Stahlfront 5: Yes, we can
Uschi war.
Der Mann, dessen Identität Manfred so gerne gelüftet hätte, hieß Dieter Kempowski.
Der Major im Innendienst saß in Uschi Brauns Wohnzimmer, war blaß wie die Wand und zitterte am ganzen Leib. Kurz gesagt, er war ein Häufchen Elend.
Wenigstens mußte Uschis Ehemännchen dieses Elend nicht mit ansehen, denn sie hatte ihn zum Ausmisten in den Pferdestall geschickt. Von all ihren Tieren war nur ihr großer struppiger Hund anwesend, der sich in einer Ecke des Zimmers zusammengerollt hatte, den schnarchenden Schlaf des Gerechten schlief und die Luft in dem relativ kleinen Raum ab und zu mit einem kräftigen Darmwind aromatisierte.
Die »kranke« Ressortleiterin war ebenfalls nervös, hatte sich aber entsprechend ihrem Naturell wesentlich besser im Griff als Kempowski.
»Die Schweine haben mir die ewige Jugend versprochen«, jammerte der Major gerade, »aber in Wirklichkeit wollten sie uns alle umbringen... mich auch !«
»Nicht wirklich alle«, verbesserte Uschi. »Speidel, von Paulus und die anderen in ihrem Stab, die auf der Flucht erschossen wurden, müssen über die Sache informiert gewesen sein. Sonst hätten sie sich kaum durch ihren Fluchtversuch verraten und in Ruhe abgewartet, wie sich die Dinge entwickeln !«
»Das ist ja das Schlimme! Speidel hat mir das Steuergerät für die Beleuchtung mit einem breiten Lächeln in die Hand gedrückt und mir in wärmsten Farben ausgemalt, wie mein neues Leben nach der Beseitigung Bittrichs aussehen würde. Dabei hat dieser heimtückische Verräter gewußt, daß mir nur noch wenige Stunden blieben, sollten seine Pläne funktionieren! Der wußte auch von der Gaskapsel in dem Gerät, die mich auf der Stelle getötet hätte, wenn ich ihm vielleicht doch nicht getraut und das Gehäuse geöffnet hätte. Wie kann man nur derart verlogen sein? Diese paar Verbrecher wollten uns alle ermorden lassen, nur damit sie die Serumbehandlung bekämen, diese Verräter! Gut, daß sie tot sind!«
Jetzt zitterte Kempowski nicht mehr nur vor Angst, sondern auch vor Wut.
Uschi Braun nahm die Sache pragmatischer, wie es ihre Art war. »Wenn man sich mit Verrätern einläßt, muß man stets davon ausgehen, daß man auch selbst verraten werden kann«, stellte sie lakonisch fest. »Die Frage ist jetzt nur, wie wir weiter vorgehen. Kann man uns auf die Spur kommen. Major? Bittrich hat die Geheimen Feldjäger eingeschaltet. Was können die finden ?«
»Ich weiß es nicht. Wenn die mich in die Finger bekommen, bin ich tot. Tot!« Schluchzer entrangen sich der Kehle dieses Häufchens Elend, das trotz seiner stolzen schwarzen Uniform so ganz und gar nicht wie ein Offizier des Reiches Thule wirken wollte.
Uschi Braun trat vor Kempowski hin, packte ihn hart an beiden Schultern und schüttelte ihn so heftig, daß ihm die schwarze Schirmmütze vom Kopf fiel. »Hören Sie auf zu heulen! Sind Sie ein Mann oder eine Memme? !«
Der Major starrte sie entgeistert an und sagte kein Wort.
Also fuhr Sie fort: »Welche Spuren haben Sie hinterlassen ?«
»Keine. Es gibt im fraglichen Bereich keine Überwachungskamera, von der ich nicht wüßte. Und auch sonst weist eigentlich nichts auf meine Verwicklung in die Angelegenheit hin...«
»Weshalb machen Sie sich dann dermaßen in die Hose ?«
Kempowski fand langsam wieder zu seinem alten verschlagenen Ich zurück. Unwillig schüttelte er Uschis Hände von den Schultern. »Kann ich sicher sein, daß mir die Verräter nicht noch einen Abschiedsgruß hinterlassen und an irgendeiner Stelle, von der sie genau wissen, daß die GF dort nachsehen werden, eine Liste ihrer Mitverschwörer abgelegt haben... eine Liste, auf der dann auch mein Name steht?«
»Nein, sicher sein können Sie nicht angesichts der Art und Weise, in der die Schweine vorgegangen sind. Und... sollte es eine solche Liste geben, dann wäre auch ich geliefert !«
»Worauf Sie einen lassen können, meine Liebe!«
»Und wie wäre es. wenn wir uns den Geheimen Feldjägern einfach als Zeugen der Anklage zur Verfügung stellen und ihnen detailliert jede Einzelheit der kleinen Verschwörung mitteilen, an der wir selbst nur ganz am Rande beteiligt waren ?«
»Das können Sie sich abschminken, Frau Braun !« Kempowski schnaubte verächtlich. »Unsere Anführer sind allesamt tot, die Pläne gescheitert, die Verschwörung komplett aufgeflogen. Was könnten wir den GF schon anbieten, das sie nicht längst haben ?«
Uschi nickte zögernd. »Sie haben recht . Wir stehen mit völlig leeren
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