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Stahlhexen

Stahlhexen

Titel: Stahlhexen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Hören Sie endlich mit Ihren Einschüchterungsversuchen auf.«
    »Ich würde Ihnen einfach gerne noch kurz den Standpunkt der Bellman Foundation etwas näher erläutern«, sagte sie.
    »Schicken Sie es mir schriftlich.«
    »Dann müssten wir vieles explizit darlegen und Kopien an Mitarbeiter und Vorgesetzte schicken. Verstehen Sie, was ich meine?« Redshaw sah sie finster an. »Mr Fletcher, zwei Minuten bitte, okay?«, bat sie.
    Fletcher wartete in der menschenleeren Ausstellungshalle im Erdgeschoss. Im Dunkeln wirkte der Raum sogar noch größer: Über die riesige Glasfassade, die von außen beleuchtet wurde, strömte der Regen. Drinnen kam das einzige Licht von der schwachen Sicherheitsbeleuchtung, die dicht bei der Wand den Boden markierte. Die Flugzeuge über Fletcher hingen da wie ein fliegendes Geistergeschwader mit dunklen Cockpits und Geschützkanzeln.
    Er blickte zu Tim Redshaws Büro hinauf. Spielte Mia noch die Rolle der Bellman-Managerin, oder gestand sie Tim gerade, dass sie alten Firmendreck aufwühlen wollte, um sich für ein Jahr der Demütigungen zu rächen - für die zerstörten Träume eines Mädchens aus der amerikanischen Provinz.
    Durch das Glaspaneel der Tür war keine Bewegung auszumachen. Vielleicht bedeutete das ja, dass Mia Fortschritte machte.
    Er ging durch die Ausstellungshalle und sah sich die Flugzeuge an. In der Mitte stand ein »Mustang«-Kampfjäger auf dem Boden, dasselbe Modell, das er gerade in dem Film gesehen hatte. Das schönste Flugzeug, das je gebaut wurde. Jetzt verstand er, warum Tim das gesagt hatte. Selbsthier, einfach nur still in der Ausstellungshalle stehend, wirkte es dynamisch: das bullige und doch schnittige Design, der perlartig im Halbdunkel schimmernde Metallrumpf. Unterhalb des Cockpits war dieses Ausstellungsstück mit recht schlichter Nose Art bemalt - eine typische Strandnixe der vierziger Jahre; kein Vergleich mit den eindrucksvollen Gesichtern, die er gerade in dem alten Film gesehen hatte. Waren diese beiden Frauen die ursprünglichen Vorbilder der Stahlhexen? Hatte der Künstler ihre hässlichen Muttermale und Sommersprossen als Nieten dargestellt, die über ihre Gliedmaßen liefen? Hatte seine Mutter sich wegen dieser beiden Frauen zum Recherchieren in ihr Arbeitszimmer eingeschlossen - und sogar versucht, den Luftwaffenstützpunkt selbst zu finden? Aber warum?
    Er strich mit der Hand über die kalten Stahl- und Aluminiumplatten des Flugzeugrumpfes, wobei er die Nieten kaum spürte, weil die runden Köpfe tief in die Oberfläche eingelassen waren. Ob die Haut dieser Frauen sich so angefühlt hatte?
    Im Augenwinkel nahm er plötzlich eine Bewegung wahr. Als er herumfuhr, stieg ihm ein altmodischer Lakritzgeruch in die Nase.
    Etwas traf ihn ins Gesicht - kein Schlag, sondern irgendetwas Ätzendes, so scharf und stechend, dass er spürte, wie die Äderchen seiner Nasenschleimhaut platzten. Er war geblendet, seine Augen füllten sich unter den brennenden Lidern mit Wasser und das Flugzeug löste sich ihm in tausend Einzelteile auf. Als er versuchte, das ätzende Zeug auszuhusten, war ihm, als hätte er den Mund voll Pfeffer.
    Eine chemische Keule.
    Jemand hatte ihm Tränengas ins Gesicht gesprüht. Er beugte sich keuchend vor, die Hände auf den Flugzeugstahl gelegt, dessen Nieten sich plötzlich riesenhaft unter seinen Fingern wölbten.
    »Tom.«
    Tom wieder so ausgesprochen, dass es sich auf »Scham« reimte. Die Stimme war dicht hinter ihm. Vermutlich hockte jemand unmittelbar vor dem Cockpit oben auf dem »Mus- tang«-Flügel.
    »Aspen?« Fletcher sah noch immer so gut wie nichts - es fühlte sich an, als hätte ihm jemand die Finger in die Augen gebohrt -, und das Sprechen tat ihm in der Kehle weh.
    »Dreh dich nicht um, Tom. Sonst muss ich dich ein zweites Mal mit dem Zeug ansprühen. Es kann Atemversagen auslösen und bleibende Schäden hinterlassen.«
    Fletcher versuchte, sich abzuwenden. Er spürte, wie sich etwas um seinen Hals legte - etwas Kaltes, Schmales, das sich wie ein Metallhaken anfühlte. Er wollte mit der Hand danach greifen, doch sofort wurde der Druck verstärkt. Durch die Hebelwirkung und den Höhenvorteil konnte der Angreifer mehr als genug Kraft aufwenden und drohte, Fletcher die Luftröhre zu zerquetschen.
    Fast schon auf den Zehenspitzen, verharrte Fletcher vollkommen reglos. Er hörte ein Kaugeräusch, ein feuchtes Schmatzen.
    »Du willst bestimmt Wasser, Tom? Um dir die Augen auszuwaschen.«
    »Ja.Ja.«
    »In der Nähe der

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