Stahlhart
einer Straßensperre gelandet. Nur die schnelle Abwicklung hatte ihn gerettet. Über weitere kleine Straßen erreichte er Wildeshausen, wo er auf die A 1 Richtung Hamburg wechselte. Zwar war seine Beute relativ klein, aber mit sehr viel Glück war er vorerst entkommen. Durch seine Tarnkleidung und Handschuhe gab es praktisch kaum Hinweise, vielleicht Größe, Stimme und damit Staatszugehörigkeit. Über das Bremer Kreuz ging die Fahrt zur Abfahrt Bremen Überseehafen, von dort über den Utbremer Kreisel nach Walle. Vor der Wohnung in der Loxstedter Straße parkte er seinen Wagen, schloss die Tür auf und atmete kräftig durch. Es war Zeit für ein Bier, doch das sollte hintangestellt sein. Am Küchentisch saß eine ganz in schwarze Lederkleidung gehüllte Person. Das dunkle Visier des Helms war heruntergelassen.
»Du kommst spät!«
»Es gab Komplikationen!«
»Ich hörte davon im Radio. Du hast dich zu dämlich angestellt!«
»Ich konnte nicht mitkriegen, dass der Alarmknopf gedrückt wurde. Aber ich bin doch gut rausgekommen!«
»Ohne Frage.«
»Mehr mache ich aber nicht mehr für Sie! Das war mir zu knapp. Hier ist die Beute, etwas Geld und Briefmarken. Geben Sie mir jetzt meine Schuldscheine.«
»Ulf, du sollst bekommen, was du verdienst.« Mit diesen Worten nestelte der Besucher am Reißverschluss seiner Lederkombi, zog eine Pistole mit Schalldämpfer und schoss.
Obwohl sich Ulf geistesgegenwärtig zurückgeworfen hatte, erhielt er einen Schlag gegen den Kopf, wurde gegen die Tür geschleudert und sackte blutüberströmt in sich zusammen. Der Schütze warf nur einen prüfenden Blick auf die leblose Person, sah die sich ausbreitende Blutlache, erachtete den Kopfschuss als ausreichend und verließ die Wohnung.
16
Als Britta Kern und Rainer West die Rembrandtstraße in Bremen-Schwachhausen erreichten, sahen sie schon beim Einbiegen von der Georg-Gröning-Straße einen Polizeiwagen vor der Tür stehen. Noch ehe sie Fragen stellen konnten, erklärte ein Polizist: »Wir müssen Sie bitten mitzukommen.« Einwände wie »Wir kommen gerade von einer Urlaubsfahrt und möchten erst auspacken« waren sinnlos. Die Polizisten verfolgten ihren Auftrag. Britta und Rainer ergaben sich ihrem Schicksal.
Über den Stern Hermann-Böse-Straße, Herdentorsteinweg ging es zum Kommissariat Am Wall. Unterwegs ließen sich die beiden Beamten auf kein Gespräch ein. Britta und Rainer wurden in einen Verhörraum gebracht und mussten einige Zeit warten, bis Frau Hansen zusammen mit einem Kollegen den Raum betrat.
»Ah, da sind Sie ja«, eröffnete Frau Hansen das Gespräch. »Wir hatten Sie früher erwartet. Sie wissen Bescheid?«
»Worüber sollen wir Bescheid wissen? Wir kommen gerade aus dem Urlaub. Dr. Senkstake wurde informiert. Haben Sie ihm mitgeteilt, dass wir hier sind?«
»Konnten wir noch nicht, ehe Sie nicht da waren.«
»Na, dann holen Sie das mal schnellstens nach. Vorher machen wir keine Angaben. Leiden Sie unter Arbeitsmangel oder Sehnsucht nach mir?«, frotzelte Rainer.
»Herr West, Sie sollten die Sache etwas ernster nehmen, wir sind hier nicht die Protagonisten eines Romans aus dem renommierten Krimiverlag Gmeiner. Wir sind keine Spielfiguren eines Buches! Das hier ist Realität. Es hat einen neuen Raubüberfall gegeben. Ein Beteiligter wurde dabei schwerstverletzt. Es gibt keinen Grund zum Scherzen!«
»Dann weiß ich nicht, was Sie von uns wollen. Wir kommen gerade von einem Kurztrip zurück.«
»Darüber hatte mich Ihr Anwalt informiert. Aber was ist mit Nachweisen?«
»Warten wir doch lieber auf Dr. Senkstake. Wenn es um die alte Geschichte geht, ich habe nicht mal einen Motorradführerschein und auch keine Lederkombination!«
»Die Kombi muss nicht zwangsweise auf ein Motorrad hinweisen. Sie kann auch zur Ablenkung getragen werden oder nur, um das Aussehen zu verschleiern. Wie kommen Sie überhaupt auf das Motorradoutfit?«
»Eine funktionierende Gehirnzelle dürfen Sie mir schon noch zugestehen. In den Fällen, in die ich involviert sein soll, wird doch solch eine Kleidung getragen. Stand in allen Zeitungen. Aber dann kümmern Sie sich erst einmal um meinen Anwalt!«
»Wie Sie wollen.« Damit verließ Frau Hansen den Vernehmungsraum.
Dr. Senkstake betrat zusammen mit Frau Hansen zwei Stunden später das Zimmer. Frau Hansen hatte ihn kurz vorher über den Raubüberfall auf die Post in Harpstedt informiert und darüber, dass es eine deutliche Parallele zu den Banküberfällen gab. Die
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