte, fuhr Bittrich fort: »Das Internationale Rote Kreuz hat schon signalisieren lassen, daß man > Nazis wie uns< keinesfalls unterstützen könne. Daß wir weder Sozialisten sind noch
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