Stahlhexen
Mann seines Namens war des Mordes an einer jungen Frau angeklagt worden, deren Leiche man auf einem brach liegenden Grundstück gefunden hatte. Aspen Slade war aus Mangel an Beweisen freigesprochen worden, hatte aber für unerlaubtes Tragen von Waffen in der Öffentlichkeit dennoch ein Jahr Haft bekommen. War dieser Aspen Slade derselbe Mann, der Fletcher angerufen und Du musst sehen, was ich hier mache gesagt hatte? Derselbe Mann, der Daisy Seager an ein Brett gebunden und ertränkt hatte?
Und warum? Weil sie etwas über die Stahlhexen wusste?
Er telefonierte ausgiebig mit dem Luftfahrtmuseum von Cambridge - ein großer Komplex mit eigenem Flugfeld, der ein Stück außerhalb der Stadt lag. Er unterhielt sich mit einem Abteilungsleiter, einem Historiker und einer PR- Dame des Museums. Doch keiner wusste irgendetwas über Stahlhexen, und sobald Daisy Seagers Name fiel, wurde das Gesprächsklima eisig. Schließlich stellte man ihn zu einem Archivar namens Tim Redshaw durch.
Mit Tim war es anders. Tim behauptete nachdrücklich, noch nie von Daisy gehört zu haben, verhaspelte sich beim Sprechen und brach das Gespräch ab. Tim wusste irgendwas, worüber er nicht reden wollte.
Also war Tim Redshaw genau der Mann für Fletcher.
Jetzt stellte sich nur die Frage, wie Fletcher an ihn herankommen sollte. Vielleicht einfach hinfahren und auf einem Gespräch bestehen? Aber würde er damit Erfolg haben?
Nachdenklich lauschte Fletcher auf das Getröpfel draußen, während er auf seinem Notebook eine neue Datei anlegte.
Es war eine Zusammenfassung all dessen, was er bisher wusste: eine Liste der Leute, mit denen er gesprochen, und der Orte, die er aufgesucht hatte. Der Hunters Club, die Bellman Foundation, das Felwell College, Alconhurst und Charlie Fenners Werkstatt. Er scannte die Fotos der Stahlhexen ein, die er mit der Datei verknüpfte, und hängte noch eine aus dem Gedächtnis erstellte Zusammenfassung seines Gesprächs mit Major Jerry Lindquist an. All diese Daten mailte er dann seiner Anwältin und speicherte zusätzlich eine Kopie in seinem Webspace im Internet, mit der Anweisung, diese Datei im Fall seiner Verhaftung oder eines sonstigen ernsten Zwischenfalls zu öffnen.
Schließlich druckte er noch eine Kopie aus, steckte sie in einen Umschlag und klebte diesen unter seinen Schreibtisch. All das erschien ihm als sinnvolle Vorsichtsmaßnahme. Gerüchte über verschwundene Luftwaffenstützpunkte sollte man vielleicht nicht übermäßig ernst nehmen, aber wenn einem von einem vollkommen realen Vertreter eines Internen Beirats der US Air Force mit einem Auslieferungsersuchen gedroht wurde, verlieh das der Sache doch etwas mehr Gewicht.
So macht man das nun mal, wenn man genug Zeit hat, sich vorzubereiten, dachte er.
Und was machte man, wenn einem keine Zeit mehr blieb, fragte er sich plötzlich. Oder wenn die verbliebene Zeit schneller abgelaufen war als erwartet? Wie würde man dann andere Menschen auf einen wichtigen Fund aufmerksam machen?
Er öffnete noch einmal die Nachrichten-Webseite unddruckte die mit der Überwachungskamera geschossenen Bilder von Daisy Seager aus. Daisy in ihrem weißen Golf, wie sie über den Parkplatz des Hunters Club fuhr. Nathans massige Gestalt auf dem Beifahrersitz war durch die vereiste Windschutzscheibe kaum zu erkennen und Daisys Gesicht lugte nur mühsam durch die zwei frei gekratzten Streifen.
Worüber hast du mit dem Archivar geredet, Daisy?
Er hielt den Mitschnitt an, als ihr Gesicht am deutlichsten zu sehen war: Es war blass und konzentriert.
Hast du uns vielleicht auch etwas hinterlassen, Daisy? Ein Zeichen, eine Nachricht?
Anfangs brachte der Krieg keine großen Veränderungen. Sally wollte sich freiwillig zur Frauenhilfstruppe melden und ließ sich in der Stadt ärztlich untersuchen. Der Arzt sah sie an und rief einen Kollegen, damit er ebenfalls einen Blick auf sie warf. Sie sagten ihr, sie solle weiter ihre Felder bearbeiten. Als sie zurückkam, schlug sie die Tür so wütend hinter sich zu, dass die Scheibe einen Riss bekam.
Wir pachteten einige Hektar von der großen Farm im Osten dazu und bauten Lauch, Zwiebeln -und Kohl an. Alles wurde nach Süden in die Vorratsdepots verfrachtet. Wir arbeiteten vierzehn Stunden täglich und gingen früh schlafen. Wir aßen nicht viel, aber sehr gesund. Wir wurden drahtig und stark. Ein Inspektor des Ministeriums kam vorbei, tun unsere Arbeit zu kontrollieren. Er sagte, die Felder seien gut in Schuss.
In den ersten Jahren
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