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Stahlhexen

Stahlhexen

Titel: Stahlhexen Kostenlos Bücher Online Lesen
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hatte die Ärmel hochgekrempelt, obwohl ich diese Male habe, die den Leuten Angst machen. Denn außerdem habe ich auch Muskeln. Über dem Meerhingen dicke Wolken, die an den Rändern rötlich schimmerten. Die Fensterläden klapperten im Wind.
    Anfangs waren die Geräusche, die vom Freien Feld aus Westen heranwehten, nur leise. Aber sie blieben die ganze Zeit und wurden lauter, wenn der Wind sich drehte. Ich ging hoch, und da stand Sally schon am Fenster und hatte die Läden aufgeklappt. Der Wind fuhr in Grannys Sachen, dabei ist es doch wichtig, dass alles ganz unberührt bleibt. Ich machte die Fensterläden wieder zu, aber Sally hielt ihre Seite offen. Ich konnte sehen, wonach sie schaute. Hinter unseren Feldern kamen silbergraue Flugzeuge aus dem Himmel auf das Freie Feld herunter. Sie glänzten, die Sonne spiegelte sich in ihren Flügeln. Sally lachte und klatschte in die Hände.
    »Amerikaner, Evie. Amerikanische Flugzeuge.«
    Ich ging hinunter und auf das Feld, um nach den Zwiebeln zu sehen. Hinter mir hörte ich das Brummen immer lauter werden. Ich dachte an die Vergangenheit, an all die Geschichten, die Granny mir erzählt hatte - und von denen Sally behauptete, es wären einfach nur erfundene Geschichten - an all das, was hier passiert ist, an den Hexenjäger, an Gussy Salter, Bessie Weiler und den Grund, warum unsere Haut ist, wie sie ist. Der Lärm wurde zu einem einzigen grollenden Dröhnen, und manchmal, wenn die Flugzeuge kreisen mussten, bevor sie landen konnten, sah ich Lichtblitze über den Feldern. Manche flogen so tief, dass sie Staub von der Erde aufwirbelten. Ich blickte nicht auf. Ich sagte: »Was hier ist, wird sich nie ändern. Niemals.«
    Sie gingen eine Metalltreppe hinauf und traten im ersten Stock in einen Korridor mit Verwaltungsbüros. Tims Büro lag am Ende des Gangs. Gerade, als sie hochkamen, machte er seine Tür auf, erblickte Mia, staunte mit großen Augen und lächelte. Dann bemerkte er Fletcher, und sein Lä-cheln erstarb, aber da waren sie alle auch schon in seinem Büro.
    Es war ein hübscher Raum mit einem großen Fenster, durch das man einen Blick auf Dutzende von Flugzeugen hatte, die in der Ausstellungshalle zu sehen waren. Viele hingen von der Decke, oft so, als griffen sie gerade im Sturzflug an, und alle warfen lange Schatten auf den menschenleeren Hallenboden. Am größten und eindrucksvollsten war eine »Fliegende Festung«, aus deren Geschützkanzeln Gewehrläufe starrten.
    Fletcher musterte Tim Redshaw, der hinter seinem Schreibtisch saß.
    Er war Anfang vierzig, sein schöner blauer Anzug glänzte seidig, das Haar war zur Seite gescheitelt und im einen Ohr war ein leeres Piercing-Loch. Ein Kind der achtziger Jahre und immer noch nicht ganz erwachsen. Es wirkte ordentlich bei ihm: Auf dem Schreibtisch stand nur eine Lampe sowie ein Notebook, dessen Lämpchen signalisierte, dass es am Stromnetz hing, und vor Redshaw lagen Mias und Fletchers Visitenkarten. Er hatte einen Zeigefinger an die Lippen gelegt, blickte noch einmal auf die Visitenkarten und sah dann Fletcher an.
    »Sie hatten mich vorhin ja schon angerufen, aber ohne mir zu sagen, dass Sie für Bellman arbeiten.«
    »Tut mir leid, das muss ich wohl vergessen haben. Wie dumm von mir.«
    Tim Redshaw wandte sich an Mia. »Also, was kann ich für Sie tun?«
    »Eine heikle Angelegenheit«, sagte Mia. »Es geht um Daisy Seager.« Tim Redshaw biss sich auf die Lippe.
    »Die junge Frau, von der in den Nachrichten die Rede war?«
    »Sie ist tot, ja. Nun haben wir erfahren, dass sie sich intensiv mit einem bestimmten Thema befasst hat, und zwar mit Gerüchten und alten Geschichten über Luftwaffen-
    185Stützpunkte. Möglicherweise beabsichtigte sie, diese mit der Bellman Foundation in Beziehung zu bringen. Ihr Tod ist natürlich tragisch. Aber wir müssen nun ein paar Punkte klären, wenn Sie verstehen.«
    Tim Redshaw strich sich mit der Hand übers Haar und erwiderte nichts. Hinter ihm sah man die windschnittigen Formen der Flugzeuge, die das Licht der Ausstellungshalle reflektierten, das auch seinen Anzug so seidig glänzen ließ. Dann wurde die Ausstellungshalle endgültig geschlossen: Eine Lampe nach der anderen erlosch, bis man nur noch die zackenförmigen Silhouetten der Flügel im regnerischen abendlichen Dämmerlicht sah, das durch die Glasfront fiel. Tim, der jetzt im Halbdunkeln saß, machte die Schreibtischlampe an und legte beide Hände vor sich auf die Tischplatte - was man eben so tut, wenn man zeigen will,

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