Stahlhart
geleistet.«
»Wie bitte? Sie sollten mit Ihren Unterstellungen vorsichtig sein, aber mir wird jetzt klar, was Sie gegen Ihren Kollegen vorbringen. Sehen Sie, Sie zeigen wieder, dass Ihr Einblick in ein Vorgehen stark getrübt ist. Ihre persönliche Meinung hat für mich keinerlei Relevanz. Also beherrschen Sie sich, ehe Sie Vermutungen äußern. Das war alles.«
Abends um 20 Uhr saß das Ehepaar Herzwurm vor dem Fernseher und sah sich die Nachrichten an. Frau Herzwurm hatte für ihren Mann die Reste des Mittagessens warm gemacht und blieb selbst bei Brot, das sie sich in der Küche belegt hatte. Ihr Mann aß abends immer warm, da er in der Mittagszeit meist in seinem Büro blieb. Ralf Herzwurm arbeitete als Filialleiter der Bremer Bank in Schwachhausen. Der studierende Sohn lebte noch bei seinen Eltern, war jedoch nicht zu Hause. Das war der Grund, warum Frau Herzwurm zur Tür ging, als es klingelte.
»Wer kann denn um diese Zeit noch etwas wollen?«, fragte Herr Herzwurm verwundert. Natürlich war an alle Filialleiter und sonstige Bankangestellte ein Merkblatt gegangen, in dem zur besonderen Vorsicht gemahnt worden und auf die Vorgehensweise des Bankenungeheuers hingewiesen worden war.
»Das wird der Christian sein. Er hat wahrscheinlich wieder seinen Schlüssel vergessen.« Frau Herzwurm ging zur Tür.
»Christian, gewöhn dir doch bitte an,…«, begann sie in der Bewegung des Türöffnens. Weiter kam sie nicht. Eine ganz in schwarze Lederkombi gekleidete Person mit Motorradhelm, dessen dunkles Visier heruntergeklappt war, drückte in diese Bewegung hinein von der anderen Seite die Tür auf und packte Frau Herzwurm an der Bluse. Eine lederbehandschuhte Hand presste sich auf ihren Mund. Die zweite packte die Schulter und drehte die Hausherrin in Richtung Wohnzimmer.
»Wer ist denn da, Liebes?«, fragte Ralf Herzwurm in dem Moment, als die schwarz gekleidete Person Frau Herzwurm ins Zimmer schob. Ein dunkler Pistolenlauf mit Schalldämpfer presste sich an die Schläfe der Ehefrau.
»Was soll das?«, war im ersten Moment die kindische Frage von Herrn Herzwurm.
»Schnauze, keinen Mucks. Sie wären nicht die ersten Toten!« Mit einem Stoß beförderte der Fremde Frau Herzwurm auf das Sofa direkt neben ihren Mann.
»Los, fesseln Sie Ihre Frau und kleben Sie ihr den Mund zu.« Die Person in Lederkombi warf eine Rolle Paketband in den Schoß von Herrn Herzwurm. »Ziehen Sie das Band sehr straff. Ich kontrolliere. Sitzt es zu locker, töte ich Ihre Frau!«
Herr Herzwurm schaute auf das Paketband und begann mit den Worten: »Bitte bleiben Sie ruhig, ich bin kooperativ. Ich tue alles, was Sie wollen, nur, bitte, tun Sie meiner Frau nichts.«
»Wenn Sie sie so fesseln, wie ich mir das vorstelle, passiert nichts.«
Herr Herzwurm nahm sanft die Arme seiner Frau: »Schatz, das muss sein. Vielleicht tut es etwas weh, aber wenn wir mitspielen, geht alles vorbei.« Er wickelte das Paketband stramm um die Handgelenke, dann Fußgelenke und schließlich folgte ein Streifen Paketband, der den Mund verschloss.
Der Täter zielte mit seiner Waffe auf Herrn Herzwurm: »Woll’n mal sehen, ob Sie artig waren.« Erst prüfte er die Handfesseln, die tatsächlich sehr fest saßen. »Los, rutschen Sie zur Seite«, herrschte er Herrn Herzwurm an, der folgsam etwas wegrückte. Dann bückte sich der Täter, um die Fußfesseln zu kontrollieren. In dem Moment drehte sich ein Schlüssel in der Tür. Der Täter zuckte überrascht hoch und blickte in die Richtung, aus der das Geräusch kam, als Herr Herzwurm sich mit dem allerletzten Mut der Verzweiflung auf den Peiniger warf. Beide wurden von seinem Schwung mitgerissen. Herr Herzwurm hatte sich auf die Hand mit der Waffe konzentriert und hielt sie in dem Wissen, dass loszulassen tödlich wäre. Gegenüber ihm, der das Handgelenk mit der Waffe mit beiden Händen umklammerte, hatte der Täter den Vorteil, eine Hand frei zu haben. Mit der Faust schlug er Herrn Herzwurm auf das Nasenbein, das sofort brach. Blut spritzte. In dieses Zehntelsekunden dauernde Geschehen trat der Sohn in den Raum.
»Was ist denn hier los?«, konnte er gerade noch sagen, bevor zwei Kugeln in seinen Körper eindrangen. Der Faustschlag hatte den Täter aus Herrn Herzwurms Umklammerung befreit. Er hatte sofort auf den Sohn geschossen. Mit einem ›Plopp‹ drang danach eine weitere Kugel in die Stirn von Ralf Herzwurm. Frau Herzwurm saß da, mit vor Panik und Entsetzen weit aufgerissenen Augen. Nur ein lang
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