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Stahlhart

Titel: Stahlhart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volkmar Joswig , Henning von Melle
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die Streithähne an und wies gleich darauf die umstehenden Mitarbeiter zurecht: »Haben Sie alle nichts zu tun? Bitte gehen Sie an Ihren Arbeitsplatz.« Eindringlich sah er den Leiter des Kulturressorts, Alfred Surbeck an.
    »Wir hatten ein Gespräch über einen Arbeitseinsatz«, erklärte der.
    »Das sah mir nicht nach einem Gespräch aus. Ich möchte Sie in meinem Büro sehen, sofort.«
    Mit einem langen, ernsten Blick schaute Dr. Koschnick Jens Goldstein in die Augen, drehte sich dann um und schritt zu seinem Büro, Surbeck, den Leiter ›Kultur‹ im Schlepptau.
    »So was hat es bei uns noch nie gegeben, also was war?«, begann der Chefredakteur, nachdem er die Tür geschlossen hatte.
    »Wir hatten unterschiedliche Ansichten zu einem Arbeitseinsatz. Ich hatte Goldstein gebeten, für die Donnerstagsbeilage einen Artikel über ein neues, aufstrebendes Kabarettduo mit Namen DUO-9 zu schreiben. Er sah das nicht als seine Aufgabe an und meinte, das sei etwas für Volontäre. Für Beilagen sei er zu qualifiziert. Ich teilte ihm mit, dass ich die Entscheidungen treffe, wer und wo. Da ist er ausgerastet, bis Sie dazwischengingen.«
    »Unabhängig von der Frage, ob Sie als Vorgesetzter, der es zu solch einer Eskalation nicht kommen lassen darf, falsch reagiert haben, hat Goldstein Grund für seine Einschätzung?«
    »Natürlich nicht. Sie wissen selbst, dass wir unterbesetzt sind. Ich hatte niemand anders frei, war aber der Meinung, wir sollten uns die Veranstaltung mal ansehen. Es handelt sich um ein aufstrebendes Duo, von dem noch einiges zu erwarten ist. Ich halte es für beobachtenswert. Dass Goldstein dermaßen ausrastet und diese Aggression zeigt, war nicht zu erwarten. Solche Gespräche hat es schon oft gegeben und wird es auch in Zukunft immer wieder geben. Man spricht darüber, entscheidet und erledigt.«
    »Okay, nehmen wir es so hin«, schloss Koschnick. »Danke. Schicken Sie mir Goldstein noch rein.«
    »So, jetzt möchte ich Ihre Version hören«, gab Dr.Koschnick kurz und trocken Jens Goldstein die Chance, seine Position darzustellen, als dieser wenig später das Büro betrat.
    »Der Penner meinte doch glatt, er könne mich rumschubsen wie einen Volontär.«
    »Haben Sie sich immer noch nicht beruhigt? Das war keine Version, sondern eine Beleidigung, die ich in meinem Haus nicht dulde! Mehr brauche ich nicht zu hören. Ich kann Ihnen nur den dringenden Rat geben, sich zusammenzureißen. Wenn Ihnen ein Vorgesetzter einen Auftrag erteilt, haben Sie ihn auszuführen, so er denn in Ihren Aufgabenbereich fällt. Und das tat dieser Auftrag. Alles andere ist Arbeitsverweigerung, die zur fristlosen Kündigung führt. Wenn Sie sich bei uns nicht mehr wohlfühlen, sollten Sie sich einen neuen Arbeitsplatz suchen. Diese Unterhaltung wird in einer Abmahnung enden. Wenn Sie nicht schnellstens zu anderen, früheren Tugenden zurückfinden, sind Ihre Tage bei uns gezählt. Ich weiß nicht, was mit Ihnen los ist, aber so kann das nicht weitergehen. Ich denke, das war’s. Sie können jetzt zurück an Ihren Arbeitsplatz. Übrigens ziehen wir die Kosten der zerstörten Arbeitsutensilien von Ihrem nächsten Gehalt ab.«
    Während Jens Goldstein sich mit eingezogenen Schultern trollte, bestellte Dr. Koschnick Rainer West noch einmal zu sich, der unterdessen weiter im Archiv arbeitete. Er gab Rainer einen kurzen Abriss der Gespräche, der in der Frage endete: »Hast du eine Ahnung, weshalb Goldstein plötzlich so verändert ist?«
    »Ich mache mir auch schon Gedanken über ihn, habe aber keinen konkreten Hinweis«, antwortete Rainer.
    »Was sind das denn für Gedanken?«
    Da erzählte Rainer West von den Indizien, die Jens Goldstein in die Nähe der Bankenungeheuer-Fälle brachte.
    »Ich möchte allerdings darauf hinweisen, dass ich weder einen konkreten Hintergrund für diese Ideen habe noch irgendwelche Fakten«, schloss Rainer vorsichtig.
    »Aber wir haben eine zusätzliche Information«, antwortete Dr. Koschnick.
    »Welche?«, fragte Rainer West überrascht.
    »Goldstein hat ein gewisses Aggressionspotenzial, das wir noch nicht erkannt hatten.«
    »Dr. Koschnick, darf ich einen Vorschlag machen?«
    »Natürlich, raus mit der Sprache.«
    »Um der ganzen Situation im Kulturressort die Schärfe zu nehmen, biete ich mich an, über die Veranstaltung zu schreiben. Außerdem spielt das DUO-9 im Theaterschiff am Schlachteanleger. Ganz in der Nähe haben Britta und ich uns doch kennengelernt. Das wird für uns beide bestimmt ein

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