Stahlfront 6: Aldebaran... und Mars!
Übernahme durch die AIn.
Eichfeld war enttäuscht darüber, wie wenige Bewohner der Enklave diesen Antrag gestellt hatten - die Hetze der bundesdeutschen Medien gegen die »Nazis vom Südpol« hatte ihre Wirkung nicht verfehlt. Er befürchtete, daß viele der Arier, die das Gebiet jetzt verließen, für Thule auf immer verloren sein würden.
Dafür hielten sich andere für berufen, die es absolut nicht waren. Gerade hatten sechs junge Männer sein Büro gestürmt, die Eichfeld aus dem Fernsehen kannte. Es handelte sich um die Skinheads, die sich im Februar dieses Jahres mit Magnus Wittmann und Heinrich Heinrich angelegt hatten. Derjenige, dem der damals noch alte Unteroffizier den schweren Aschenbecher über den Kopf gezogen hatte, war an der dicken roten Narbe auf seinem kahlrasierten Schädel unschwer zu erkennen.
»Hier liegt ein Fehler vor !« polterte der Wortführer der Gruppe und deutete mit der Linken auf das Blatt Papier, das er in der Rechten hielt. Es war das Ergebnis der Erbgutüberprüfung, die er ebenso wie seine Freunde beantragt hatte. Auch die fünf anderen hatten jeder ein solches Blatt. »Wir kämpfen seit Jahren im nationalen Widerstand. Wir melden uns freiwillig zu den Thule-Truppen! Wir sind Deutsche durch und durch !« Am Schluß brüllte er fast.
Eichfeld sah ihn gelassen an. »Sie sind Bürger der Bundesrepublik Deutschland, das ist wahr. Doch für das Reich Thule weisen Sie keine Eignung auf. Der slawische Anteil in ihrem Erbgut ist deutlich nachweisbar, beträgt teilweise über 50 Prozent .«
»Slawisch?« Der Glatzkopf wurde blaß. »Meine Eltern sind Deutsche, meine Großeltern auch !«
»Aber offenbar nicht Ihre Erzeuger. Hören Sie, es tut mir wirklich leid für Sie, aber bei jedem von Ihnen gibt es einen massiven Anteil slawischer Gene im Erbgut. Ich vermute, daß Ihre Großmütter zu den Millionen Frauen gehörten, die am und nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs von den Soldaten der Roten Armee vergewaltigt wurden. Immerhin hatte Stalins Chefpropagandist Ehrenburg die Devise ausgegeben: >Brecht mit Gewalt den Rassenhochmut der germanischen Frauen, nehmt sie als rechtmäßig Beute.< Dieser freundlichen Aufforderung kamen damals mehr als zwei Millionen >tapfere Rotarmisten nach, und da sie keine Kondome benutzten und es die Pille noch nicht gab, wurden Millionen Kinder geboren, die keine Deutschen waren, sondern Mischlinge. Und sie gehören leider zu deren Nachfahren .«
Eichfeld hatte damit gerechnet, daß die sechs Glatzköpfe versucht sein könnten, in seinem Büro zu randalieren. Doch sie reagierten ganz anders: Wortlos und mit hängenden Köpfen trotteten sie aus dem Büro. Ihr arischer Traum war ausgeträumt.
»Auf dem Marktplatz geht es rund !« Oberst Braithwaite blieb in der Tür stehen und steckte nur seinen Kopf in Eichfelds Büro. »Die anständigen Bürger rebellieren. Ich könnte Ihre Unterstützung brauchen, Wieland .«
»Bin schon unterwegs .« Er klappte den Aktenordner zu und folgte dem Offizier.
*
Das Denkmal für Johann Sebastian Bach war der zentrale Punkt auf dem Marktplatz von Arnstadt - und Kristallisationspunkt einer »spontanen« Demonstration, die verdächtig gut organisiert wirkte.
Etwa 500 Bürger hatten sich hier versammelt, hielten Schilder hoch mit Aufschriften wie »Gegen Rassismus«, »Gegen Vertreibung« oder »Deutschland ist bunt statt braun«, aber auch der Spruch »Nie wieder Deutschland! Nie wieder Reich !« war zu sehen.
Die Menge grölte mit Begeisterung: »Deutschland den Bürgern, Arier raus !«
Zahlreiche Fernsehberichterstatter dokumentierten den Aufmarsch mit ihren Kameras. Es fiel auf, daß die Kameras stets dicht an der Gruppe dran waren - so entstand auf den Fernsehbildschirmen der Eindruck eines Demonstrationszuges, der viel größer war als in Wirklichkeit. Die rings um den Marktplatz aufmarschierten Soldaten in ihren schwarzen Uniformen hielten sich befehlsgemäß zurück.
Als Oberst Braithwaite, Wieland Eichfeld und ihre Eskorte in einem leichtgepanzerten Halbkettenfahrzeug auf den Platz fuhren, brach ein Orkan aus Pfiffen und Buhrufen los. Sie waren einfach aus dem Hintereingang des Rathauses marschiert und einmal um den Block gefahren, um einen ordentlichen Auftritt zu haben. Während die Eskorte absaß und einen lockeren Verteidigungsring um das Fahrzeug bildete, kletterten der Oberst und der Zivilist unbeeindruckt auf das Dach des Wagens. Der Offizier ließ sich ein großes Megaphon reichen.
»Kein Engländer
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