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Stahlhart

Titel: Stahlhart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volkmar Joswig , Henning von Melle
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beglückwünschte sie, riet aber auch dazu, die Aktion nicht überzubewerten. Vielleicht sei das einfach nur eine Muskelkontraktion gewesen. Das wollte Britta nun gar nicht hören. Rainer entschuldigte sich mit dem Hinweis auf seine Suche nach alten Fällen. Nach dem Gespräch setzte er seine Recherche am Computer im Archiv fort, konnte sich allerdings nur schwer darauf konzentrieren. Jetzt hatte er gleichzeitig drei Themen im Kopf, die ihn beschäftigten. Britta mit Ulfs vermeintlicher Reaktion, die Recherchen zu seinen ehemaligen Artikeln und die Situation um Jens, die er klären musste. Rainer entschloss sich, mit seiner Suche aufzuhören und sich ganz aus allem rauszuziehen. Sein Kopf musste wieder frei und klar werden. Also meldete er sich ab und schlenderte zur Schlachte hinunter, um dort am Weserufer einen Cappuccino zu trinken und Menschen zu beobachten. Circa eine Stunde saß er dort, starrte auf die Weser, sah einige Frachtschiffe vorbeiziehen, beobachtete Touristen, die die dauerhaft am Kai vertäuten Schiffe, wie das Pannekokenschiff, das Theaterschiff, das schwimmende Hotel und andere bewunderten und fotografierten, ließ die Eindrücke von Spaziergängern auf der Uferpromenade auf sich einwirken und hing seinen Gedanken nach. Dann wurde es ihm zu langweilig und er beschloss, zur Redaktion zurückzugehen. Er überquerte die Martinistraße direkt gegenüber einem Nebeneingang des Zeitungsgebäudes. Kurz vor Erreichen des gegenüberliegenden Bürgersteiges schreckte ihn ein Reifenquietschen auf. Dicht neben ihm bockte ein knallrotes Motorrad. Der Fahrer, in eine rot-weiße Lederkombi gehüllt, entledigte sich seines Helms.
    »Mensch, kannst du denn nicht aufpassen, hier ist kein Zebrastreifen, und die Fußgängerampel ist 20 Meter weiter«, schimpfte Jens Goldstein.
    »Jens, hast du mir einen Schrecken eingejagt! Aber du hast recht. Ich hätte bei der Ampel rübergehen sollen«, lenkte Rainer ein. »Du fährst Motorrad?«, fragte er dann überrascht. »Das wusste ich gar nicht.«
    »Sicher, schon lange«, erklärte sein Kollege. »Für die Stadt ist es besser als ein Auto. Ich komme überall schneller durch. Und von Kattenturm ist es mir mit dem Fahrrad zu weit. Und einen Wagen von der Fahrbereitschaft zu bekommen, ist ja quasi ein Ding der Unmöglichkeit. Das kann nur der Chef regeln.«
    »Da kann man mal sehen, wie wenig man von seinen Kollegen doch weiß«, lächelte Rainer. »Da wir uns schon so zufällig treffen«, fasste er sich dann ein Herz, »ich würde gern mal mit dir unter vier Augen reden. Ist das machbar?«
    »Sicher, worum geht es?«
    »Lass uns das später besprechen, hier auf der Straße ist nicht der richtige Ort dafür. Ich melde mich.«
    »Okay«, lautete die knappe Antwort, dann startete Jens seine Maschine und fuhr in Richtung Langenstraße davon.
    Rainer zog sich wieder ins Archiv zurück. Ihm war klar gewesen, dass seine Recherche zu früheren Artikeln eine Mordsarbeit war, trotzdem hatte er sich die Aufgabe leichter vorgestellt. Dennoch bedeuteten die Ergebnisse auch einen Erfolg für ihn, zeigten sie ihm doch, wie viel er schon für den ›Weser Boten‹ geschrieben hatte. Gleichzeitig befand er sich auf einer Zeitreise in die Vergangenheit. Erinnerungen zu einzelnen Vorgängen kamen hoch, manche waren amüsant, manche traurig, manche abstoßend. Er hörte die Tür klappen. Jens Goldstein trat an Rainers Arbeitsplatz.
    »So, da bin ich. Du wolltest mit mir reden?«, begann er. Rainer war überrascht, dass Jens so schnell reagiert hatte.
    »Ja, ich hatte mit Dr. Koschnick gesprochen.«
    »Was für eine Überraschung«, stellte Jens trocken fest.
    »Er hatte mich auf unser Verhältnis angesprochen, da er den Eindruck gewonnen hat, es gäbe Differenzen zwischen uns. Wenn du dich erinnerst, hatte ich das gleiche Gefühl und dich damals in Hannover darauf angesprochen«, fuhr Rainer fort ohne auf die Bemerkung einzugehen.
    »Du und der Chef einer Meinung, welch Freude«, giftete Jens erneut. »Wir hatten die Angelegenheit doch meines Erachtens geklärt.«
    »Nix ist geklärt!«, verlor Rainer die Beherrschung. »Wenn ich deine nicht ganz faire Berichterstattung über meine Situation mit der Polizei einbeziehe, wobei dir die exponierte Situation unserer Zeitung völlig egal war, muss in dir schon gewaltig etwas brodeln und das würde ich gern versuchen, aus der Welt zu schaffen.«
    »Da kann man nichts aus der Welt schaffen. Du wirst weiter der Arschkriecher des Chefs bleiben, dir wird

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