Stahlfront 5: Yes, we can
»Draufgänger« unterhalb der Kabinenhaube. Neben ihm stand die Heinkel seines Rottenfliegers Oberleutnant Staak an Deck. Deren Hülle wurde seit neustem von dem Schriftzug »Installateur« geschmückt, Als Mike gefragt hatte, weshalb der Deutsche sich ausgerechnet diesen Kampfnamen ausgesucht hatte, hatte der nur lakonisch geantwortet: »Warum nicht ?«
Staffelführer Hartmann hatte absolute Funkstille befohlen, und so saß Mike in seiner Maschine und langweilte sich. Er konnte nicht nachfragen, wo die Amerikaner blieben, und er bekam auch keine Informationen, weshalb die »Hindenburg« plötzlich den Kurs änderte. Als erfahrenem Piloten entging ihm natürlich nicht, daß sie von dem Südwestkurs, der sie direkt bis vor den Strand von Malibu geführt hätte, ziemlich genau nach Norden abdrehte.
Er verfluchte sein Schicksal, denn er ahnte, daß er an diesem Tag vielleicht noch einige Stunden Sitzbereitschaft an Deck haben würde, aber ganz bestimmt keinen Kampfeinsatz mehr.
Einmal mehr würde sich McBains Ahnung als richtig erweisen.
Magnus Wittmann wurde Zeuge, wie der Funker seinem Kommandanten einen verschlüsselten Befehl zurief: »Herr General, ich habe endlich wieder Thule am Apparat. Das OKT läßt Ihnen ausrichten, daß der Fall Rot eingetreten ist !«
»Wunderbar! Melden Sie, daß wir Fall Rot verstanden haben !«
Von Schirlitz wollte sich abwenden, doch der Funker hatte noch etwas zu melden: »Man fragt nach, wie die Bedrohungslage aussieht !«
»Richten Sie aus, daß uns die Amis in der Ortung haben, aber nichts unternehmen. Die sind nicht mehr in der Lage, die für den Fall Rot geplanten Operationen ernsthaft zu gefährden oder auch nur zu behindern !«
Während der Funker den Befehl ausführte, wandte sich von Schirlitz an seinen Adjutanten: »Brüne, teilen Sie der Flotte mit, daß wir geschlossen auf Nordkurs gehen. Die Formation behalten wir so bei. Ich sehe uns zwar nicht wirklich in Gefahr, aber die Männer sollen vor allem auf feindliche U-Boote achten .«
Wie sein Freund McBain fragte sich auch Wittmann, was die »Hindenburg« und ihre Begleitschiffe im Norden zu suchen hatten. Was gab es im ewigen Eis des Polarmeeres, das einen Einsatz in dieser Größenordnung rechtfertigte?
Wie McBain - und wie fast der ganze Rest der zivilisierten Welt - würde Wittmann von der Antwort auf diese seine Frage deutlich überrascht werden.
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7. »Erkennen heißt: Alle Dinge zu unserem Besten verstehen .«
(Friedrich Nietzsche)
Manfred Behrens war entsetzt. Der Journalist hatte dem Reich Thule stets ablehnend gegenübergestanden. Ehemalige Wehrmachtssoldaten, die statt zu kapitulieren, wie es sich für sie gehört hätte, einfach in einer beinahe unangreifbaren Höhlenwelt weitermachten und ihre deutschen Großmachtsphantasien weiter auslebten, fand er einfach zum Kotzen.
Im Prinzip lehnte er alles ab, was es hier gab: die Militärdemokratie, die für ihn eine Form von Diktatur war, vor allem, da sie niemals in die Tat umgesetzt worden und von Anfang an durch das Kriegsrecht ersetzt worden war. Und doch konnte er hier freier schreiben, als es ihm in der demokratischen Bundesrepublik mit all ihren Vorschriften - geschriebenen wie ungeschriebenen -je möglich gewesen war.
Er lehnte die Gesetze ab, die homosexuelle Handlungen unter Strafe stellten - und doch lebte er mit einem jungen Mann unter einem Dach, und niemand kümmerte sich darum. In mancherlei Hinsicht war sein Leben als Schwuler hier einfacher als früher in der BRD, solange er sich an gewisse Regeln hielt.
Er lehnte die Militarisierung des öffentlichen Lebens ab, die fast schon manische Wertschätzung der all überall sichtbaren schwarzen Uniformen, die Militärparaden mit ihrem Getöse von Blechmusik. Und doch war das Reich Thule weniger kriegerisch als selbst die Bundesrepublik, die sich immerhin an einem Angriffskrieg auf den souveränen Staat Jugoslawien ebenso beteiligt hatte wie an seiner Zerschlagung, die Besatzungstruppen für das Amselfeld stellte, den heiligen Boden der Serben, den sich die Albaner mit Unterstützung der Amerikaner einfach unter den Nagel gerissen hatten. Soldaten der Bundeswehr standen im Sudan und kämpften in Afghanistan - die Soldaten Thules hingegen kämpften nur dann, wenn es sich nicht vermeiden ließ, und niemals für die Interessen irgendwelcher windiger Verbündeter oder gar für die Ausweitung des eigenen Machtbereichs, sondern immer nur gegen die AIn und ihre menschlichen Lakaien.
Es mochte
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