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Stahlhart

Titel: Stahlhart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volkmar Joswig , Henning von Melle
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abzudrängen. In der Post klingelte das Telefon. Der Täter ging zu dem auf dem Tresen liegenden Handy, schaute kurz auf das Display und nahm das Gespräch entgegen.
    »Ja!«
    »Hier spricht die Polizei. Geben Sie auf, das Gebäude ist umstellt, Sie haben keine Chance.«
    Der Vermummte beendete ohne ein Wort das Gespräch. Er wusste, dass, wenn er sich auf langwierige Verhandlungen und Verzögerungstaktiken einließ, Hunderte von Polizisten und Spezialeinheiten mit entsprechender Technik vor Ort sein würden. Der Alarmknopf hatte zuerst nur die Polizei aufgeschreckt und Teams herbeigerufen, die nachsahen, worum es ging, und eventuelle Erstmaßnahmen ergreifen konnten. Wenn jetzt die Verhandlungen mit den üblichen Spielchen begannen, war er verloren. Er musste Druck machen, wenn er eine Chance haben wollte. Er musste aus seiner besseren Lage heraus überrumpeln! Im Moment konnten nur wenige Polizeiwagen aus kleineren umliegenden Gemeinden kommen, aber die Spezialeinheiten mussten von weiter her aus größeren Orten gerufen werden. Es musste schnell gehen. In die Überlegungen hinein klingelte das Handy wieder.
    »Hören Sie auf mit dem Müll. Sagen Sie, was Sie wollen!« Der Täter bellte nur kurz in das Telefon.
    »Ruhig, Mann, ganz ruhig. Wir wollen lediglich mit Ihnen sprechen. Keine Panik, es geschieht im Moment nichts hinter Ihrem Rücken. Sie können ganz gelassen sein.«
    »Ich weiß, dass Sie lügen. Ich spiele Ihre Spiele nicht mit. Fahren Sie einen Wagen ganz dicht an die Hintertür, sodass ich durch das Auto geschützt werde! Die Türen des Wagens müssen zum Haus hin geöffnet sein. Der Fahrer verschwindet sofort. Keine Wanzen, ich habe einen Detektor bei mir. Kein Scharfschütze in der Nähe. Es gibt keine weitere Verhandlung. Ihr Zeitfenster sind fünf Minuten. Dann muss alles erledigt sein, sonst stirbt die erste Geisel. Und ich will zehn Minuten Vorsprung, bevor Sie mir folgen.«
    »Moment, wie viele Gei…?«
    Doch der Schwarzgekleidete hatte bereits das Gespräch beendet. Wieder klingelte das Handy.
    »Wir können so schnell keinen Wagen besorgen.«
    »Uih, haben Sie amerikanische Krimis gesehen? Quatsch! Holen Sie ein Auto oder stellen Sie mir einen Streifenwagen zur Verfügung. In vier Minuten werden Menschen sterben!« Er legte auf. Weiteres Klingeln des Telefons ignorierte er.
    Die Einsatzleiter besprachen sich kurz.
    »Wir können momentan nichts tun. Wir müssen auf seine Forderungen eingehen. Es gibt keinerlei Informationen, wie viele Personen sich in der Gewalt des oder der Täter befinden. Wir wissen nicht einmal, ob wir es mit einem oder mehreren Tätern zu tun haben. Da alles abgedunkelt ist, können wir die Räume nicht einsehen. Wir können nicht von unten oder oben Technik einsetzen, und zu guter Letzt haben wir vor allem keine Zeit, etwas vorzubereiten. Wir müssen ihn ziehen lassen und dann verfolgen. Stellen Sie einen Wagen. Er sollte sauber sein, denn wenn er verwanzt ist und der Täter hat tatsächlich einen Detektor, gefährdet das Menschenleben. Das können wir nicht riskieren. Denken Sie nur an das Beispiel ›Gladbeck-Fall‹ aus den 80er-Jahren, als diese Ausbrecher in Bremen den Linienbus gekapert hatten und mit einer Meute Journalisten im Schlepptau durch Deutschland fuhren. Als beim Zugriff die Silke Bischoff starb, hatten wir mächtig Probleme. Das wollen wir nicht noch mal. Hubschrauber müssen her! Dann stellen wir ihm einen Streifenwagen zur Verfügung. Das bedeutet für alle einen Wechsel der Funkfrequenz. Machen Sie Meldung darüber. Damit er keinen Polizeifunk mithören kann. Geben Sie die Nummer des Wagens an alle Stellen weiter.«
    Der Einsatzleiter hatte alles auf die Schnelle zusammengefasst. Er sah für sich und seine Leute keine Möglichkeit des Zugriffs. Alles Nötige wurde veranlasst.
    Der Täter beobachtete, wie langsam ein Streifenwagen zur Hintertür rollte. Der Polizist, der den Wagen fuhr, manövrierte ganz dicht an das Haus, sodass er gerade noch die Beifahrer- und hintere Tür öffnen konnte. Dann zog er sich augenblicklich zurück. Innen riss der Schwarzgekleidete den verstörten Postbeamten hoch und sprach auf ihn ein: »Sie werden mein lebendes Schutzschild sein. Ihre einzige Überlebenschance ist, meinen Anweisungen zu folgen. Dann passiert Ihnen nichts. Haben Sie das verstanden?«
    Der Postbeamte nickte.
    »Gut. Ich binde Sie jetzt los. Dann gehen wir langsam zur Hintertür. Denken Sie daran, dass ich einen Revolver an Ihren Kopf drücke. Keine

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