Stahlfront 5: Yes, we can
Menschen geben, die die Außerirdischen ebenso für Hirngespinste hielten wie Flugscheiben, aber Manfred wußte es besser. Er hatte einem solchen stinkenden Ungeheuer von den Sternen schon von Angesicht zu Monsterfratze gegenübergestanden.
Und dann war der Angriff auf das Reich Thule erfolgt. Anfangs hatte Manfred sogar noch gehofft, die von ihm stets bewunderten Amerikaner würden die Höhlenwelt genauso besetzen, wie sie einst Deutschland besetzt hatten, und dann auch dieses im Prinzip so schöne Land hier vom Ungeist des Militarismus befreien und ihm die Segnungen der Demokratie bringen.
Als dann nach dem kurzzeitigen Ausfall der künstlichen Sonnen die ersten Meldungen über die geplante Vernichtung aller Bewohner des Reiches mittels Gas eingetrudelt waren, halte er sie noch für eine Ausgeburt der kranken Gehirne der Propagandaabteilung des OKT gehalten.
Mittlerweile wußte er es besser. Die Beweise ließen sich nicht wegdiskutieren, und das Massaker von Meimersdorf hatte ein übriges getan, um Manfreds bisherige Helden in ein neues Licht zu tauchen. Die Amerikaner hatten nicht nur Männer, Frauen und Kinder ermordet, hatten Tausende Soldaten des Reiches mit Hilfe von gekauften Verrätern in die Falle gelockt und umgebracht - unwillkürlich mußte Manfred an seinen Freund Walter Matter denken, der mit der Zweiten Panzerdivision, in der er diente, ausgerückt war, um die Angreifer zurückzuwerfen -nein, sie hatten vor allem versucht, ihn selbst umzubringen! Und das, obwohl er ihnen niemals etwas zuleide getan und ihre Motive stets aus ganzem Herzen unterstützt hatte! Natürlich war Manfred bereit, Opfer zu bringen für den Sieg der Demokratie über die dumpfe deutsche Reaktion - aber doch nicht das Opfer seines eigenen Lebens! So weit ging die Liebe dann doch nicht!
Entsprechend heftig war der Kommentar ausgefallen, den er für die morgige Ausgabe der »Thule-Nachrichten« verfaßt hatte.
Aber jetzt, da der Text fertig vor ihm stand, war er sich doch nicht mehr sicher, ob er so etwas verantworten konnte.
Und ausgerechnet heute hatte sich Uschi Braun, seine Ressortleiterin, krankgemeldet. Nein, eigentlich war sie schon seit gestern krank, als der gescheiterte Putschversuch gegen Thulemarschall Bittrich begonnen hatte.
Aber Manfred war sich wirklich nicht sicher, ob er seinen Artikel in dieser Form veröffentlichen konnte. Andererseits wollte er nicht den Eindruck erwecken, Entscheidungen zu scheuen, die er selbst zu treffen hatte - die er dann aber auch selbst verantworten mußte. Ihm fehlte ganz einfach der Widerpart, mit dem er den Text diskutieren konnte.
Da er Uschi auf keinen Fall anrufen wollte - zum einen, um sich von ihr nicht anpflaumen lassen zu müssen, zum anderen, um nicht als Weichei dazustehen, das nicht in der Lage war, Verantwortung zu übernehmen - beschloß er, ihr einen »Krankenbesuch« abzustatten.
Vermutlich hatte sie nur »ihre Tage«, und da würde sie sich über ein paar nette Worte und ein paar Blümchen sicher freuen. Allerdings war sich Manfred nicht ganz sicher, ob eine Frau von 50 überhaupt noch »Tage« hatte. Er kannte halt überwiegend Männer, und Themen wie »Wechseljahre« fand er nicht nur ziemlich eklig, sondern auch ein ganz klein bißchen unheimlich.
Jedenfalls druckte er seinen geplanten Kommentar aus, verließ das Redaktionsgebäude, kaufte in einem benachbarten Blumenladen einen kleinen bunten Strauß und fuhr dann mit einem der Redaktions-Ekw hinaus aus der Stadt.
Uschi besaß ein kleines Bauernhaus im Grüngürtel von Neu-Berlin. Hier lebte sie mit ihren zahlreichen Tieren und ihrem Ehegatten, den die meisten in der Redaktion noch nie zu Gesicht bekommen hatten. Die wenigen, die das durchaus zweifelhafte Vergnügen gehabt hatten, sprachen nur vom »Männchen«.
Als Manfred von der Straße auf die Zufahrt zu Uschis Hof abbog, erwartete ihn eine seltsame Überraschung. Der Platz vor dem Haus war von Bäumen und hohen Hecken gesäumt und deshalb nicht nur sehr romantisch, sondern auch von der Straße aus nicht einsehbar.
Deshalb sah er den schwarzen Ekw der Thule-Truppen erst dann, als er von der Zufahrt auf den Vorplatz einbog. Was hatte ein Truppenfahrzeug hier draußen bei Uschi verloren? An den Grenzen des Reiches wurde gekämpft - sollten jetzt nicht alle Soldaten im Einsatz oder wenigstens auf ihrem Posten sein?
Manfreds Neugier, die ihn zu einem wirklich guten Journalisten machte, war geweckt. Er stellte den Wagen ab, nahm den Blumenstrauß in die
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