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Stahlhart

Titel: Stahlhart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volkmar Joswig , Henning von Melle
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brodelte. Er sollte tatsächlich lieber gehen.
    Die Verabschiedung fiel recht unterkühlt und schnell aus, dann befand sich Rainer West wieder auf der Fahrt Richtung Wilhelm-Kaisen-Brücke. Als er die Weser überquerte und kurz nachdachte, welchen Weg er nach Schwachhausen nehmen sollte, bog er nicht zum Wall ab, sondern blieb auf dem Osterdeich. Er würde einen Abstecher ins St.-Jürgen-Krankenhaus machen und nach Britta sehen, die wie immer bei ihrem Bruder weilte. Er bog in die Lüneburger Straße ein, suchte sich auf dem Krankenhausgelände einen Parkplatz und ging in die Neurochirurgie.
    Britta saß wie ein Stillleben am Bett ihres Bruders. Sie freute sich, dass Rainer gekommen war. Für sie eine willkommene Ablenkung, während der stundenlangen Warterei. Im Flüsterton informierte Rainer Britta über das Gespräch mit Jens Goldstein. Dann versuchte er Britta davon zu überzeugen, mit nach Hause zu kommen. Er erzählte von seiner Aufgabe der Kritik für DUO-9 und seiner Idee für einen netten Abend.
    »Du kannst hier doch nichts tun. Die Ärzte werden dich schon informieren, wenn sich eine Änderung abzeichnet.«
    Aber Britta verwies darauf, dass Ulf sie gerade jetzt bräuchte.
    »Es gibt etliche Komapatienten, die nach dem Aufwachen erzählten, sie hätten mitbekommen, dass jemand am Bett saß. Gerade das hätte ihnen Mut gemacht und Kraft gegeben, gegen das Koma anzukämpfen. Deshalb muss ich hierbleiben, so lange es geht. Bitte hab Verständnis. Das Duo tritt doch sicher öfter in der Gegend auf, dann fahren wir eben privat dahin.«
    »Okay, mache ich das allein, schade. Kann ich dir denn etwas holen, Kaffee oder Tee? Möchtest du etwas essen?«
    »Tee wäre schön, und was das Essen angeht, versorgt mich das Personal hier.« Rainer organisierte Britta den Tee, blieb noch einige Zeit bei ihr sitzen, beobachtete sie, wie sie Ulf sanft streichelte und leise auf ihn einsprach. Dann holten ihn seine eigenen Gedanken ein.
    »Du, Britta, ich fahre dann jetzt.«
    Rainer küsste Britta zärtlich auf den Mund. »Bis nachher, ich warte auf dich.«
    »Schön! Bis nachher und fahr vorsichtig«, wünschte Britta.
     
     

18
    Im Auto sitzend rief Rainer West Roland Ernst an und besprach mit ihm den Ausgang des Gespräches mit Jens Goldstein. Dann machte er sich auf den Weg nach Hause. Er bog in die Graf-Moltke-Straße ein, überquerte die Schwachhauser Heerstraße zur Hollerallee, fuhr auf den Stern zu, obwohl er direkt in die Georg-Gröning-Straße hätte einbiegen können, weil er noch tanken wollte. Am Stern lag eine Tankstelle. Kurz vor der Einmündung der Hollerallee in den Kreisverkehr des Sterns überkam ihn der Wunsch, Britta eine Freude zu machen. Wenn es auch keine Rosen sein würden, würde sie sich sicher freuen, wenn er ihr Blumen mitbrachte, selbst wenn sie von der Tankstelle kämen. Er tankte, suchte nach dem schönsten Strauß, den er finden konnte, zahlte und bog direkt vom Gelände in die Wachmannstraße ein, ohne durch den Kreisverkehr zu müssen. Von da musste er den Umweg über die Lürmanstraße fahren, um, von der Georg-Gröning-Straße kommend, in die Rembrandtstraße einbiegen zu können. Er ärgerte sich jedes Mal, wenn er den Umweg durch die engen Straßen nehmen musste, um aus der richtigen Richtung in die Einbahnstraße zu gelangen.
    »Andersherum, von der Wachmannstraße aus, wäre es leichter«, murmelte er vor sich hin. Rainer fand überraschenderweise einen Parkplatz in der Rembrandtstraße, packte seine Sachen und die Blumen für Britta, schloss den Wagen ab und wollte gerade die Straße überqueren, als ein überraschendes ›Plopp‹ an sein Ohr drang. Im gleichen Moment traf ein dumpfer Schlag seine linke Seite von hinten, unterhalb des Schulterblattes. Die Wucht des Schlages riss ihn mit. Zwei, drei taumelnde Schritte, dann sackte Rainer West in sich zusammen. Er blieb blutend mitten auf der Straße liegen, wobei der Lebenssaft sich auf dem Asphalt langsam zu einer Lache ausbreitete.
    Britta Kern verließ gerade die Neurochirurgie, um nach Hause zu fahren. Fast wäre sie am Eingang des Gebäudes von einem mit jaulender Sirene vorbeischießenden Rettungswagen überfahren worden. Sie musste einen schnellen Schritt zurück machen, um den Wagen vorbeizulassen. Noch in Gedanken bei Ulf, war sie nicht konzentriert genug gewesen, um die ankündigende Sirene einordnen zu können. Britta blies die Wangen auf. Ab jetzt würde sie bei der Sache sein. Sie wollte noch schnell bei ihren Eltern

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