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Stahlhexen

Stahlhexen

Titel: Stahlhexen Kostenlos Bücher Online Lesen
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für mich?«
    Sie trank einen Schluck Wodka und betrachtete ihn dabei. Dann öffnete sie die Tasche und holte etwas heraus, einen schwarzen Bilderrahmen aus Holz, etwa in Buchformat.
    Sie warf einen kurzen Blick darauf, dann reichte sie ihn an Fletcher weiter.
    In dem Bilderrahmen steckte ein Farbfoto. Es war ein Schnappschuss von einer Veranstaltung auf einem Militärflugplatz, auf dem ein großer amerikanischer B52-Bomber vor einer Flughalle stand. Dutzende von Menschen scharten sich um das Flugzeug: Männer und Frauen in grünen Uniformen sowie einige Zivilisten. Diese waren im Stil der achtziger Jahre gekleidet. Ausgewaschene Bluejeans oder Leggings. Kinder unterschiedlichen Alters waren mit von der Partie. Die Leute aßen Eis und die Kinder hielten Luftballons. Auf einem quer über die Front der Flughalle gespannten Transparent stand: US Air Force Alconhurst Family Day.
    Fletcher wusste, dass die etwa zwanzig Meilen außerhalb Cambridge liegende Militärbasis Alconhurst der größte der wenigen in Großbritannien verbliebenen amerikanischen Luftwaffenstützpunkte war. Der Militärkomplex war weit größer als das in der Nähe liegende Städtchen gleichen Namens, das sich an die Präsenz der Amerikaner gewöhnthatte, seit diese dort im Zweiten Weltkrieg die ersten Start - und Landebahnen für die »Fliegenden Festungen« angelegt hatten.
    Auf dem Foto hatten sich, unmittelbar unter der Spitze eines B52-Bombers, einige Leute versammelt. Es war ein Erinnerungsfoto an ein fröhliches Sommerfest auf dem Flugplatz. Links stand ein Paar in den Mittvierzigern. Die beiden hielten sich lächelnd bei der Hand. Die Frau, die braunes Haar und einen kurzen, praktischen Haarschnitt hatte, trug ein Kleid, an das Fletcher sich noch gut erinnerte: Wenn sein Vater sie in diesem hautengen, gegürteten Jeanskleid sah, hatte er immer einen anerkennenden Pfiff ausgestoßen.
    »Das sind meine Eltern«, sagte Fletcher.
    Er selbst war nicht mit abgelichtet. Auf dem Alconhurst- Stützpunkt der Air Force war er noch nie im Leben gewesen.
    Mum und Dad, dachte er. Ende der achtziger Jahre. Im Radio hörte man Guns'n'Roses. Ich war dreizehn oder vierzehn. Damals hat sich irgendwas zwischen mir und euch verändert. Daran erinnere ich mich. Ihr gingt manchmal einen Nachmittag oder einen ganzen Tag lang weg. Ohne mich. Ich wurde zu irgendwelchen Freunden gebracht, und dann seid ihr den Tag verschwunden.
    Das Bugrad unter der Spitze des B52-Bombers war ziemlich riesig. Rechts davon stand ein zweites Paar. Der Mann trug eine grüne Militäruniform. Es war der Mann, dessen Foto Fletcher diese Woche in der Zeitung gesehen hatte - natürlich deutlich jünger, aber dennoch unverkennbar: der große, kräftige Nathan Slade. Er hatte den Arm um die Taille einer Frau gelegt, die ebenfalls uniformiert war. Auf dem Kopf trug sie eine Schirmmütze, die einen Schatten auf ihr Gesicht warf, so dass nur ein breites Lächeln zu sehen war. Es war eine schlanke, attraktive Frau schwer zu schätzenden Alters.
    »Wer ist diese Frau an Nathan Slades Seite?«
    »Sie heißt Cherelle Swanson. Klingt wie der Name eines altmodischen Film-Starletts, was ? Aber sie war früher Militärpsychologin bei der US Air Force.
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich habe heute mit ihr telefoniert. Nathan Slade hat sie als seine engste Angehörige genannt. Sie ist seine Frau. Die beiden haben sich vor Jahren getrennt, aber anscheinend Kontakt gehalten. Sie ist gerade aus den Vereinigten Staaten eingetroffen, um seine Leiche abzuholen. Die Air Force kümmert sich um ihre Leute, Tom. Und ganz besonders um Leute, die nach ihrer Dienstzeit bei Bellman arbeiten. Cherelle hält sich die nächsten Tage auf dem Alconhurst-Stützpunkt auf. Morgen bringt der Vorsitzende von Bellman England ihr Nathans Sachen.«
    Fletcher spürte, dass Stan zu ihnen trat, dann aber schwieg und wieder wegging, ohne etwas gesagt zu haben.
    Er betrachtete immer noch das Foto. Zwischen den beiden Paaren stand jemand auf dem großen, breiten Rad des Fahrgestells. Ein kleiner Junge. Er sah aus wie zehn, vielleicht auch jünger, wirkte blass mit dem pechschwarzen Haar und hatte das Gesicht zu einem boshaften Grinsen verzogen. Die Frau in Uniform - Cherelle Swanson - hatte ihm die Hand auf die Schulter gelegt.
    »Wer ist dieses Kind?«, fragte Mia. »Sind Sie das? Es sieht Ihnen eigentlich nicht ähnlich.«
    Fletcher berührte das Foto. »Nein, das bin ich nicht. Aber ich stelle mir dieselbe Frage. Hat Nathan jemals eine

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