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Stahlfront 6: Aldebaran... und Mars!

Titel: Stahlfront 6: Aldebaran... und Mars! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torn Chaines
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Edda«, hatte Manfred erklärt, als Magnus Wittmann am Nachmittag kurz im Lazarettzelt vorbeigeschaut hatte. »Es muß bei denen zwar eine Lautverschiebung gegeben haben, aber wenn man das berücksichtigt, sind die Sprachen doch sehr verwandt .«
    »Lautverschiebung... ?«
    »Sprachen sind lebendige Systeme, die sich im Laufe der Geschichte immer wieder verändern. Nach einer Lautverschiebung werden bestimmte Laute plötzlich anders ausgesprochen - weshalb das so kommt, weiß man bis heute nicht wirklich. In Merkulfs Sprache haben sich wohl vor allem die Vokale verschoben .«
    »Und du verstehst ihn trotzdem ?«
    »Wir machen Fortschritte. Und ich bringe ihm die ersten Worte Deutsch bei. Er ist hochintelligent und begreift schnell !«
    Professor Schulz trat aus dem Lazarettzelt und kam auf die beiden Männer zu. Er wirkte entspannt. »Gute Nachrichten, Hauptmann«, sagte er.
    »Unser Außerirdischer hat also keine unbekannten Krankheiten ?«
    »Der Mann ist kerngesund. Wir haben vorsichtshalber noch ein paar Abstriche gemacht und Kulturen angelegt, um zu prüfen, ob er Keimträger ist, ohne selbst zu erkranken. Aber ich bin davon überzeugt, daß wir die Quarantäne morgen aufheben können .«
    »Wunderbar! Kann ich mich mit dem Mann unterhalten ?«
    »Selbstverständlich.«
    Schulz marschierte voran ins Lazarettzelt, Wittmann und Behrens folgten ihm auf dem Fuße.
    Der Gefangene saß ruhig auf einem Stuhl im Laborabteil und sah sich interessiert um. Er stand auf, als Magnus in seiner Uniform auf ihn zukam, straffte seinen Körper, ballte die rechte Hand zur Faust und legte sie in Höhe des Herzens auf die Brust - offenbar ein militärischer Gruß.
    Der Hauptmann erwiderte ihn mit dem in Thule üblichen - er legte die Fingerspitzen der ausgestreckten Hand an den Schirm seiner Mütze. »Setzen wir uns«, sagte er und zog sich einen Stuhl heran.
    Dann wandte er sich direkt an den Mann in Grau: »Ich bin Magnus Wittmann. Verstehst du mich ?«
    »Ich... Merkulf Brundalfssun«, kam die Antwort in einem wohltönenden Baß.
    »Gut... Merkulf«, sagte Wittmann und griff in die Brusttasche seiner Uniform. Er nahm einige Fotos heraus, die er sich durchs Wurmloch hatte schicken lassen. Sie zeigten tote AIn. »Kennst du die ?«
    Als Brundalfssun die Bilder erblickte, zeigte sich Abscheu auf seinem Gesicht. Nicht Ekel oder Erschrecken - nein, ganz klar Abscheu. »Nadhuggr !« stieß er mit aller Verachtung hervor, zu der seine Stimme fähig war.
    »Ich gehe davon aus, daß er den gleichen Begriff meint, den wir als >Nidhöggr< kennen«, sagte Manfred, als wisse jeder, was gemeint war. »Wir müssen die bei Merkulfs Volk stattgefundene Lautverschiebung beachten .«
    »Nidhöggr, alles klar. Wenn ich jetzt noch wüßte, wer oder was das ist, wäre ich vielleicht sogar klüger«, brummte Wittmann.
    Professor Schulz tat möglichst unbeteiligt, aber es war klar, daß auch er nicht wußte, wovon der Reporter sprach.
    »Nidhöggr war die Schlange, der Giftwurm, der in der Mythologie unserer Urahnen an den Wurzeln der Weltesche Yggdrasil nagte«, erklärte Manfred im belehrenden Tonfall eines Volkshochschuldozenten. »Also so ziemlich die Verkörperung alles Verabscheuungswürdigen. Ich glaube, Merkulf hat den absoluten Durchblick betreffend der Natur der AIn .«
    Der fremde Pilot deutete noch einmal auf die Bilder und sagte unter heftigem Kopfnicken: »Nadhuggr... Nidhöggr... ja! Ja!«
    »Das würde aber bedeuten, daß sein Volk die gleiche Mythologie entwickelt hat wie unseres«, merkte Magnus an. »Und das ist unmöglich... oder ?«
    »Das habe ich auch gedacht«, warf Schulz ein, »bis die Analyse von Brundalfssuns Erbgut vorlag. Der Mann ist nicht nur zweifelsfrei ein Mensch - er ist auch ein Arier !«
    Magnus war wie vor den Kopf geschlagen. Wie konnte es sein, daß er hier auf dieser fremden Welt, unendlich weit entfernt von daheim, einen Menschen seiner eigenen Art traf?
    »Und das ist noch nicht alles«, fuhr der Professor fort. »Da er zweifelsfrei ein Mensch ist, bestand zumindest die theoretische Möglichkeit, daß er ein Implantat der AIn trägt. Sie wissen, daß man die Dinger auf Röntgenbildern nicht entdecken kann, und einen Tomographen haben wir nicht hier. Also habe ich ihm ein ganz spezielles Protein gespritzt, daß bei einem eventuell vorhandenen Implantat eine massive allergische Reaktion auslösen würde. Aber nichts ist geschehen. Unser Freund Merkulf ist ein Mensch wie Sie und ich - und hat alle genetischen

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