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Stahlhexen

Stahlhexen

Titel: Stahlhexen Kostenlos Bücher Online Lesen
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sein könnte?«
     

»Nein.«
    Dieses Eingesperrtsein in der Vordiele ging ihm allmählich auf die Nerven. »Çidem, kann ich mir mal Daisys Zimmer anschauen?«, fragte er.
    »Nein, ausgeschlossen. Sonst machen Sie noch was kaputt. Und ich krieg dann die Schuld.«
    »Für Schäden würde ich natürlich aufkommen.« Er sah ein Zwinkern in den großen Augen. »Sie möchten lieber schon einen Vorschuss haben, nicht wahr?«
    Es stellte sich heraus, dass die kleine Çidem Ringellocken hatte und auf ihre mollige Art eine richtige Schönheit war. Sie trug einen raffiniert geschnittenen Hosenanzug aus einem seidigen Stoff, der im Licht schimmerte - die Ärmel waren allerdings aufgekrempelt und die Hose mehrfach umgeschlagen, als gehörte der Anzug eigentlich einer größeren Frau.
    »Das viele Bügeln muss ja ganz schön einträglich sein«, sagte er.
    Sie legte kichernd den Finger an die Lippen - und dieses Kichern klang sogar noch boshafter als ihr Lachen eben. »Gehört Daisy.«
    »Sie haben mit Besuch von der Presse gerechnet, nicht wahr?«
    »Was ich Ihnen über Daisy alles erzählen könnte. Was ich Ihnen in diesem Haus hier zeigen könnte. Das ist Tausende wert. Fünf- oder Zehntausend.«
    »Geben Sie mir doch einfach mal einen Vorgeschmack, Çidem. Dann komme ich zurück, und wir machen ein komplettes Interview.«
    »Geben Sie mir doch mal einen Vorgeschmack.«
    Er gab ihr einen Hunderter.
    Sie zeigte ihm die Zimmer im Erdgeschoss. Eine ordentliche Küche, in der es nach Bügelwäsche roch, und zwei neutral eingerichtete Wohnzimmer. Sie lächelte ihn an. »Und jetzt nach oben.«
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Fletcher, der Çidems Bemerkung zur Sünde noch gut im Gedächtnis hatte, wartete ab, bis sie die Treppe halb hinauf war, ehe er ihr folgte. Sie ging langsamer, und einen Moment lang verharrte ihr Hinterteil auf Höhe seiner Augen. Dann standen sie oben im Flur. Çidem schloss eine Tür auf und sagte: »Hier hat die Polizei sich am längsten aufgehalten. Bitte nur hineinschauen, nicht hineingehen.«
    Sie stieß die Tür auf und drückte auf den Lichtschalter. Die Deckenlampe hatte einen roten Schirm - aus einer Art Kunstpelz, der für eine erotische Beleuchtung sorgte. Und Beleuchtung war nötig, da die Fenster mit schweren, den Raum vollkommen abdunkelnden Vorhängen verhängt waren. In der Mitte des Zimmers stand ein Doppelbett mit einer Tagesdecke aus ähnlichem rotem Kunstpelz und ohne Kopfkissen. Weitere Möbel gab es nicht, doch die eine Wand war vom Boden bis zur Decke vollständig verspiegelt.
    Er sah Çidem an, die ihre sauber gezupften Augenbrauen hob.
    »Was findet denn hier statt?«, fragte er.
    »Was meinen Sie wohl ? Das ist das Zimmer einer Hure. Sie bringt Männer hierher.«
    »Haben Sie diese Männer gesehen?«
    »Nein. Aber wozu sollte so ein Zimmer sonst dienen?«
    Das fragte er sich auch. In der Wand gegenüber dem Spiegel waren zwei Metallhaken angebracht, die im roten Licht lange Schatten warfen. Beim Fenster standen mehrere Frauenstiefelpaare unterschiedlichen Stils, daneben lagen schwarze Handschuhe. Er musste zugeben, dass er sich das Schlafzimmer einer mit einem Stipendium ausgezeichneten Nachwuchsphysikerin anders vorgestellt hätte, aber irgendwie kam ihm der Raum auch übertrieben vor, fast wie eine Karikatur. Als ob eine junge Nachwuchsphysikerin, die in der Schule Theater gespielt hat, versucht hätte, sich ein Zimmer wie aus dem Rotlichtmilieu einzurichten. Aber andererseits dachte er, sie arbeitet ja wirklich in einem Hostessen-
     

Club und bezahlt auch die Miete für dieses Haus. Und sie ist mit Nathan Slide auf dem Beifahrersitz ihres Wagens losgefahren. Welche Schlüsse hatte die Polizei wohl gezogen, als sie dieses Zimmer sah? Blonde Sex-Studentin stößt Waffenproduzenten bei einem Streit ums Geld in die Kiesgrube und versteckt sich aus Angst? War es tatsächlich so gewesen?
    Aber sie hatten sich nicht über Geld gestritten. Sondern über Hexen.
    Er ließ Çidem die Tür schließen, und sagte: »Das ist offensichtlich nicht ihr privates Schlafzimmer.«
    »Nein, sie schläft in dem Zimmer da. Dort hat die Polizei sich nicht so lange aufgehalten. Es gibt auch nichts zu sehen.«
    »Lassen Sie mich hineinschauen.«
    Im ersten Moment dachte er, Qdem hätte recht. Das Zimmer war sauber und ordentlich und ein schwacher Duft von teurem Parfüm hing in der Luft. Durch halb geöffnete Vorhänge drang das Licht des Nachmittags herein, und man hatte einen Blick auf die Rückfront des hinteren

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