Stahlfront 5: Yes, we can
notwendige Finanzmittel für Wahlkämpfe besorgt - und sogar ihren Ehemann, in den sie sich als Doktorandin unsterblich verliebt hatte, den anzusprechen sie damals aber noch viel zu schüchtern gewesen war.
Nun, das war alles sehr lange her. Sam war immer der Mann im Hintergrund gewesen, der es sorgsam vermieden hatte, die Aufmerksamkeit der Medien auf sich zu ziehen. Es gab so gut wie keine Foto- und Filmaufnahmen von ihm. Und dennoch schminkte sich der 73jährige heute auf alt und ging in Gegenwart fremder Menschen immer ein wenig gebeugt, denn er war in der Zeit zwischen Wahl und Amtsantritt »seiner« Präsidentin mit dem Serum behandelt worden.
Ohne seine Verkleidung sah er aus wie ein Mann Mitte 30, tatsächlich in den besten Jahren und auf dem Höhepunkt seiner Kraft. Und er würde sich bis zu seinem Tod, mit dem erst in deutlich mehr als 60 Jahren zu rechnen war. nicht mehr verändern. Deshalb hatte er auch vor, nach dem Ende der Amtszeit der Präsidentin eine neue Identität anzunehmen und sich eine Insel irgendwo in der Karibik zu kaufen.
Etwas in der Art wollte sie auch - wobei sie mehr an eine große Ranch in Montana dachte.
Dieser Wunsch nach ewiger Jugend und langem Leben hatte sie ihren politischen Instinkt vergessen lassen - und so blickten ihre Augen zwar auf den Rasen vor dem Oval Office, doch tief in ihrem Inneren schaute sie auf die Trümmer ihrer Träume.
Ja, sie hatte es geschafft, als erste Frau Präsident der USA zu werden. Doch dann war ihr alles entglitten. Man würde es niemals vergessen, daß mit der ersten Frau im Weißen Haus auch das Ende der Union gekommen war. Wie einst Abraham Lincoln war sie mit einem Aufstand der rassistischen Südstaatler konfrontiert worden - doch anders als jener große Präsident hatte sie ihn nicht eindämmen können und den Bürgerkrieg schon nach wenigen Tagen verloren, noch bevor er überhaupt richtig angefangen hatte!
Es war ihr ja nicht einmal gelungen, den Hurenbock, zu dem sich ihr einst so sehr geliebter Mann entwickelt hatte, aus der Welt zu räumen, obwohl ihr zu diesem Zweck sogar eine Atombombe zur Verfügung gestanden hatte!
Alles, was sie anfaßte, schien plötzlich aus dem Ruder zu laufen - und alles nur wegen der verdammten Nazis am Südpol! Schon mehr als einmal hatte sie sich gewünscht, der großartige Präsident Franklin Delano Roosevelt wäre nicht so früh gestorben und hätte es seinem Finanzminister Morgenthau ermöglicht, seinen leider niemals verwirklichten Deutschlandplan in die Tat umzusetzen.
Andererseits - und das mußte sie sich ehrlicherweise eingestehen - hätte das an ihrer gegenwärtigen Lage kaum etwas geändert. Denn die Thule-Nazis, die ihr heute so sehr zu schaffen machten, hatten sich in weiser Voraussicht schon abgesetzt, bevor ein einziger tapferer amerikanischer Soldat seinen Fuß in das Land dieser Verbrecher hatte setzen können.
Ein tiefer Seufzer entrang sich ihrer erschlafften Brust. Auch nach der Abspaltung der Konföderierten verfügte sie über eine beachtliche militärische Macht - und sie war eine Frau. Als solche war sie rachsüchtig genug, um den Thule-Nazis die Schmach der Niederlagen, die sie als persönliche empfunden hatte, unbedingt heimzahlen zu wollen.
Und so hatte sie sämtliche noch verfügbaren Truppen zusammengekratzt, von ihren ganz speziellen Geheimdiensten, von denen nicht einmal CIA und FBI etwas ahnten, eine groß angelegte Verschwörung in der Höhlenwelt organisieren lassen -und all das nur, um den tatsächlich geplanten Giftgaseinsatz gegen diese Höhlenwelt zu tarnen, mit dem die deutsche Seuche ein für allemal und endgültig vom Antlitz des Planeten hätte getilgt werden können.
Doch auch das war gescheitert. Die Götter hatten sich von ihr abgewandt. Die Nachrichten, die aus der Antarktis kamen, wurden mit jedem Augenblick dramatischer.
Zuerst hatte ihr Mann sie verlassen, dann war ihm das Glück gefolgt - und nun hatte sich auch noch ihr Freund und Mentor Sam still und heimlich aus dem Staub gemacht.
Natürlich hatte sie nach ihm suchen lassen - vergebens. Denn als junger Mann konnte Sam überall unerkannt untertauchen, und er verfügte über genügend Finanzmittel aus seiner langen politischen Karriere, um nie wieder irgendwo auftauchen zu müssen.
Die Präsidentin war jetzt wirklich allein.
Nicht einmal im Oval Office konnte sie noch ungestört sein. Die Tür wurde aufgestoßen, und Angus T. Jones, der Chef ihrer Leibwächter, stürmte herein. Der massige Mulatte
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