Stahlhart
Handlungen hinreißen lassen.«
»Ich bin aber noch nie durch Aggressionen aufgefallen, schon gar nicht durch Körperverletzung oder andere Gewalttaten.«
»Das ist auch nur wieder eine Frage des Leidensdrucks. Außerdem geschieht es immer wieder, dass eine Situation aus dem Ruder läuft und unbeherrschbar wird. Glauben Sie mir, ich habe fast täglich damit zu tun.«
»Aber handfeste Beweise, sieht man mal von dem Kuli ab, was ich nicht verstehe, haben Sie wohl nicht. Durch Ihr voreiliges Vorgehen zerstören Sie meine Existenz, da sage ich Ihnen nichts Neues.«
»Für einen Anfangsverdacht reichen die Beweise allemal, sonst hätte der Haftrichter keinen Haftbefehl ausgestellt. In solchen Fällen besteht immer Verdunklungsgefahr. Und: Wo gehobelt wird, fallen Späne, aber natürlich gehen wir so dezent vor, wie es geht. Nichts liegt uns ferner, als Ihnen zu schaden. Wir machen nur unsere Arbeit. Gerade Ihr Berufsstand würde laut aufschreien, wenn solch eindeutige Hinweise oder Spuren nicht beachtet würden.«
»Haben Sie bei mir, im Zuge der Hausdurchsuchung oder sonst irgendwo, Geld gefunden? Haben Sie meine Konten überprüft? Dann wissen Sie, wie es finanziell um mich steht. Alle anderen Indizien sind doch an den Haaren herbeigezogen. Die können auf Hunderte von Menschen zutreffen.«
»Das ist nicht falsch. Allerdings haben wir festgestellt, dass Sie sich relativ schnell, zudem zur Zeit der Fälle, aus einer finanziell bedrohlichen Lage befreit haben und sogar ein sehr teures Auto kaufen konnten.«
»Das finanziert ist«, stellte Rainer klar. »Außerdem hat meine Lebenspartnerin mir unter die Arme gegriffen.«
»Damit sind wir beim Thema. Ihre Freundin arbeitet doch bei der Bremer Bank. Ist das richtig?«
»Ja«, bestätigte Rainer verdutzt. »Was hat Britta mit der Angelegenheit zu tun? Wird sie zusammen mit mir verdächtigt?«
»Ein interessanter Gedanke. Richtig ist, dass einige Überfälle auf die Bremer Bank stattfanden. Dabei mussten Insiderkenntnisse vorliegen. Oder wissen Sie, wo der Leiter Ihrer Bankfiliale wohnt und welche privaten Verhältnisse bei ihm vorliegen?«
»Nein, sicher nicht«, schüttelte Rainer den Kopf.
»Sehen Sie, wir machen lediglich unsere Arbeit, und das gründlich.« In diesem Moment betrat Rainer Wests Anwalt den Raum, stellte sich als Dr. Senkstake vor und begann umgehend mit der Frage: »Was wird meinem Mandanten vorgeworfen?« Uta Hansen klärte ihn auf. Danach bat Dr. Senkstake sie, mit seinem Mandanten unter vier Augen sprechen zu dürfen.
»Ihre Lebensgefährtin hat mich gebeten, Ihren Fall zu übernehmen«, fügte Dr. Senkstake umgehend an, als sie allein waren. »Sie hat mich über alles informiert, was nach ihrem Ermessen wichtig ist. Gibt es von Ihrer Seite Neuigkeiten, Beschwerden über die Behandlung hier und vor allem, was sagen Sie zu den Anschuldigungen gegen Sie?«
Rainer West war überaus dankbar, jetzt professionelle Unterstützung an seiner Seite zu wissen. Wieder hatte Britta ihn nicht im Stich gelassen.
»Für mich gibt es nichts Neues. Ich hatte alles im Vorfeld mit Britta besprochen, sobald eine neue Wendung eintrat. Die Verhaftung kam für mich völlig überraschend, wobei für mich mehr als unverständlich ist, wieso ich überhaupt in den Fall verwickelt sein soll. Es gibt nicht den Hauch einer Handlung meinerseits, die strafbar gewesen wäre. Wenn mir etwas vorgeworfen werden kann, so muss das entweder manipuliert sein oder unglücklichen Umständen entspringen. Bitte glauben Sie mir.«
»Ich glaube Ihnen.« Dr. Senkstake nickte. »So wie Ihre Partnerin mir die Sachlage geschildert hat, halte ich Sie für unschuldig.«
Der Anwalt und sein Mandant besprachen weitere Einzelheiten. Dr. Senkstake fragte für ihn noch unklare Positionen ab und teilte Rainer danach mit, dass er wohl noch über Nacht dableiben müsse, bis er Akteneinsicht genommen hätte. Danach würde er sich sofort darum bemühen, Rainer herauszuholen. Rainer bat den Anwalt, Dr. Koschnick zu informieren. Er hoffte, dass ihm keine Suspendierung bevorstand, die einen Schatten auf seine Karriere werfen würde, selbst wenn er unschuldig war.
Zur gleichen Zeit saß Jens Goldstein in Kurt Koschnicks Büro.
»Wir müssen über den Fall berichten, selbst wenn einer unserer Leute involviert ist«, redete er eindringlich auf den Chefredakteur ein. »Der Fall zieht ganz Deutschland in seinen Bann, und wir stehen an vorderster Front. Lassen Sie diesen Vorteil nicht
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