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Stahlhart

Titel: Stahlhart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volkmar Joswig , Henning von Melle
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keine Namen nennen.
     
    Relativ schnell beruhigten sich die Medien, nachdem sie den Brocken geschluckt und verwertet hatten. Andere Nachrichten beantworteten die nun uninteressante Frage nach der Beweislage. Der Fall schien gelöst.
    Kurze Zeit darauf tauchte allerdings ein dem Milieu naher Anwalt auf, den der Verhaftete nicht gerufen hatte, nahm die Staatsanwaltschaft aufgrund der dünnen Beweislage auseinander und verschwand mit dem Inhaftierten. Der Fall war wieder offen, aber die Presse stürzte sich erneut auf die veränderte Sachlage. Schlagzeilen wie: ›Wie unfähig ist das LKA?‹, ›Bankangestellte in Panik‹ oder ›Bankenungeheuer weiter auf freiem Fuß‹ überboten sich gegenseitig an Dramatik. Der Erfolgsdruck wurde für Frau Hansen immer größer.
     
    In der Chefredaktion des ›Weser Boten‹ erschienen zwei Beamte. Sie unterhielten sich mit Rainer Wests Vorgesetztem eindringlich über dessen Person.
    »Rainer, wir haben ein Problem mit dir«, sprach ihn sein Chefredakteur schon auf dem Flur an.
    »Was habe ich nun wieder angestellt?«, entgegnete er, wohl wissend, keinen Fehler begangen zu haben.
    »Ich hatte Besuch von der Polizei. Es ging um dich.«
    »Zweifelt die Buchhaltung meine Spesenabrechnung an?«, stellte sich Rainer West dumm, obwohl er ahnte, in welche Richtung sich das Gespräch entwickeln würde.
    »Der Besuch kam vom LKA. Es erkundigte sich über dich.«
    »Worüber genau?«, zog Rainer West die Rolle des Ahnungslosen durch.
    »Die Ermittler wollten etwas über deine Persönlichkeit wissen, von etwaigen Problemen, und stellten Fragen zu deinen Aufenthalten.«
    »Aha, und was haben Sie erzählt?«
    »Dass es keinen Anlass gibt, an dir zu zweifeln, dass du gute Arbeit leistest und wir zufrieden sind, dass du dich nach deiner Scheidung gefangen hast, deine Aufenthalte außerhalb Bremens auftragsbedingt begründet waren und relativ kurzfristig erfolgten.«
    »Und welchen Eindruck hatten Sie nach dem Gespräch, war alles in Ordnung?«
    »Kann ich nicht sagen. Es schien, als seien alle Fragen zur Zufriedenheit geklärt. Nur war mir nicht klar, ob zu deren oder zu deiner. Kümmere dich um die Sache. Die Zeitung darf nicht mit in den Strudel hineingezogen werden.«
    »Klar, Chef, ich bringe das in Ordnung.«

13
    Am nächsten Tag wurde Rainer West in der Redaktion des ›Weser Boten‹ verhaftet. Der Vorwurf lautete Mord in Tateinheit mit schwerem Raub, räuberischer Erpressung und Geiselnahme. Rainer West bestand auf einem Anruf. Er wählte Brittas Nummer.
    »Schatz, bleib ruhig, ich brauche deine Hilfe. Man hat mich verhaftet. Kannst du mir einen Anwalt besorgen? Ansonsten kannst du bei Dr. Koschnick nachfragen.«
    »Um Gottes willen, Rainer.« Britta klang bestürzt. »Natürlich kümmere ich mich sofort darum. Geht es dir so weit gut? Kann ich noch etwas für dich tun? Ich nehme mir sofort frei und komme.«
    »Liebling, tu das nicht. Du kannst mir im Moment nicht helfen. Sieh einfach zu, dass schnell ein Anwalt hier ist. Nur der kann mich im Moment beschützen.«
    Die Einvernahme stand an, als der Anwalt noch nicht zugegen war. Frau Hansen wollte die Chance nicht verpassen, Druck aufzubauen. Als sie den Vernehmungsraum betrat, ging Rainer West allerdings sofort in die Offensive. Er hatte sich zurechtgelegt, dass Angriff die beste Verteidigung war.
    »Warum bin ich hier? Weil Sie irgendeinen Erfolg vorweisen müssen? Im Übrigen wohnt mein Anwalt dem Gespräch nicht bei.«
    »Das stimmt«, entgegnete Uta Hansen gelassen. »Er wird sicher gleich hier sein. Deswegen führen wir jetzt auch keine Vernehmung durch, sondern nur ein Gespräch.«
    »Was soll das? Ich habe mit der Sache nichts zu tun!«
    »Nun, im Moment spricht einiges gegen Sie. Sie haben die Frage nach dem Kugelschreiber nicht zu Ihrer Entlastung klären können. Sie entsprechen in Statur und Bildungsgrad der Täterbeschreibung. Sie haben keine Alibis. Vor allem haben Sie ein Motiv, nämlich Geldsorgen. Reicht Ihnen das? Und wenn Sie tatsächlich unschuldig sind, wird sich das herausstellen.«
    »Es ist richtig, ich hatte Geldprobleme, wie unsagbar viele andere Leute. Deshalb wird man doch nicht gleich zu einem Gewaltverbrecher.«
    »Aber viele Menschen mit immensen Geldsorgen verschwenden sicher kurz einen Gedanken an einen Bankraub. Außerdem ist die Ausführung nur eine Frage der Stärke des Drucks, der auf einem lastet. Und Sie standen aus mehreren Gründen unter enormem Druck. Da kann man sich schon zu unüberlegten

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