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Stahlhart

Titel: Stahlhart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volkmar Joswig , Henning von Melle
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schon Gedanken gemacht. Aber offiziell und mit dem Wissen, wie schnell jemand unschuldig in eine dramatische Situation geraten kann, kann ich Jens nicht beschuldigen, zumal es nichts Handfestes gibt, was das beweisen würde.«
    »Dann lassen Sie uns doch inoffiziell weitersprechen und überlassen mir die Entscheidung, ob ich Sie später noch einmal offiziell darauf anspreche.«
    Auf dieser Basis erzählte Rainer West von seinen Überlegungen. Er war verwundert darüber, dass Roland Ernst seine Gedanken noch nicht weitergetragen hatte. Er würde ihn darauf ansprechen. Vor Frau Hansen wollte er das Thema nicht weiter vertiefen, um Roland nicht zu verraten, schließlich hatte dieser sich in Rainers Zeit als Verdächtiger heimlich mit ihm getroffen. Mit den Worten »Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen« verabschiedete sich Hauptkommissarin Hansen von Rainer.
     
    Rainer West rief Roland Ernst an und erzählte vom Besuch der Beamtin. Dann ging er direkt den Hauptgrund des Anrufes an.
    »Du hattest noch nicht mit Frau Hansen über Jens gesprochen?«
    »Über Jens? Nein, ich kam noch nicht dazu. Zuerst einmal stand im Vordergrund, dass du entlastet wirst. Und du weißt, dass mein Verhältnis zu ihm zwar nicht so eng ist wie zu dir, aber ich wollte anfangs lieber selbst im Stillen ermitteln, bevor ich Jens den Geiern zum Fraß vorwerfe. Du weißt am besten, wie schnell ein unbedachtes Wort einen Unschuldigen bis zum Nachweis der Schuld in arge Bedrängnis bringen kann. Das wollte ich Jens ersparen. Wie würde es sich bei anderen Medien machen, wenn es hieße: ›Ein zweiter Mitarbeiter des Weser Boten unter Verdacht‹? Die Menschen würden denken, dort arbeiteten lauter Kriminelle. Du kannst davon ausgehen, dass ich mich darum kümmere. Aber eben hinten herum.«
    »Okay, akzeptiert, allerdings solltest du bedenken, dass ich mit Frau Hansen darüber gesprochen habe.«
    »Dann liegt das Kind im Brunnen. Hast du denn mit ihr auch über uns gesprochen?«
    »Nein, natürlich nicht. Ich haue dich doch nicht in die Pfanne.«
    »Andernfalls hätte ich wohl einiges zu erklären gehabt, und ob ich auf Verständnis gestoßen wäre, wäre fraglich gewesen. Ich bin ja nur noch am Rande einbezogen. Zwar gehöre ich zum Ermittlungsteam, wegen meiner Nähe zu dir werde ich jedoch kritisch beäugt, und nur weil nicht genügend Leute vorhanden sind, bleibe ich dabei. Andererseits steht der Raub nicht im Vordergrund, sondern die Morde. Trotzdem: Danke. Aber mein Vorhaben, Jens heimlich zu überprüfen, ist damit gescheitert. Schade. Egal, Frau Hansen wird jetzt sowieso vorsichtiger mit ihren Verhaftungen umgehen. Sonst werden die Medien sie fressen. Es würde ihr sicher vorgeworfen werden, sie führe gegen den ›Weser Boten‹ eine Privatfehde, warum auch immer. Jedenfalls würde ihre Karriere den Bach runtergehen bei so viel negativem Medienrummel. Einen Fehler kann sie sich nicht mehr leisten! Sie kann sich allerdings auch auf dich berufen mit dem Hinweis, dass zu schnelles Handeln, durch unnötigen Druck der Medien, Unschuldigen schadet. Das Rennen ist damit wieder offen, was Karrieren angeht.«
    »Vielleicht sollte ich, als Kollege, Jens auf die Vorwürfe ansprechen. Vielleicht lässt sich das Übel kleiner halten, wenn er vorinformiert ist. Vielleicht berappelt er sich wieder, wenn er sieht, dass noch jemand zu ihm steht. Ich werde heute Abend mal zu ihm gehen und versuchen, privat mit ihm zu sprechen. Zu Hause hat er Heimspiel, da fühlt er sich wohl, zugegeben auch stark.«
    »Mach das, aber informiere mich über den Ausgang«, bat Roland zum Abschied. »Ansonsten hänge ich mich dran.«
     
    Nach Feierabend fuhr Rainer West zur Meyerstraße in die Bremer Neustadt. Er wusste, wo Jens Goldstein wohnte. Als Rainer klingelte, regte sich nichts. Auch der nächste Versuch brachte keinen Erfolg. Rainer wollte gerade gehen, als er das typische Röhren eines Motorrades hörte. Von Weitem konnte er erkennen, dass die Maschine eine rote Farbe hatte und der Fahrer eine rot-weiße Lederkombi trug. Jens kam also gerade nach Hause, nicht unbedingt eine vorteilhafte Gesprächssituation. Wenn man nach Hause kommt, gibt es normalerweise erst regelmäßige Abläufe, wie Ausziehen, nach dem Rechten sehen, Post durchgehen. Da will man nicht unbedingt jemanden auf den Füßen stehen haben.
    Jens Goldstein hatte noch nicht einmal ganz den Helm vom Kopf gezogen, als er schon fragte: »Was willst du denn hier?«
    »Mit dir reden.«
    »Das haben wir doch schon

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