Stahlhexen
Kasse gibt es einen Erste-Hilfe-Raum. In ein paar Stunden geht es dir wieder blendend.«
Fletcher spürte, dass seine verätzte Nasenschleimhaut zu bluten begann. »Warum machst du das?«, fragte er.
Der Metallhaken grub sich noch ein bisschen tiefer in seinen Hals. Fletcher wusste, dass Aspen ihn auf diese Weise ohne großen Kraftaufwand erwürgen konnte. Wieder hörte er ein paar Sekunden lang Kaugeräusche, dann war es still.
»Ich hab immer von dir gehört, Tom. Wie toll du bist, wie vollkommen. Nicht so wie ich mit meinen Problemen und meinen Medikamenten. Ich wollte immer du sein, Tom.«
Fletcher spürte, wie die Stimme sich seinem Ohr näherte. »Hast du diese Geschichten gehört? Über den alten Luftwaffenstützpunkt, der verschwunden ist?«
»Gerüchte.«
»Nein, die Gerüchte stimmen, Tom. Das alles ist die Wahrheit. Er liegt irgendwo da draußen. Und da hat alles angefangen.« Die Stimme war jetzt ganz dicht an Fletchers Ohr, und Aspen, der von der Anstrengung keuchte, streifte ihn mit seinem heißen Atem. »Es gibt Beweise. Daisy hat nach Beweisen gewühlt - hat meinen Dad bezirzt, kam sich wahnsinnig schlau dabei vor. Aber sie hatte das Beweisstück in Händen.«
»Den Film?«
»Scheiß auf den Film. Der beweist gar nichts. Daisy hatte schriftliche Beweise, Tom. Jemand hat sich die Geschichte der Stahlhexen angehört und sie aufgeschrieben. Denn die beiden Mädchen haben gesehen, was damals dort geschehen ist, sie haben die Gefahr gesehen.
Eine neue Kauorgie. Der Haken grub sich noch heftiger in Fletchers Hals und hob ihn fast von den Füßen. »Was haben sie gesehen?«, ächzte Fletcher.
»Es gibt da so ein Gift, Tom. Es ist furchtbar. Man sieht es nicht und man schmeckt es nicht, aber es breitet sich aus wie eine Seuche. Dort auf dem Luftwaffenstützpunkt ist es damals eingetroffen, die Flugzeuge haben es mitgebracht. Daisy hatte dafür schriftliche Beweise. Die muss ich vernichten, Tom. Ein für allemal aus der Welt schaffen. Hier sind mächtige Kräfte am Werk, kapierst du?
»Wo ist dieser Bericht, der das beweist?«
»Sie hat ihn versteckt, ihn jemandem gegeben, dem sie vertraut. Daisy hat nicht viel geredet - ist das nicht sonderbar? Aber sie hat mir trotzdem genug erzählt. Sie hat gesagt, das Beweisstück liegt irgendwo, wo garantiert niemand es erwartet. Kannst du dir darunter irgendwas vorstellen?«
»Ich weiß überhaupt nicht, wovon du sprichst...«
»Ach ja?« Die Stimme war wieder ganz dicht an seinem Ohr. »Wenn ich das Beweisstück finde, Tom, werde ich es vernichten. Und dann fahre ich zu diesem alten Luftwaffenstützpunkt raus und bringe Kate Fletcher auch noch um. Weißt du, was sie gemacht hat? Sie hat den Luftwaffenstützpunkt als Erste wiederentdeckt und herausgefunden, was damals passiert ist. Sie weiß alles. Sie verbreitet das Gerücht wie ein Gift, verstehst du?« Fletcher begann zu zappeln, doch der Metallhaken würgte ihn und hielt ihn fest. »Sie ist da, Tom. Daisy hat es mir gesagt. Kate Fletcher ist dort, auf dem alten Luftwaffenstützpunkt, wo alles angefangen hat.«
»Sie ist auf dem Stützpunkt?«
»Aber mit all dem Wissen, das sie hat, kann sie sich ihres Lebens nie mehr sicher sein. Niemals. Willst du sie nicht retten? Fahr doch zum Stützpunkt und halt mich auf. Du gegen mich, Tom. Der Musterknabe gegen das Problemkind. Aber ich werde sie töten, Tom.« Der Haken löste sich einen Moment und drückte dann gleich wieder umso stärker. »Versuch doch, mich aufzuhalten.« Plötzlich war Flechter frei und griff hastig hinter sich, um seinen Angreifer festzuhalten. Mit seinen brennenden Augen konnte er nur ganz verschwommen sehen: ein Brecheisen mit gebogener Spitze, das schimmernd durch die Dunkelheit auf ihn herabfuhr.
Nach zehn Minuten war Mia Tyrone klar, dass sie Tim Redshaw nicht dazu bringen würde, die Schublade aufzuschließen und ihr die DVD herauszugeben. Anfangs versuchte der Kerl mit ihr zu flirten und wollte mit ihr ausgehen, damit man mal in Ruhe über alles reden könne. Dann wurde er ärgerlich und hakte nach, was für eine Stellung sie eigentlich bei Bellman habe und wer ihr Vorgesetzter sei. Sie merkte, dass es Zeit wurde, allmählich zu verschwinden. Doch gerade als sie aufstand, flog die Tür des Büros mit einem Krachen auf, das in den Ohren wehtat und durch den ganzen
Ausstellungssaal hallte. Sie wich zurück und sah, dass auch Tim Redshaw aufgesprungen war.
In der Tür stand Tom Fletcher. Blut lief ihm aus Nase und Mund, die Augen
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