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Stahlhexen

Stahlhexen

Titel: Stahlhexen Kostenlos Bücher Online Lesen
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über ihren Konflikt mit der Bellman Foundation und ihre Reise durch England berichten. So wäre sie gerächt und könnte sich einen Namen machen. Wenn ich das nicht packe, bringt es mich um, dachte sie.
    Sie schlug die Augen auf, als der Wagen durch ein Schlagloch rumpelte, und sah vorbeiziehende Bäume und erste Regentropfen, die auf die Windschutzscheibe klatschten. Sie blickte zu Tom Fletcher hinüber. Der lenkte gerade den Cossack mit finsterer Miene die Straßenböschung hinauf, um an einem Wagen vorbeizukommen, der auf einem überschwemmten Straßenstück liegen geblieben war. Der Wagen war geplündert worden - der Inhalt von Kisten und Koffern lag überall verstreut und zeigte, dass da eine Familie unterwegs gewesen war. Danach kam eine ganze Kolonne aufgegebener Wagen, die bis über die Räder im Wasser standen. Menschen waren weit und breit nicht zu sehen. Sie blickte sich durch die matschbespritzte Heckscheibe um. Nichts als Regentropfen und dämmrig dunkle Landschaft; und irgendwo weiter hinten jemand, der ihnen folgte, auch wenn sie ihn nicht sahen.
    Fletcher fuhr weiter. Der Regen kam aus allen Richtungen gleichzeitig und die Bäume am Straßenrand wogten im Licht der Scheinwerfer, die er schon um drei Uhr nachmit-tags anschalten musste. Der alte russische Wagen wirkte stabil und die Federung hielt den Schlaglöchern stand, aber vorwärts kamen sie nur langsam. Zweimal sahen sie vor sich blaues Polizeiblinklicht und fuhren zur Seite, bis die Beamten vorbei waren.
    Einmal bewegten sich die über die Bäume flackernden Polizeileuchten nicht weg, und so fuhr Fletcher hinter eine Scheune, und sie warteten ab. Er stellte den Motor aus, und nun hörte man, wie der Wind sich am Wagen abarbeitete - mit dumpfen Schlägen und lang gezogenen Seufzern. Im Auto war es warm und dunkel, zu sehen war nur die rote Äderung der Armaturen. Obwohl er es eigentlich nicht wollte, machte er doch kurz die Augen zu.
    Er sah Evie und Sally Dunton, die auf dem Feld arbeiteten. Er trat zu ihnen und versuchte, sie zu berühren, und sie sahen ihn so an, wie er es aus dem Filmausschnitt kannte, und schenkten ihm das traurigste Lächeln, das er je gesehen hatte.
    Er wachte auf, weil Mia sein Gesicht berührte, und blickte sich um. Die Polizeileuchten waren weg und der Himmel war nahezu dunkel, bis auf den Halbmond, der über den Bäumen aufstieg.
    Sie fuhren weiter - langsam. Fletcher hielt sich von den größeren Straßen und besiedelten Gegenden fern. Die Landsträßchen, die sie auf der Karte heraussuchten, waren oft von liegengebliebenen Fahrzeugen versperrt oder so hoch überflutet, dass das Wasser über den Kühlergrill des Cossack schwappte und sie umkehrten, um nicht noch Wasser in den Motor zu bekommen - und dann nahmen sie andere, noch kleinere Wege. Auf einem mussten sie irgendwann lange nach Einbruch der Dunkelheit die alte Kette aus dem Cossack wuchten, um einen umgestürzten Baum wegzuräumen. Fletcher schlang die Kette um das obere Teil des Stammes, und Mia setzte dann im Rückwärtsgang zurück und zerrte an dem Baum, bis die letzten Fasern, die ihn mitdem Stumpf verbanden, sich zu einem einzigen Strang verdrehten und kreischend brachen.
    Danach kamen sie durch einige Dörfer, in denen die Häuser dunkel oder nur ganz schwach erleuchtet waren. Im Scheinwerferlicht sah man die Feuersteinmauern der Häuser glitzern, und die steilen Dächer hatten S-förmige Ziegel, von denen das Wasser tropfte. Zu ihrer Linken stand eine Reihe dieser Häuser im Dunkeln. Im Lichtkegel zeigten sich Sandsäcke, die vor den Türen aufgeschichtet waren, und mit Sperrholzplatten vernagelte Fenster. Vor einem Haus war sogar ein umgekippt liegendes Boot mit Seilen an der Tür festgemacht.
    Danach, es war kurz vor Mitternacht, kam nur noch Wald. Doch dann sahen sie etwas Seltsames. Herrenlose Regenschirme wehten über die Straße, manche umgeschlagen, andere schon ganz zerbrochen. Im Scheinwerferlicht tauchte eine Reihe Menschen auf und überquerte die Straße - sie trugen Regencapes aus Plastik und hielten den Kopf gegen den Regen gesenkt. Zwischen den Bäumen zur Linken kamen noch zwei weitere Wanderer heraus. Sie hielten an zwei hölzernen Stangen ein Banner aufgespannt, das irgendein religiöses Symbol zeigte - ein Lamm oder einen Vogel, wie Fletcher schien. Andere trugen kleinere Stoffbanner, die im Wind flatterten, bis sie in den dunklen Feldern auf der anderen Seite der Straße verschwanden.
    Während sie zum Warten gezwungen waren,

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