Stahlfront 5: Yes, we can
alles in ihrer Macht stehende unternommen, um die Hintergründe des Putschversuchs aufzuklären. In der Kaserne des dritten Feldjägerregiments, das bei den Ereignissen eine besonders unrühmliche Rolle gespielt hatte, waren sie massiv fündig geworden. So hatten sie etwa Kopien der gefälschten Einsatzbefehle gefunden, die vor Ausbruch der Funkstörungen an die Einheiten der Flotte hinausgegangen waren. Die Aufrührer hatten es tatsächlich geschafft, alle kampfstarken Verbände über die Weltmeere auf der Nordhalbkugel zu verteilen. Sämtliche Befehle waren mit den persönlichen Kodes des Thulemarschalls unterzeichnet. Das war eigentlich unmöglich, ungeheuerlich, einzigartig - aber da man inzwischen wußte, daß sogar zwei Feldmarschälle zu den Verrätern gehört haben, wunderte sich niemand mehr über diese Tatsache.
Ein Feldmarschall war ein Offizier, dem jeder Soldat bedingungslos vertrauen konnte - so hatte man bisher zumindest geglaubt. Solch ein Mann ging aus und ein im OKT, wie es ihm beliebte.
Und solch ein Mann wurde nicht von den Geheimen Feldjägern überwacht. So etwas mochte notwendig sein in den durch und durch korrupten Staaten der Nordhalbkugel - aber doch nicht im Reich Thule!
So hatte man gedacht. Aber mit ihrem Jungbrunnenserum hatten die Verräter an der Menschheit endlich ein Instrument gefunden, mit dem sie auch bisher tadellose Offiziere Thules korrumpieren konnten.
Magnus schwor sich innerlich, sich eher eine Kugel durch den Kopf zu jagen als zum Verräter an den Menschen zu werden, die ihm vertrauten.
Auf Magnus Anweisung hin war die Flugscheibe I 21 in Richtung Nordpazifik unterwegs. Die Maschine war ebenfalls eine aus der neuen Baureihe Haunebu VII und baugleich mit der zerstörten I 24.
Der Kommandant holte das Maximum aus dem Triebwerk heraus, und so dauerte es nur rund 100 Minuten, bis das Zielgebiet erreicht war. Hier irgendwo mußte entsprechend den gefälschten Befehlen die Kampfgruppe des Gigantflugzeugträgers »Hindenburg« kreuzen.
Wie vorher abgesprochen, setzte der Funker der Flugscheibe einen Ruf mit Bittrichs persönlichem Kode ab. Er schaltete alle verfügbare Energie auf die Funkanlage und konnte sich doch nicht sicher sein, daß der Spruch über eine größere Entfernung als wenige hundert Kilometer zu hören war. Die von den Amerikanern verursachten Funkstörungen wirkten noch immer massiv und weltweit.
Kaum war der Funkruf raus, stieg die Spannung in der Zentrale an wie der Druck in einem Dampfkessel unter Feuer. Denn angesichts der hohen Leistung, mit der dieser Ruf abgestrahlt worden war, hätte man auch ein Feuerwerk veranstalten können unter dem Motto; »Hallo, hier sind wir !«
Es vergingen nur einige Minuten, bis der Obergefreite an der FuMO-Überwachung zwei feindliche Objekte hoch oben im Weltall über der I 21 meldete. Sofort ging die Flugscheibe auf wilden Zickzackkurs, denn schon wenige Sekunden später jagten dicht neben ihr die Blitze der mächtigen BüLi-Kanonen der AIn vom Himmel herab. Bei diesen Waffensystemen hatten die Schleimer aus den Tiefen des Weltalls noch immer einen gewissen Vorsprung vor den Deutschen, die die technischen Grundlagen dieser Waffensysteme seit Mitte der 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts erforscht und noch während des Zweiten Weltkriegs erste funktionierende Systeme entwickelt hatten.
Glücklicherweise war es gelungen, diese Technologie wie vieles andere 1944/45 nach Neu-Schwabenland zu evakuieren und so dem Zugriff der alliierten Plünderkommandos zu entziehen.
Notgedrungen hatten die dann selbst an den Waffensystemen forschen müssen, die sie in ihrer typischen umständlich-großkotzigen Art »Light Amplification by Stimulaled Emission of Radiation« oder kurz, »Laser« nannten. Im Reich Thule sprach man treffender von »Bündellicht« oder kurz »BüLi«. Allgemein war man der Auffassung, daß Theodore Maiman, der 1960 den ersten funktionierenden Laser gebaut hatte, Hilfen und Hinweise von den AIn bekommen haben mußte.
Doch die außerirdischen Drahtzieher der sog. »westlichen Welt« achteten offenbar streng darauf, daß ihre Lakaien nicht allzu viel Wissen über Hochtechnologie erhielten, sondern gerade nur das, was die AIn als für den Kampf gegen die letzten freien Menschen notwendig erachteten. Deswegen war auch Spionage in dieser Richtung sinnlos.
Wenn das Reich auf dem Gebiet der BüLi-Waffen mit den AIn gleichziehen wollte, mußte man sich auf seine eigenen Ideen verlassen.
Die Flugscheibe tanzte
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