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Stahlhart

Titel: Stahlhart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volkmar Joswig , Henning von Melle
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Mätzchen. Sie schließen die Tür auf, gehen sofort in die Hocke und kriechen durch die Beifahrertür in den Wagen. Ich werde dicht hinter Ihnen sein. Dann fahren Sie los. Sobald wir auf der Wildeshauser Straße sind, geben Sie Vollgas, Richtung Delmenhorst. Haben Sie alles begriffen?«
    Die Geisel nickte wieder stumm. Augenblicklich band der Schwarzgekleidete den Postmitarbeiter los, drückte aber sofort den Lauf seines Revolvers an dessen Hinterkopf. Die Szene lief ab wie befohlen. Das Auto bog in die Wildeshauser Straße ein, folgte rasend der Burgstraße in die Verlängerung Amtsfreiheit, bog auf die Delmenhorster Landstraße, die L 776, und jagte Richtung Klein Ippener. Kurz nachdem der Fluchtwagen in die Wildeshauser Straße eingebogen war, rannten etliche Polizisten, die nach und nach eingetroffen waren, zu ihren Autos und nahmen die Verfolgung auf. Der Schwarzgekleidete saß direkt hinter dem Fahrer und drückte weiter den Lauf der Waffe an den Hinterkopf des Postbeamten.
    »100 Meter nach der Biegung kommt auf der linken Seite ein Waldweg. Rauschen Sie da rein!«
    Die Geisel tat, wie befohlen.
    »Biegen Sie da rechts in die Tannen rein!« Folgsam fuhr der Postbeamte den Wagen in eine Lücke der Tannenschonung. Für die Verfolger war das Fluchtfahrzeug damit außer Sicht. Ohne jede Vorwarnung schlug der Täter den Kolben seiner Waffe dem Postbeamten auf den Hinterkopf. Die Geisel zuckte kurz und sackte dann auf dem Fahrersitz in sich zusammen. Blutüberströmt lehnte die leblose Person an der Fahrertür. Der Täter hatte sofort nach dem Schlag die hintere Tür geöffnet und verschwand in der Tannenschonung. Drei Polizeifahrzeuge jagten an der Einfahrt zum Waldweg vorbei. Erst auf der langen Geraden, circa anderthalb Kilometer hinter Harpstedt merkten die verfolgenden Polizisten, dass etwas nicht stimmen konnte. Sofort herrschte reger Funkverkehr. Jedes Fahrzeug versuchte sofort zu wenden, was durch den neben der Straße verlaufenden Graben nicht einfach war. Teilweise behinderten die Fahrzeuge sich gegenseitig. All das verschaffte dem Täter Zeit. Er schlug sich durch die Tannenschonung zurück Richtung Harpstedt.
     
    Rainer West und Britta Kern waren inzwischen von der A 7 auf die A 1 gewechselt und fuhren Richtung Bremen. Nach längerer Verzögerung durch Staustehen entschieden die beiden trotz der relativen Nähe zu Bremen, eine Rast einzulegen, um zu versuchen, dem LKW-Verkehr auszuweichen. Auf dem Rastplatz Hollenstedt kehrten sie ein und gönnten sich ein paar Stunden Zeit.
     
    Der Schwarzgekleidete erreichte inzwischen den Ortsrand von Harpstedt zu der Zeit, als die Polizeimeute den Fluchtwagen mit dem Postbeamten erreichte. Der Einsatzleiter bellte ins Mikrofon: »Ringfahndung, und ich will einen Hubschrauber mit Wärmebildkamera, so schnell wie möglich, der hier die ganzen Waldstücke überprüft!«
    Der Täter hatte sich der Lederjacke und des Motorradhelms entledigt. Er trug ein rot kariertes Hemd, das durch die geschlossene Jacke verdeckt worden war. Im jetzigen Outfit würde man ihn nicht so schnell erkennen, zumal die Wahrscheinlichkeit hoch war, dass niemand damit rechnete, dass er wieder in Harpstedt auftauchte. Dort angekommen, ging er, sich sorgsam umschauend und beobachtend, bereit, sofort zu reagieren, zu seinem vorher im Amtmannsweg abgestellten Wagen, startete und verfolgte seinen vorher festgelegten Fluchtweg über den Tielingskamp, die Bassumer Straße und die Purrmühle. Er vermied es, der Poststelle zu nahe zu kommen, da dort sicher noch die SOKO-Leute oder Beamten der Spurensicherung arbeiteten. Von Ferne, über die Freiflächen der Felder, hatte er mit angesehen, wie Polizeifahrzeuge auftauchten und Straßensperren errichteten. Auch hörte er die ratternden Rotoren eines Polizeihubschraubers, der allerdings die Waldstücke längs der Delmenhorster Landstraße untersuchte, Richtung Groß Ippener, also entgegengesetzt seines Weges, dort, wo er vorher den Fluchtwagen verlassen hatte. Er hatte sehr gut daran getan, die Verhandlungen ganz knapp zu halten. Hätte er sich auf Gespräche eingelassen, wäre jeder Fluchtversuch zum Scheitern verurteilt gewesen. Statt der erzwungenen Entscheidung durch die Dorfpolizisten, wäre ein Sondereinsatzkommando mit Verhandlungsspezialisten vor Ort gewesen, dazu hätten ihm Massen an Polizeibeamten mit modernster Technik im Weg gestanden und er wäre keine 200 Meter weit gekommen. Hubschrauber hätten ihn aus großer Höhe verfolgt, er wäre in

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